Das Zuhause als Spiegel der Persönlichkeit
J onas’ Wohnung befindet sich in einem frisch renovierten Haus aus dem 18. Jahrhundert. Die Balkendecke wurde freigelegt, gleichzeitig wurden Stahlträger eingezogen. Auch bei der Einrichtung setzt der Mittdreißiger aus der Werbebranche auf einen spannenden Stilmix.
"Wer derartige Gegensätze liebt, wird sicher auch in seinem Leben und seinen Wesenszügen ähnliche Kontraste aufzuweisen haben", analysiert Inneneinrichter und Wohnpsychologe Uwe Linke. Auffallend ist für ihn die schwarze Couch: "Offenbar soll hier niemand zu nahe kommen, denn es gibt keinen Sessel oder Ähnliches, auf dem ein Gegenüber Platz finden könnte. Schwarz als Couchfarbe ist das Gegenteil von einladend. Hier will jemand allein sein. Im Rest der Wohnung ist die Einrichtung auf Geselligkeit und Gäste ausgelegt."
In seinem neuen Buch stellt Uwe Linke zehn Männerwohnungen vor und erklärt, welche Erkenntnisse man aus dem Einrichtungsstil, den Farben und Materialien ableiten kann. So lassen etwa Metall und Stahl auf einen zuverlässigen, aber eher kühlen Typ schließen. Wer Kunststoff mag, liebt einfache Lösungen und bleibt eher unverbindlich. Glas steht für Klarheit und Transparenz.
Ist eine Wohnung sehr farbenfroh, attestiert Linke dem Bewohner Unentschiedenheit und ein großes Aufmerksamkeitsbedürfnis, aber auch Fröhlichkeit und Flexibilität. In Jonas’ Wohnung dominieren unschuldiges Weiß und distanziertes Schwarz. Linke sieht darin Angst vor Verletzungen, Unberührbarkeit und Unnahbarkeit. Zur Auflockerung hat der Single Holz in warmen Honigtönen gewählt. Darin spiegelt sich – so Linke – Jonas’ Sehnsucht nach emotionaler Wärme.
Natürlich spielen beim Einrichten auch Faktoren wie die Größe der Wohnung und vor allem das Budget eine Rolle. Wie viel kann die Einrichtung also wirklich über den Charakter verraten? "Die Art des Stils, der Füllgrad eines Zimmers, die Zusammenstellung der Gegenstände und Materialien, aber auch die Farbwahl und die Art der Beleuchtung sind aussagekräftig über psychologische Themen. Das Budget oder die Größe der Wohnung vertuschen diese Aussagekraft nicht", betont Linke.
Worauf sollte man besonders achten?
Gibt es wenig Kontraste in Form, Struktur und Farbe, kann das ein Hinweis auf ein großes Harmoniebedürfnis sein. Kühle und austauschbare Einrichtung kann ebenso für eine gewisse Unnahbarkeit stehen wie das Fehlen von Büchern, Fotos und persönlichen Gegenständen.
Der erste Besuch in der Wohnung des Auserwählten kann also viel über den Menschen verraten. Worauf sollte man besonders achten? "Am wichtigsten erscheint mir das Übereinstimmen vom persönlichen Eindruck eines Menschen mit der Wohnung. Vermittelt beispielsweise der neue Bekannte einen weltgewandten, offenen und herzlichen Eindruck und seine Wohnung ist kaum eingerichtet, ohne persönliche Gegenstände und farblos, entsteht eine große Differenz", sagt Linke.
Wird es mit dem neuen Mann (oder der neuen Frau) ernst, will man irgendwann zusammenziehen. Doch was tun, wenn der eine Antiquitäten und der andere modernes Design liebt? Wenn er kräftige Farben schätzt und sie sich mit Schwarz und Weiß am wohlsten fühlt? Wenn sich Vorlieben und Stile extrem unterscheiden, rät der Wohnpsychologe: "Prüfen Sie, ob beide in Bezug auf die gegenseitigen Werte tatsächlich auf einer Wellenlänge liegen. Ist das geklärt, sollte man sich gegenseitig Raum für den eigenen Stil lassen und Rückzugsbereiche einrichten." Natürlich muss man nicht komplett anders einrichten, wenn ein neuer Partner einzieht. "Eine neue, gemeinsame Wohnung erleichtert aber das Zusammenziehen sehr, weil etwas Neues entsteht, an dem beide zusammen Teil haben", betont Linke. "Das gemeinsame Aneignen ist ein entscheidender Prozess, der sicherstellen kann, dass das Zusammenleben auch wirklich klappt."
Buchtipp
Uwe Linke: "Single-Frau wählt Single-Mann ... und schaut sich seine Wohnung an"
Nymphenburger Verlag
€ 15,50
Welcher Typ sind Sie?
Der Nähetyp bevorzugt einen gemütlichen Sessel oder eine Couch mit Stoffbezug in einer warmen Farbe. Das Möbelstück steht in einer sicheren Ecke im Raum. Dieser Typ braucht kuschelige Decken, Zeitschriften und die Fernbedienung in greifbarer Nähe.
Der Distanztyp liebt seinen Sessel, in den er sich zurückziehen kann. Er teilt seinen Sitzplatz nicht gerne, mag lieber Leder als Stoff und schätzt Schwarz, Braun und Weiß mehr als bunte Farben. Kluge Bücher, mit denen er sein Wissen erweitern kann, sind ihm wichtig.
Der Dauertyp setzt bei seinem Sitzplatz auf Stabilität und Wertbeständigkeit. Eine Lampe und ein Ablagetisch müssen in der Nähe sein. Ob Leder oder Stoff ist nicht entscheidet, Braun- oder Grüntöne schätzt er, weil man sich daran nicht so schnell sattsieht.
Der Veränderertyp will sich nicht festlegen, das wäre langweilig. Egal, ob ein ungewöhnlicher Standort oder eine trendige Farbe: Der Sitzplatz muss ein Hingucker sein. Ob man gemütlich sitzt, ist nicht so wichtig, entscheidend ist die Originalität des Designs.
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