Hinkommen, sich orientieren, Kaffee trinken, shoppen – und abfliegen. Im besten Fall ist der Aufenthalt am Flughafen nur von kurzer Dauer. Dabei würde sich ein zweiter Blick lohnen. Denn Flughäfen sind Architekturikonen, mit denen sich viele Planer ein Denkmal setzen. Dass das auch schief gehen kann, zeigt aktuell der Berliner Flughafen, der nicht und nicht fertig wird.
Worum geht es bei der Bauaufgabe Flughafen?
Klar ist: die Architektur muss im internationalen Wettbewerb bestehen und ein flexibles Gebäude für die Passagierabfertigung bieten. „Meiner Meinung nach zählt vor allem die Funktion, die Nutzbarkeit und die Convenience für die Nutzer, aber auch die Architektur ist wichtig“, betont Flughafen Wien AG-Vorstand Günther Ofner.
„Bezüglich der Airport-Architektur gibt es Unterschiede zwischen der entwickelten Welt und den aufstrebenden Ländern.“ In China etwa werde mit einem Flughafen ein strategisches Statement abgegeben. Gute Architektur ist gefordert, nicht jeder Schnickschnack sollte aber unterstützt werden.
Flughäfen müssten laut Ofner viele Funktionen erfüllen: „Sicherheit, Grenzkontrollen, unterschiedliche Passagierströme, die Anbindung an den öffentlichen Verkehr.“ Aber auch das entsprechende Design sei wichtig. „Man muss wissen, wo man ist.“ So müsse der Design-Charakter etwas reflektieren, was die Menschen mit Österreich verbinden.
Sterneranking für Flughafenqualität
Ob ein Flughafen in allen Punkten bestens abschneidet, erkennt man an der Anzahl der Sterne. Das britische Consulting-Unternehmen Skytrax vergibt jedes Jahr die „World Airport Awards“. Dabei werden die besten Flughäfen des Planeten ausgezeichnet, erhoben wird die Zufriedenheit von Passagieren.
Der Flughafen Wien kann sich in diesem Ranking über vier (von maximal möglichen fünf) Sternen freuen. Derzeit läuft ein umfassendes Investitionsprogramm am Wiener Flughafen, Terminal 2 und Pier Ost werden modernisiert, die Süderweiterung soll eine Verbindung zum Terminal 3 schaffen.
Bis 2023 sollen die Erweiterungen fertig sein. „Dann erfüllen wir die Anforderungen für fünf Sterne“, ist Vorstand Günther Ofner überzeugt.
So wie in Wien werden viele Flughäfen in aller Welt erweitert und umgebaut. Neubauten auf der grünen Wiese sind hingegen in Europa rar. Diese Woche hat der neue Mehrheitseigentümer, die Lilihill GmbH, die Pläne für einen neuen Flughafen in Klagenfurt vorgestellt.
Bis 2024 soll anstelle des alten Flughafens ein Neubau errichtet werden, angrenzend ist ein Hotel mit 250 Betten, Veranstaltungsräumlichkeiten und ein Messezentrum geplant. Architekt Christian Halm, Partner bei ArchitekturConsult, hat den Masterplan für den Flughafen gemeinsam mit der niederländischen Naco AirportConsulting erarbeitet.
Dieser sieht anstelle des Altbaus einen Flughafen-Neubau vor, der „sehr transparent, luftig und nüchtern ist“, so Halm. Orientiert habe man sich an den FlughäfenInnsbruck und Altenrhein.
Aktuelle Projekte: Prunkvoll und prestigeträchtig
Der Blick auf aktuelle Projekte rund um den Globus zeigt, wohin die Reise der Flughafen-Architektur geht. Viel Glas, das natürliches Licht in die Abfertigungshallen bringt, aber auch Ausblicke und Bezüge nach außen bieten.
Eyecatcher: teflonbeschichtetes, lichtdurchlässiges Membrandach, das an die Rocky Mountains erinnert
„Einer der wichtigsten Aspekte ist hohe Transparenz, die Blickpunkte zum Flughafen-Vorfeld zulässt“, betont Tim Philipp Brendel, Geschäftsführer Baumschlager Eberle Architekten Hamburg. Baumschlager-Eberle Architekten haben die Masterplanung für den Flughafen Wien gemacht und mit einer Architekten-ARGE den Skylink geplant.
Trend: Wenig Farben und offene Grünzonen
Offene Strukturen dominieren moderne Airports. „Bei der Gestaltung beschränkt man sich auf wenige Farben“, so Brendel. Der Grund ist, dass Passagiere, Koffer und Shops ohnehin für farbige Akzente sorgen. Im Trend sind auch großzügige grüne Zonen wie am Changi Flughafen in Singapur, wo es im heuer eröffneten „Jewel“ einen 40 Meter hohen Wasserfall gibt sowie Schmetterlings- und Kakteen-Gärten.
Passagiere sollen hier verweilen, sich wohlfühlen. Neben 300 Geschäften und Restaurants gibt es auch stundenweise buchbare Schlafkabinen von Yotelair.
Andere Flughäfen, wie der Amsterdamer Schiphol, wo Werke aus dem Rijksmuseum gezeigt werden, setzen auf Kunst und Design. Ein Trend, der alle großen Flughäfen eint: Sie werden zu eigenen Stadtteilen mit Geschäften, Bürogebäuden, Parkhäusern und asphaltierten Wegen. Brendel: „Im Mittelpunkt ist meist eine Piazza mit Brunnen, Shops und Gastronomie.“
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