Immokredit-Nachfrage brach bei Volksbanken um mehr als 50 Prozent ein

Volksbanken-Verbund-Sprecher Gerald Fleischmann
Volksbanken-Chef: Strengere Kreditvergabe nicht mehr nötig - Gewinn sank von 219 auf 115 Mio. Euro

Die Nachfrage nach Immobilien-Krediten ist im Volksbanken-Verbund Ende des Jahres um mehr als 50 Prozent zurückgegangen. Im vierten Quartal 2022 betrug das Minus 53,2 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2021, berichtete Volksbanken-Chef Gerald Fleischmann am Donnerstag in einer Pressekonferenz in Wien. Grund sei die Zinswende, deshalb sei auch die Verordnung der Finanzmarktaufsicht (FMA) zur strengeren Vergabe nicht mehr nötig, so Fleischmann.

Die FMA hatte vergangenes Jahr die Vergabe von Immobilienkrediten an Private eingeschränkt, um Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer vor einer Immobilienblase zu schützen. Die Verordnung habe bei Beschluss sehr viel Sinn gemacht, mittlerweile bräuchte es sie aber gar nicht mehr, weil die Kreditnachfrage ohnehin stark zurückgegangen sei, argumentierte Fleischmann.

Seit der strengeren Auslegung der sogenannten KIM-VO (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung) dürfen Wohnbaukredite nicht mehr länger als 35 Jahre laufen, der Eigenmittelanteil muss mindestens 20 Prozent betragen, die Rückzahlungsrate darf maximal 40 Prozent des verfügbaren Nettoeinkommens ausmachen.

Wie Fleischmann erklärte, scheitern die meisten an der 40-Prozent-Leistbarkeitshürde, weil sich die Zinsen binnen eines halben Jahres vervierfacht haben. Diese würden sich dann bei den Ausnahmekontingenten anstellen, die die Banken haben.

Für die Volksbanken bedeutet die Zinswende, dass das Ergebnis aus dem Zinsgeschäft heuer weiter steigen wird, nachdem es schon 2022 von 405,9 auf 467,6 Mio. Euro zulegte. Das Provisionsergebnis erhöhte sich 2022 von 253,4 auf 255,4 Mio. Euro. Nach Steuern machte der Volksbanken-Verbund einen Gewinn von 115 Mio. Euro, das ist allerdings nur rund halb so viel wie im Rekordjahr 2021, als der Gewinn 219 Mio. Euro betrug.

Die Verwaltungsausgaben drückte der Vorstand im Vorjahr erstmals unter die 500-Millionen-Euro-Marke. Fleischmann geht aber davon aus, dass die Kosten 2023 infolge der Inflation wieder steigen werden. Dass sich die Teuerung auch bei den Kundinnen und Kunden auswirkt, habe man im Herbst punktuell bei gestoppten Fondssparplänen gesehen. Fleischmann sieht darin jedoch nur ein vorübergehendes Phänomen, weil die Einkommen sich dem höherem Preisniveau anpassen.

Für das laufende Jahr peilt das Management ein Wachstum ein. Vor allem das Geschäft mit der Finanzierung von Photovoltaik-Anlagen und anderen Investitionen in Erneuerbare Technologien laufe gut. Auch bei der Mitarbeiterzahl wolle man heuer wachsen, es sei gar aber nicht so leicht, Mitarbeiter zu finden, so Fleischmann. Zum Jahresende 2022 beschäftige der Volksbanken-Sektor rund 3.000 Mitarbeiter.

Abgeschlossen hat die Bankengruppe Ende 2022 das Kapital Finanzkrise. Die letzte Tranche ihres Partizipationskapitals wurde ein Jahr früher als geplant zurückgezahlt. Offen war noch ein Betrag von 85 Mio. Euro. Im Zuge der Finanzkrise hatte die Republik sich mit 300 Mio. Euro an der Volksbank Wien beteiligt, um das Geldinstitut zu stützen.

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