Wohn-Ideen rund um den Globus: So verschieden wohnt die Welt
Das Thema Wohnen ist so vielfältig wie die Menschheit selbst. Mancherorts wird großzügig residiert, anderswo jeder Quadratzentimeter optimal genutzt. Reihenhäuser, Mehrgenerationen-Wohnen, Appartements, Miete, Kauf, Tiny Houses – die Möglichkeiten sind vielfältig. Aber fast überall gilt: Wohnraum ist teuer. Das liegt auch daran, dass immer weniger Platz da ist. Gleichzeitig verlagert sich unser aller Leben stärker in Räume. Diese passen sich freilich den jeweiligen Gegebenheiten an.
Wohn-Unterschiede
Pauschale Aussagen über „Das Wohnen der Amerikaner“ oder anderer Länder lassen sich deshalb kaum treffen. Immerhin hängt vieles von den Umständen ab: Urbanes Wohnen unterscheidet sich überall vom Leben am Land. Vorstädte kommen oft künstlichen Anlagen gleich, die wenig Raum für Individualismus lassen. Und dazwischen gibt es auch noch jede Menge regionale Unterschiede.
Geschichte vom Wohnen
Der Traum von den eigenen vier Wänden treibt die Menschheit seit jeher an. Moderne Historiker haben erkannt, dass die ersten Bleiben gar nicht die Höhlen waren, wie lange angenommen. Die Steinzeitfamilie zog umher und lebte in Zelten aus Leder oder Laubhütten. Höhlen mussten für andere Zwecke herhalten. Die wahren „Höhlenmenschen“ sind eher wir, die Protagonisten des 21. Jahrhunderts: Nie zuvor wurden so viele Gebäude aus dem Boden gestampft. Und nie zuvor verbrachten Lebewesen mehr Zeit in Räumen. Das stellt hohe Anforderungen an unsere moderne „Höhle“: Sie wird vom Schutzraum zum multifunktionalen Handlungsraum.
Privatsphäre
Rund um den Globus wollen wir darin nicht einfach nur leben. Wir wollen darin Familien gründen, entspannen, feiern, immer öfter auch darin arbeiten – und manchmal einfach unsere Ruhe haben. In Österreich spielt sich das Leben meist im Wohnzimmer ab. Wir lassen uns auch nicht gerne beim Wohnen beobachten, weshalb Vorhänge oder Rollos als Sichtschutz obligatorisch sind.
Wohn-Ansprüche
Wohnst du noch, oder lebst du schon? Der Slogan eines bekannten schwedischen Einrichtungshauses wurde rasch zum geflügelten Wort. Einfaches „wohnen“ ist längst nicht mehr genug. Das Heim muss vielen Ansprüchen gerecht werden, ein Lebensgefühl vermitteln. Mit dem Hype um den Skandi-Chic verbreitete sich der Hygge-Lifestyle. So minimalistisch und dennoch gemütlich einrichten, wie es die Skandinavier vormachen, ist noch immer das Ziel vieler junger Leute. Zumindest wenn man den zahlreichen Instagram-Postings dazu glauben mag.
Funktionalität
Für Japaner zählen hingegen ganz andere Werte beim Einrichten: Funktionalität steht im Vordergrund, Hightech-Lösungen für daheim sind der angestrebte Luxus. Während in Russlands Provinzen noch zahlreiche sehr einfache Häuser bewohnt werden, regiert der Plattenbau in den Städten. Wenn in Amerika Menschen in Wohnwagensiedlungen, sogenannten Trailerparks leben, dann hat das nichts mit bei uns bekannten Kleingärten zu tun.
Unterschiede rund um den Globus
Dorthin zieht es nur diejenigen, die nichts mehr haben. Wer kann, lebt jedoch in diesen berühmten Einfamilienhäusern mit Veranda und Vorgarten, die Kino und TV sei dank hierzulande das US-Klischee prägen. Küchengeräte wie Riesenkühlschrank oder Abfallzerkleinerer dürfen dort auch nicht fehlen. Davon können Hausfrauen in Marokko wiederum nur träumen. Dafür genießen diese in den dort typischen Atriumbauten maximale Privatsphäre. Denn der beliebte österreichische Gartenzaun hat in zahlreichen Regionen dieser Welt, gar nichts verloren ...
Hightech-Wohnen in Japan
Das gängige Klischee beim Gedanken an japanisches Wohnen lautet: Hübsche Papierwände und Paravents, am Boden sitzen und Sushi essen, Perlenvorhänge. So ähnlich lebten viele Japaner auch jahrzehntelang. Moderne Standards habe das Leben auf dem Inselstaat aber drastisch verändert. Oberste Prämisse in dem von Erdbeben geplagten Land (durchschnittlich 73 Beben im Monat), ist die Einsturzsicherheit. So werden Hochhäuser mit dämpfenden Federkonstruktionen versehen. Sicherheit (spezielle Schlösser, Pförtner, Sicherheitssysteme für alle Zimmer) ist generell ein wichtiges Wohnthema für Japaner.
Unterschied zu Europa
Hier liegt ein großer Unterschied zu Europa: Während man in Mitteleuropa mehr auf ein eigenes Haus setzt, sind Appartements in riesigen Wohnanlagen in Japan beliebter. In einer solchen Anlage zu wohnen, hebt den sozialen Status. Hunderttausend traditionelle Häuser wurden in den letzten Jahren abgerissen. Sie mussten entweder neuen Eigenheimen oder „Mansion“, „Danchi“ oder „Apato“ weichen, den drei anderen Hauskategorien, in denen Japaner wohnen. Diese Wohnungen erscheinen für europäische Verhältnisse sehr klein. Oft findet schlafen, essen, arbeiten im selben Raum statt. Größeren Wert legen die Menschen dafür auf Hightech-Lösungen. Dass sich Klima, Wasser oder Licht über ein System steuern lassen, gilt als Luxus.
Land der großen Unterschiede
Wohnen in Russland lässt sich nur schwer kategorisierenViele russische Familien, die in einer Stadt leben, wohnen in einem Hochhaus oder einem Häuserblock. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten viele Menschen in Gemeinschaftswohnungen leben, in denen jede Familie nur ein Zimmer hatte. Die typischen Plattenbauten in den Städten verfügen kaum über Heizkörper. Stattdessen verlaufen Rohre in den Wänden, durch die heißes Wasser fließt und so die Wohnung heizt. Man kann die Temperatur also nicht selbst regeln. Sie wird vom Heizwerk für alle Wohnungen gesteuert. Da es oft nur zwei Zimmer gibt, wird das Wohnzimmer abends häufig auch als Schlafbereich genutzt.
Russland
Der geselligste Raum der Russen ist die Küche, dort werden auch Gäste verköstigt. Inzwischen gibt es einen Boom moderner Hochhäuser, die am Stadtrand der Metropolen entstehen. Dort erfüllt sich die Mittelschicht ihren Traum von Wohnungseigentum.
In den Dörfern lebt man hingegen in kleinen, vereinzelt stehenden Häusern. Traditionell werden sie aus Holzbalken gebaut. Sie werden häufig blau oder grün angestrichen und erhalten geschnitzte, weiß lackierte Fensterrahmen. Es gibt nur einen großen Raum. Darin steht ein großer Ofen, der nicht nur zum Heizen und Kochen, sondern auch oft als Schlafmöbel dient. Türen im Haus werden durch Vorhänge oder Teppiche ersetzt. Wohlhabende Stadtbewohner besitzen oft eine Datscha, ein Ferienhaus auf dem Land.
Atriumbauten in Marokko
Hier dominieren orientalisches Lebensgefühl und stolzes Handwerk In Marokko leben wohlhabende Menschen in Atriumhäusern, sogenannten „Riads“ , was so viel heißt wie „Garten mit Bäumen“. Hinter den schlichten Fassaden verbergen sich oft kleine grüne Oasen. Von außen ist den Häusern selten anzusehen, was sich dahinter verbirgt. Meistens hat das Riad zwei Stockwerke, es kann aber auch höher sein. Die Atriumbauweise ermöglicht maximale Privatsphäre. Durch den lichtdurchfluteten Innenhof gibt es auch selten große Fenster nach außen.
Orientalische Wohnhäuser
Weniger wohlhabende Marokkaner leben in kleineren Steinhäusern. Die sind meistens flach und oft hellblau oder weiß gestrichen. Die Dächer der orientalischen Wohnhäuser sind meist flach und bieten eine begehbare Fläche, die vor allem gerne von den Frauen genutzt wird. Hier können sie sich ungestört treffen und aufhalten.
Marokkanische Einrichtung ist sehr detailverliebt. Oft werden Decken mit Stuck versehen, arabische Schriftzeichen zieren die Wände und bunte Fliesen mit floralen Mustern dienen als Bordüre. Geschnitzte Ornamente, geometrische Muster und Linien zieren massive Holzdecken und Holztüren gleichermaßen. Letztere werden außerdem mit goldenen Details oder Metall bereichert. Heimisches Kunsthandwerk wird großgeschrieben, prachtvolle Teppiche und Textilien schmücken Wände und Böden. Auf Sitzpölstern und bunten Kissen wird auch am Boden gesessen.
Die Heimat des Hygge
Der reduzierte Skandi-Chic ist noch immer in aller Munde. Ganz typisch für einen skandinavischen Einrichtungsstil ist die Regel „halte es einfach“. Die Einrichtung ist schnörkellos, aufwendige Verzierungen sind so gut wie nicht zu finden. Die Formen sind schlicht, das Design generell klar und geradlinig. Wer schon einmal in Schweden oder Dänemark, Norwegen oder Finnland war, der weiß: Skandinavier lieben es praktisch.
Skandinavische Funktionalität
Die Möbel sind funktional und repräsentieren damit den Kern des Bauhausstils und der Chicagoer Schule, die nach dem Prinzip „form follows function“ (die Form folgt der Funktion) arbeitet. Sehr helle Einrichtung, meist innerhalb einer Farbfamilie gehaltene Zimmer und gekonnter Materialmix sorgen für Gemütlichkeit. Die helle Einrichtung im Norden hat auch die Funktion, für genügend „Licht“ in der dunklen Jahreszeit zu sorgen.
Mangel an Wohnungsangeboten
Die romantische Vorstellung vom einsamen Häuschen am Wasser ist zwar bestimmt von TV-Formaten geprägt. Doch tatsächlich wohnen in den skandinavischen Ländern viele Menschen in hübschen, bunten Einfamilienhäusern. Zäune um den Gärten sind dort meist ebenso wenig üblich wie Vorhänge vor den Fenstern. In den Ballungszentren in Schweden, Finnland, Dänemark oder Norwegen ist Wohnen inzwischen sehr teuer geworden, da es die Landbevölkerung verstärkt in die Städte zieht. Dort herrscht vielerorts Mangel an Wohnungsangeboten.
Helles, reduziertes Einrichten ist nicht nur im Norden im Trend
Das Sofa dient in vielen russischen Wohnungen abends auch als Bett
Typisch für Marokko: Maurische Muster, Wandteppiche an Steinwänden, Ornament-Lampen
Inbegriff der amerikanischen Vorstadt: Gepflegter Vorgarten, Sprossenfenster, Gauben
Traditionelles Einrichten ist in Japan immer weniger beliebt
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