Berge, Ringstraße, Architektur: Was macht Österreich aus?

Berge, Ringstraße, Architektur: Was macht  Österreich aus?
Welches Bild macht Österreich aus? Antworten auf diese Fragen lieferte eine Podiumsdiskussion im Architekturzentrum Wien.

Welche Österreichbilder kursieren in den Köpfen der Menschen und in der Außenwahrnehmung? Dieser Frage ging das Architekturzentrum Wien (AzW) anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Österreichbild: Sammlung mit Aussicht #5“ in einer hochkarätigen, interdisziplinären Runde nach. Die Ausstellung ist im Rahmen der a_schau (Ausstellungshalle 1) zu sehen.

Angelika Fitz, Direktorin des AzW, nahm in ihren Eröffnungsworten auf die aktuellen innenpolitischen Ereignisse Bezug: „In diesem historischen Moment müsste uns das Bild Österreichs im Ausland besonders interessieren.“ Die Frage sei auch, ob es ein Österreich-Bild oder ein Europa-Bild brauche. Fitz nahm auch auf Schaufenster Bezug, wie jenes von Oswald Haerdtl für die Weltausstellung 1937 (siehe Bild rechts) , als vergessene architektonische Disziplin, die das Österreich-Bild veranschaulichen. Auch das AzW hat ein Schaufenster, ein Diorama zur Ausstellung, inszeniert: Zu sehen sind Murmeltiere und Steinböcke, die vor der Kulisse der Glockner Hochalpenstraße gezeigt werden.

Berge, Ringstraße, Architektur: Was macht  Österreich aus?

 Großglockner Hochalpenstraße in Salzburg und Kärnten

Die beiden Kuratorinnen der Ausstellung, Sonja Pisarik und Karin Stingl, fassten die Herangehensweise an das Thema zusammen. „Wir wollten schauen, welche Rolle Architektur für die Identität hat“, sagte Pisarik. Der Film „Sound of Music“ beeinflusse das Image Österreichs stärker als Mozart und die Sachertorte. „Österreich ist sehr stark vom Landschaftsbild geprägt“, ergänzt Karin Stingl. „Städte kommen da nicht vor.“ Daran schloss Schriftsteller Franzobel an. „Wenn Eurovision oder Opernball ist, dann werden Filmchen gemacht, die zeigen sollen, wie Österreich ist.“

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Medien- und Zeithistorikerin Karin Moser, Literaturwissenschaftler Wolfgang Müller-Funk, Architekturhistorikerin Monika Platzer,  Schriftsteller Franzobel,  Kulturwissenschaftlerin Brigitta Schmidt-Lauber und Moderator sowie  Wirtschafts- und Sozialhistoriker Oliver Kühschelm (von links)

Die Architekturhistorikerin Monika Platzer verwiest in diesem Zusammenhang auf das Fremdenverkehrsbild, welches ein bestimmtes Österreich-Bild zeichnet. „Letztes Jahr ist man beim Österreichfilm des Neujahrskonzerts zum ersten Mal von den typischen Ringstraßenbildern weggegangen.“ Zumindest Jugendstil wurde gezeigt. „Wir müssen vielleicht noch zehn Jahre warten, dann sieht man eventuell noch andere Bauten.“ Immerhin habe, so Platzer, der ehemalige Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner 2012 versprochen, dass das Österreich-Bild moderner werden sollte.

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Parkhotel Hall: das Turmhotel wurde erweitert (Henke Schreieck)

Einen ähnlichen Zugang zum Thema fand Medien- und Zeithistorikerin Karin Moser. „Das Österreich-Bild kommt schon von der Stummfilmzeit“, führte sie aus und verwies auf diverse Heimatfilme. Als Drehorte würden Gemeindebauten, Parks und Friedhöfe angefragt. „Wenn es um Endzeitfilme geht, kommt meistens die neue Wirtschaftsuni ins Bild – auch das verändert das Bild von Österreich.“

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Oswald Haerdtl: Inszenierung des österreichischen Alpenpanoramas als Schaufenster, Pavillon für die Weltausstellung, in  Paris im Jahr  1937

Kulturwissenschaftlerin Brigitta Schmidt-Lauber hinterfragte, ob das Selbst- oder das Fremdbild von Österreich vermarktet wird. „Denken wir nur an das Scheitern moderner Bauten am Weltkulturerbe.“ Geschichte werde in Österreich immer noch bewahrt. „Österreich ist kein Reiseziel für moderne Architektur“, betonte Schmidt-Lauber. Historikerin Karin Moser gefiel aus einem ähnlichem Grund das in der Ausstellung gezeigte Projekt aus Kärnten. „Zuerst wird es abgelehnt, ein paar Jahre später steht es unter Denkmalschutz.“ Welche Bauten das Österreich-Bild formen, damit beschäftigte sich Literaturwissenschaftler Wolfgang Müller-Funk in seinem Statement. „Das Museumsquartier und das Haas-Haus stiften Identität“, ist er überzeugt. Beide Projekte wurden von der Bevölkerung abgelehnt. Da sei der Punkt erreicht, wo es zu kulturellen Verwerfungen komme.

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