Wohnimmobilien: Preisanstieg flacht leicht ab
Findet der Steilflug bei den Wohnungspreisen in Österreich nach 17 Jahren des Booms nun ein Ende? Kurzfristig sieht es zumindest nicht so aus, sagen die Experten von Raiffeisen Research und der Raiffeisen Bausparkasse (RBSK). Denn die Pandemie war für den österreichischen Immobilienmarkt keine Preisbremse, sondern vielmehr ein Preisbeschleuniger.
Inflationsgewinner
Das erste Quartal 2022 hat gezeigt: Auf dem österreichischen Wohnimmobilienmarkt knüpft das neue Jahr nahtlos dort an, wo das alte aufgehört hat. „Egal ob Finanzkrise, Eurokrise, Brexit oder eben Corona: Krisenzeiten waren gute Zeiten für den heimischen Immobilienmarkt. Denn genau dann schaltete der österreichische Immobilienmarkt immer einen Gang höher“, sagt Casper Engelen, Ökonom für den österreichischen Wohnimmobilienmarkt bei Raiffeisen Research. Doch nun haben wir die höchste Inflation seit 40 Jahren: „Wohnimmobilien waren in der Vergangenheit und weltweit betrachtet Inflationsgewinner, allerdings hängt das Ausmaß des realen Preisanstiegs von der Höhe der Inflation ab. Man kann also sagen: Die Dosis macht das Gift“, so Matthias Reith, Senior Ökonom bei Raiffeisen Research. Das aktuelle Inflationsumfeld in Österreich sei genau jenes, in dem Wohnimmobilien historisch und global betrachtet den höchsten realen Preiszuwachs erzielt hatten. Erst bei zweistelligen Inflationsraten boten Immobilien nur scheinbaren Schutz vor realem Wertverlust.
Experte von Raiffeisen Immobilien
Die strengeren Kreditstandards und die steigenden Zinsen werden ab der zweiten Jahreshälfte 2022 für eine deutliche Abflachung des Preisauftriebs sorgen, so die Experten. Dennoch werden die Wohnungspreise im Gesamtjahr 2022 weiter steigen. „Wir erwarten einen Preiszuwachs von mindestens acht Prozent im Jahr “, beziffert Caspar Engelen. 2022 wird daher ein zweigeteiltes Jahr für den österreichischen Immobilienmarkt werden. Die Abflachung des Preisauftriebs, die für die nächsten Monate erwartet wird, sei kein Ausreißer, sondern vielmehr der Auftakt zu einer insgesamt merklich langsameren „Fahrtgeschwindigkeit“. „Die Zeiten, in denen fortgesetzten Preisanstiegen kontinuierliche Zinsrückgänge gegenüberstanden und damit die Leistbarkeit unterm Strich kaum gesunken ist, sind jedenfalls vorbei“, gibt Caspar Engelen zu bedenken.
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