Haus oder Wohnung finanzieren: Chance auf Kredit lebt
Seit 1. August gelten in Österreich die neuen, strengeren Kreditvergaberichtlinien. Diese schreiben eine Eigenkapitalquote von 20 Prozent bei Immobilienkrediten vor, die Kreditrate darf 40 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens nicht übersteigen und die Laufzeit des Kredits darf maximal 35 Jahre betragen. Würden diese neuen Vergaberichtlinien bei allen Neuverträgen zur Anwendung kommen, dann bekämen nach Analyse des Tarifvergleichportals Durchblicker knapp 39 Prozent der bisherigen Kreditnehmer in Zukunft keine Immobilienfinanzierung mehr.
Ausnahme möglich
Aber – und das ist die gute Nachricht – auch in Zukunft werden viele Kundinnen und Kunden weiterhin einen Immobilienkredit erhalten – auch dann, wenn sie die neuen Mindestkriterien nicht erfüllen. Möglich macht das ein Ausnahme-Kontingent. Bei maximal jedem fünften abgeschlossenen Kredit dürfen die Banken eine Ausnahme machen.
Praxisfremde Regelung
Der Fachverband Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich verurteilt die neue Regelung zur Vergabe von Wohnkrediten. Sie kämen zur Unzeit und wären praxisfremd, so der stellvertretende Obmann Michael Pisecky.
Der Fachverband sieht vor allem die praktische Anwendung der Regeln kritisch, da seitens der FMA nicht an die häufig vorkommende Zwischenfinanzierung zwischen Verkauf einer Wohnung und Ankauf einer größeren Wohnung gedacht wurde. Das kann nur über die Ausnahmen erfolgen und erschwert bzw. verteuert die Immobilientransaktion zusätzlich.
Völlig unverständlich ist es für die Branchenvertreter zudem, dass der Betrag für die Finanzierung von Sanierungsmaßnahmen mit 50.000 Euro je Kreditnehmer gedeckelt wird. Michael Pisecky: „Für viele Privathaushalte wird in den nächsten Monaten eine Heizungsumstellung in Verbindung mit einer Sanierung erforderlich sein. Mit diesem Betrag wird man in der Regel nicht das Auslangen finden.“
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