„Das Verpacken von Glas und Porzellan wird oft unterschätzt“

„Das Verpacken von Glas und Porzellan wird oft unterschätzt“
Karin Lang, Geschäftsführerin der Spedition Lang, im Interview über ihre Erfahrungen mit dem Umzug.

Wie oft sind Sie schon umgezogen?

Ich bin drei Mal übersiedelt. Ein Mal ganz allein als Studentin. Beim zweiten Mal habe ich selbst verpackt, aber unsere Mitarbeiter haben transportiert. Beim letzten Mal hatte ich ein sechs Monate altes Baby. Da habe ich alles machen lassen.

Was sind die häufigsten Fehler, die beim Übersiedeln gemacht werden?

Der größte Fehler ist, Kisten zu schwer zu packen. Man sollte sie nur so weit befüllen, dass man sie selbst schieben und heben kann. Das Verpacken von Glas und Porzellan wird oft unterschätzt. Wenn ein Profi jedes Stück in Seidenpapier einwickelt, schafft er 25 Kartons am Tag – das ist der Inhalt einer Küche. Manche vergessen, die Kartons zu beschriften. Bei durchschnittlich 50 Kisten merkt man sich nicht, was drin ist. Zumindest das Ziel-Zimmer – also Küche, Schlafzimmer, etc. – muss man draufschreiben. Und ganz wichtig: Es sollte nur eine Person geben, die sagt, was passiert. Sonst wird es chaotisch.

Mit welchen Kosten muss man rechnen, wenn man eine Spedition beauftragt?

Das geht von 500 Euro – wenn zwei Mann Kisten tragen und transportieren – bis 15.000 Euro für die Luxusvariante, bei der jeder Anzug in einen eigenen Kleidersack kommt und die Packer das Porzellan nur mit Handschuhen angreifen dürfen. Bei der Highend-Version organisieren wir auch vieles rundherum, etwa den Elektriker für die Lampen oder die Reinigung.

Was war der skurrilste Gegenstand, den Sie je übersiedelt haben?

Erst vor Kurzem war eine Modelleisenbahn dabei. Nur für das Verpacken haben zwei Mann einen ganzen Tag gebraucht. Einmal haben wir ein Aquarium mit kleinen Piranhas übersiedelt. Darunter war ein kleines Kasterl angebracht, das sich als geheimer Safe entpuppt hat.

Wie wird man Chefin eines Speditionsunternehmens?

Ich leite den Familienbetrieb schon in vierter Generation. Eigentlich wollte ich das nie machen, weil es eher eine Männerdomäne ist, aber dann habe ich hineingeschnuppert und fand es sehr spannend. Ich denke als Frau bei vielen Dingen anders: Zum Beispiel wurden Schuhe in Seidenpapier eingewickelt. Ich habe gesagt, ich will für jedes Paar einen Schuhkarton aus Plastik. Die kann man gut stapeln, die heben sich viele Damen auf.

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