Häuser zum Recyceln

Häuser zum Recyceln
Wer nachhaltig bauen will, muss sich auch über die Entsorgung der Immobilie Gedanken machen. Plus: Die wichtigsten Gebäudepässe und Gütesiegel.

George, we recycle", erklärt Gott, alias John Malkovich dem verwunderten George Clooney in einem Werbespot. Aus dem Aluminium entstehen neue Kapseln und der Kaffee wird als Dünger verwendet. Wir sammeln also Kaffeekapseln, trennen Glas und Dosen, Plastik und Papier. Doch über das Recycling unserer Häuser und Wohnungen machen wir uns wenig Gedanken. Bis jetzt. Denn während in den vergangenen Jahren das Energie-Thema im Vordergrund stand, geht es heute um mehr. "Wer nachhaltig bauen will, muss sich über den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie Gedanken machen: Dazu gehört die Herstellung und Verarbeitung der Baustoffe, die Nutzung des Gebäudes und auch die Entsorgung beziehungsweise Verwertung des Objektes", sagt Susanne Geissler, Geschäftsführerin der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (ÖGNB).

Doch die Wiederverwertung ist nicht so einfach. Denn dafür braucht man sortenreine Stoffe. Was schwer zu trennen ist, ist auch schwer zu recyclen. Doch Häuser werden immer mehr zu Hightech-Produkten mit einer Fülle von Verbundstoffen. Ein Beispiel: Weil wir heute schon mehr Energie zum Kühlen als zum Heizen verbrauchen, wurde eine PCM-Beschichtung für den Wandaufbau entwickelt. Die Abkürzung steht für Phase Changing Material. "Diese Beschichtung enthält winzige Wachskugeln. Im Sommer verändert das Material die Phase und wechselt von fest zu flüssig. Dabei wird dem Raum Energie und damit Wärme entzogen und die Temperatur kühlt ab", erzählt Geissler. "Es ist zwar positiv, wenn Materialien die Aufgabe von Energiesystemen übernehmen, dafür kann die Entsorgung problematisch werden. Eine gute Produktentwicklung vermeidet mögliche Schwierigkeiten beim Rückbau." Nicht zuletzt deshalb wird heute bei der Bewertung der gesamte Lebenszyklus der Immobilie unter die Lupe genommen.

Die wichtigsten Gütesiegel

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TQB (Total Quality Building) ist das Planungs- und Bewertungstool der ÖGNB. Damit können unterschiedliche Gebäude wie Büros, Hotels, Schulen oder mehrgeschoßige Wohnhäuser beurteilt werden. Das Bewertungssystem ist im Internet frei zugänglich und auch als Optimierungshilfe in der Planungsphase gedacht. Es kann also auch privaten Bauherrn als Orientierungshilfe dienen. Für die tatsächliche Bewertung von Einfamilienhäusern ist das Procedere aber zu aufwendig und zu teuer.

Der IBO ÖKOPASS wird für Wohnhausanlagen ausgestellt. Geprüft werden sowohl die Nutzungsqualität (Behaglichkeit im Sommer und Winter, Raumluft, Schallschutz, Tageslicht, Elektromagnetische Qualität) als auch die ökologische Qualität (Baustoffe und Konstruktionen, Gesamtenergiekonzept und Wassernutzung).

Klima:aktiv, das Bewertungssystem für Einfamilienhäuser, legt den Schwerpunkt auf eine klimaschonende Bauweise. Die Kriterien zielen vor allem auf eine Senkung des Gesamtenergieverbrauchs und der -Emissionen sowie auf gesundes Wohnen ab. Für die Bewertung gibt es ein 1000-Punkte Schema. Je nachdem wie viele Punkte man erreicht, wird das Gebäude als "klima:aktiv haus gold", silber oder bronze eingestuft.

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International wird mit LEED zertifiziert. Das amerikanische System wird vor allem für Büros und Investmentprojekte verwendet. Denn viele "Grüne Fonds" verlangen ein solches Gütesiegel, wenn ein Objekt in das Portfolio aufgenommen werden soll.

Die ÖGNI (Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft) zertifiziert nachhaltige Gebäude mit dem, für den österreichischen Markt adaptierten, DGNB-System der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen.

Das Green Building Programm der EU ist kein klassisches Gütesiegel, trägt aber dennoch viel zur Bewusstseinsbildung bei. Denn mit diesem Zertifikat werden Bauherrn ausgezeichnet, die besonders energiesparende Gebäude errichtet oder bestehende Objekte energetisch saniert haben.

Mehr Informationen im Internet unter:
www.oegnb.net
www.ogni.at
www.ibo.at
www.leed.net

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