"Ich kann nur sagen: Bitte vertrauen Sie mir"

Ein 73 Meter hoher Wohnturm ist zentrales Element in Weinfelds Plänen für den Wiener Heumarkt
Isay Weinfeld plant das Areal rund um den Wiener Eislaufverein neu.

Der Brasilianer Isay Weinfeld hat den Wettbewerb für die Neugestaltung der Fläche zwischen Konzerthaus und Hotel Intercontinental am Heumarkt gewonnen. Am Mittwoch wurde eine Ausstellung seiner Arbeiten im Architekturzentrum im Museumsquartier eröffnet.

KURIER: Glauben Sie, dass Sie die Wiener vom Projekt rund um das Hotels Intercontinental und den Eislaufverein schon überzeugt haben?

Isay Weinfeld: Wir investieren viel Mühe und Zeit, um die Leute dafür zu gewinnen. Viele Anrainer sind involviert. Seit 42 Jahren arbeite ich an solchen Projekten und bin wohl schon mehr Psychoanalytiker als Architekt.

Nun handelt es sich hier um einen heiklen Punkt der Stadt mit einem hässlichen Hotel-Bau aus den 1960er-Jahren. Den wollen Sie vergrößern und gleichzeitig verschönern?

Ich weiß, dass dies ein sehr heikler Platz ist. Das Hotel ist derzeit in einem schlechten Zustand, der wird künftig viel besser sein.

Die Fassade wird geändert?

Komplett. Das ist im Moment das Hauptproblem des Hauses. Es wird eine zeitlos-elegante Fassade geben.

Wird der Neubau direkt neben dem Konzerthaus dieses nicht in den Schatten stellen?

Das wird das kleinste Gebäude des Ensembles sein – für alles, was der Eislaufverein braucht: zurückhaltend, soft. Die Proportionen stimmen. Da ist nichts "shocking".

Und wo liegt die Herausforderung für Sie als Architekt?

"Ich kann nur sagen: Bitte vertrauen Sie mir"
Isay Weinfeld Interview in Ausstellungsräumen des Museumquartiers am 15.12.2014 in Wien
Es ist wie ein Puzzle. Wir haben ein neues Gebäude, das alte Hotel, einen Eislaufplatz, plus ein kleines Gebäude dazu. Wir könnten das Hotel abtragen, werden es aber renovieren – mit Respekt vor seiner Architektur. Das gilt von Anfang an: Die Dinge mit Respekt behandeln. Ich kann im Moment nur sagen: Bitte vertrauen Sie mir! Ich werde Ihre Stadt nicht zerstören.

Wir sollten zuversichtlich sein?

Ich bin kein Architekt mit einem großen Ego und möchte hier kein Statement abgeben, nur um vielleicht meine Tochter zu beeindrucken. Vielen Architekten ist es egal, ob die Leute ihre Entwürfe hassen oder lieben. Das ist nicht meine Haltung gegenüber der Stadt und ihren Bewohnern. Ich für meinen Teil habe gute Absichten.

Würde sich am – wie derzeit geplant – 73 Meter hohen Wohnturm etwas ändern, wenn der Status von Wien als Weltkulturerbe gefährdet wäre?

Wir werden sehen. Schauen wir einmal, was das Büro der Weltkulturerbe-Denkmäler dazu sagt.

Nach den bisherigen Plänen wäre es das höchste Haus in diesem Areal.

Aber ich glaube, es sind in der Gegend auch in Zukunft hohe Bauwerke geplant. Der "Masterplan Glacis" sieht an verschiedenen Orten Hochpunkte vor. Natürlich verstehe ich die Sorgen von Leuten, die manchmal schon seit ihrer Kindheit einen Bezug zum Eislaufverein haben. Es wird ihn dort auch in Zukunft geben.

Was passiert im Sommer an dieser Stelle?

Daraus wird ein öffentlicher Platz. Das ist wichtig für die Stadt. Denn derzeit ist dort nichts Anziehendes. Man muss also nicht gar so ängstlich sein. Das ist nicht das Ende der Welt. In einer Stadt wie New York sieht man zum Beispiel am Rockefeller Plaza jeden Monat etwas anderes.

Aber Wien ist nicht New York.

Es geht darum, einen Schritt vorwärts zu gehen und nicht an einem Punkt in der Vergangenheit stehen zu bleiben.

War Rockefeller Plaza ein Vorbild für das Projekt am Intercontinental Hotel beim Stadtpark?

Es wird nicht das Gleiche sein, aber der Platz wird offen für die Bevölkerung sein. Mit Restaurants, Cafes und Bäumen an der Straßenseite.

Wie finden Sie eigentlich die moderne Architektur in Wien?

Manches gefällt mir, anderes weniger. Ich mag den Peek & Cloppenburg-Store von David Chipperfield auf der Kärntner Straße. Aber ich rede nicht gern über die Arbeiten meiner Kollegen.

Woran arbeiten Sie im Moment sonst noch?

Wir bauen ein Wohnhaus für Prinzessin Caroline in Monaco und ein Four-Season's-Hotel in der Dominikanischen Republik. Wir gestalten das Design für ein Gebäude in West Chelsea in New York und für ein anderes in Miami. Ich arbeite aus Leidenschaft und um jeden Tag glücklich zu sein. Ich bin hier, weil ich glaube, etwas Positives bewirken zu können. Für mein Ego brauche ich es nicht. Heuer war ich schon sieben Mal in Wien. Mittlerweile kenne ich alle guten Restaurants.

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