„Bilbao-Effekt“: Wie Architektur Städte beleben kann
Vor 25 Jahren verwandelte das Guggenheim Museum die graue Industriestadt Bilbao in eine aufblühende, kulturelle Metropole. Lässt sich dieser Effekt auch auf andere Städte übertragen?
Der Architekt Franz O. Gehry, mittlerweile 93 Jahre alt, ist aus den USA angereist, um beim Jubiläum seines Museums dabei zu sein. Der Bau aus gewellten Titan-Platten, Sandstein und Glas um Ufer der Nervión wird für immer das bedeutendste Gebäude des kanadischen Stararchitekten sein. Als das Museum gebaut wurde, stand die Industriestadt vor dem wirtschaftlichen Verfall, die Arbeitslosigkeit war hoch.
Investitionswelle
Das Museum löste eine Investitionswelle in der Stadt aus. Die Industriebrachen wurden in Grünflächen und Promenaden verwandelt, der Fluss gereinigt, der Hafen Richtung Atlantik verlagert. Das ermöglichte den Bau von Brücken, etwa die von Stararchitekt Santiago Calatrava. Ein neuer Flughafen, ebenfalls nach Plänen von Calatrava, wurde errichtet, die Metro von Sir Norman Foster mitdesignt. Das führte dazu, dass sich Firmen ansiedelten und Arbeitsplätze schufen. 170 Ausstellungen wurden seit der Eröffnung im Museum gezeigt. Die meisten Besucher kommen aber, um das Gebäude zu sehen.
Viele Städte versuchten, den „Bilbao-Effekt“ nachzuahmen. „Star-Architektur kann das Ansehen einer Stadt verbessern. Doch das Guggenheim-Museum ist nur das Schlagobershäubchen zahlreicher Entwicklungsmaßnahmen“, erklärt der Stadtplanungsexperte vom CitiesLab der Deusto-Universität in Bilbao.
Aufschwung in Graz
Graz ist eine der Städte, die diesen Versuch unternahmen – mit dem Kunsthaus. Ein wenig ist es gelungen, das ehemals heruntergekommene Quartier sei durch den blauen Kunsthaus-Bau aufgewertet worden. „Doch eine Neupositionierung der gesamten Stadt ist ausgeblieben“, so Alain Thierstein, Professor für Raumentwicklung der TU München, der verschiedene Nachahmer-Projekte untersucht hat.
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