Hotel Topazz: Hommage an die Wiener Werkstätte
Fliese, Fliese an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land? Man darf behaupten: Die glänzenden Glasmosaiksteine an der Fassade des neuen Hotel Topazz in der Wiener Innenstadt zählen mit Sicherheit dazu. Effektvoll reihen sich die quadratischen, schokobraunen Steinchen zu Abertausenden acht Stockwerke empor.
Als Blickfang prägen ovale Fenster die Außenhaut des Gebäudes, das seit Anfang des Jahres eine Baulücke am Hohen Markt schließt. Die runden Öffnungen, die das Architekturbüro BWM entworfen hat, durchbrechen die Geometrie der Fliesen und springen leicht aus der Fassade vor. Sie sind versetzt angeordnet, um die unterschiedlichen Höhen der Nachbarhäuser aufzunehmen, mit dem Nebeneffekt, "dass sich die Stockwerke des Topazz von außen nicht ablesen lassen", sagt Christiane Weissenborn, Geschäftsführerin des im April eröffneten Designhotels.
Das Gebäude der Unternehmensgruppe Lenikus ist im Niedrigenergiestandard konzipiert und wurde nach 16 Monaten Bauzeit eröffnet. Die Architektur wie auch das Interior Design stammen von Michael Manzenreiter. Der gebürtige Oberösterreicher konnte die Bauherren mit der Idee, das Hotel als Hommage an die Wiener Werkstätte zu inszenieren, überzeugen. "Als ich zu dem Projekt gekommen bin, war die Fassade bereits eingereicht. Sie hat mich an eine Vase des Wiener Künstlers Koloman Moser – ein Zylinder mit ovalen Bernsteinen – erinnert. Ich wollte ein Hotel mit Wiener Tradition entwerfen und habe mich bemüht, mit einem modernen Auge in die Vergangenheit zu blicken", sagt der Architekt.
Ein Sujet von Koloman Mosers Textilentwurf "Rosengarten" findet sich etwa als handgemachte Schablonenmalerei an den Wänden der Hotelzimmer wieder.
In vielen Details finden sich auch Zitate von Dagobert Peche : Das Penthouse im neunten Stock wird als Seminarraum genutzt. Von der rundum laufenden Terrasse aus genießt man einen herrlichen Blick auf den Stephansdom "Etwa in den Beschlägen über dem Betthaupt. An dem Ring war ursprünglich ein Spiegel aufgehängt. Die Rezeption steht auf handgeschnitzten Beinen eines Kabinettschranks von Peche und die Streifenmuster der Korridore erinnern an den Vitrinengang der Modeausstellung aus dem Jahr 1915", sagt Manzenreiter.
Einen ersten Blick in den Salon erhält man von der Lobby und der Straße aus: Von dort blickt man zwischen fünf schwebenden Blütenlampions in das Untergeschoß, das als Frühstückssalon und Lounge dient. "Ovale Spiegel geben die Form der Fenster wieder. Der Stuck in Wellenform ist eine Erinnerung an ein Café in Italien, das Pedrocchi in Padova", so der Architekt. Bevor es an die Detailplanung ging, entwickelte er jedoch ein Raumkonzept, das zur gelungenen Umsetzung des Design beigetragen hat. Manzenreiter: "Das wichtigste ist immer der Grundriss. Wenn der passt, kann man ganz leicht gestalten."
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