Bau und Pflege: Ab in den eigenen Teich!

Bau und Pflege: Ab in den eigenen Teich!
Freie Platzwahl hat man nur beim privaten Schwimmteich. Mit Frosch, Wasserfloh und Grünzeug muss man sich aber arrangieren.

Kristallklares Wasser wie in einem Bergsee. Aber nicht künstlich erzeugt durch Chlor und andere Chemikalien, sondern natürlich. Das ist die Idealvorstellung all jener, die sich für einen Schwimmteich entscheiden. Manchmal kommt es jedoch anders. Grüne oder braune Schlieren an der Oberfläche, Algen wohin das Auge schaut. An Schwimmen ist nicht zu denken, eher an davonlaufen – oder zuschütten. Schwimmteiche sind ökologisch komplexe Anlagen. Und alles, was diese durcheinanderbringt, kann das ganze System zum Kippen bringen: Sei es ein Übermaß an Sonnencreme, Früchte und Äste, die  immer wieder ins Wasser fallen, Gift, das im Garten verwendet wird, oder Baufehler gleich zu Beginn (mehr dazu im  Interview).

Die sommerlichen Temperaturen lassen schmieden spätestens jetzt viele Hausbesitzer Pläne für einen eigenen Badebereich. Die Entscheidung  zwischen Pool und Schwimmteich ist keine leichte. Kostenmäßig hat der Schwimmteich aber die Nase vorne. Ist die Entscheidung pro Teich gefallen,  ist zu klären, wie dieser aussehen soll.  Soll es möglich sein, richtig zu schwimmen? Oder reicht ein Bereich zum Platschen?  Wo soll der Teich realisiert werden: Direkt am Haus oder mitten im Garten?  Sind mehrere Einstiege geplant, Stege, Liegeterrassen? Am besten lässt man sich von einer erfahrenen Firma vor Ort beraten. Diese passen das Wasserelement an die Rahmenbedingungen  des Grundstücks an. Bei kleinen oder schmalen Grundstücken sind auch Schwimmteiche ab 30 Quadratmeter Fläche möglich, die durchschnittliche Größe beträgt 50 bis 60 Quadratmeter. „Kleine Teiche von  40 bis 60 Quadratmeter sind sicher pflegeintensiver“, sagt  Ulrike Wychera,  Inhaberin  der Firma Aquatic in Kritzendorf, die Schwimmteiche baut. „Viele Projekte werden zu klein dimensioniert, sodass später der Spaß und das Erlebnis geringer sind“, sagt  Jörg Fricke,  Geschäftsführer von Fricke  Gründächer und Gartengestaltung. „Die Anlagen sollten eher tiefer konzipiert werden, damit sie im Sommer nicht zu warm werden und eventuell vorhandene Bodensedimente nicht zu leicht aufgewirbelt werden.“

Schwimmen und regenerieren

„Für einen 100  Quadratmeter großen Teich sollte man mit rund 20.000 Euro rechnen.“, beziffert Wychera.  Wird  man  den Teich mit Bachläufen,  Brücken, Liegeterrassen  und mehr ergänzen, erhöhen sich die Kosten entsprechend. In Niederösterreich ist bei Teichen nur dann eine  Baubewilligung notwendig,  wenn Stützmauern errichtet werden. Bevor die Planungen beginnen, sollte man also bei der betreffenden Baubehörde anfragen.
Der Schwimmteich selbst besteht immer zu ungefähr 50 Prozent aus einem Schwimmbereich, der 2,20 bis 2,50 Meter tief ist, und zur anderen Hälfte aus einer Regenerationszone. In dieser gibt es einen flacheren Teil (20 bis  40 Zentimeter) und einen tieferen Teil (einen Meter) mit Unterwasserpflanzen.  Eine Trennwand, die bis knapp unter die Wasseroberfläche reicht, verhindert, dass die Pflanzen in den Schwimmbereich hineinragen. In der Regenerationszone  wachsen Pflanzen und Unterwasserpflanzen, die für eine gute Wasserqualität sorgen. Die Pflanzen im Teich verbessern die Wasserqualität, produzieren  also  Sauerstoff, verbrauchen die Nährstoffe und beugen starkem Algenwachstum vor.

Bei der Auswahl der Pflanzen sollte man sich  an heimische Arten halten. „In den flacheren Uferzonen können Sumpfdotterblumen, Wollgras, Blutweiderich und verschiedenen  Iris-Arten wachsen“, zählt Wychera auf. In die tiefere  Zone kommen spezielle Unterwasser-Pflanzen zum Einsatz. „Rohrkolben, Seggen und  Binsen zum Beispiel. Auch  Seerosen sind dafür geeignet, sie beschatten außerdem das Gewässer, deshalb bleiben kühlere Zonen“, führt Wychera aus. Es sei sehr wichtig, dass im Teich unten eine kalte Zone bleibt. Sie stabilisiert das gesamte Gewässer. Die  Unterwasserpflanzen erzeugen Plankton. Sobald Nährstoffe, zum Beispiel Blätter,  ins  Wasser gelangen, bilden sich Algen und  vermehren sich. „Gleichzeitig vermehrt sich aber auch das Zooplankton, das sind Libellen, Wasserflöhe, Insekten- und  Käferlarven, diese fressen die Algen“, sagt Wychera. So wechseln sich im Schwimmteich Klarwasser- und Trübwasserphasen ab.

Von der Planung über den Aushub  bis zum Wassertest

Der erste Schritt nach der Entscheidung für einen Schwimmteich ist die Planung: Größe und  Ausrichtung  müssen geklärt werden. Dann wird ein Plan gezeichnet und im Garten  die Maße angezeichnet. „ Es gibt Bauvorgaben“, sagt Ulrike Wychery, Geschäftsführerin der Firma Aquatic: „Keine zu steilen Böschungen sowie  keine zu flachen Randzonen, sonst veralgt das Wasser.“ Das Um und Auf ist ein möglichst großes Wasservolumen, dieses beträgt 50 bis 100 Kubikmeter bei kleineren Teichen,  sowie eine tiefe Regenerationszone für Unterwasserpflanzen in größerer Menge. „Diese sind  extrem wichtig und werden bei vielen Teichen nicht oder zu wenig eingesetzt“, sagt Wychera.  „Die Pflanzen produzieren Sauerstoff und entziehen dem Wasser den Kalk. Das Wasser im Schwimmteich wird deshalb von Jahr zu Jahr weicher.“

Von der  Bodenbeschaffenheit hängt es ab, ob eine Betonwanne erforderlich ist oder es reicht,  die Baugrube einfach auszubaggern – die weit günstigere Lösung.  Außer bei Hanglagen, hier geht es nicht ohne Betonwanne .  „Bei einem lehmigen Boden wie in Klosterneuburg wird  einfach ausgebaggert bis auf eine Tiefe von 2,30 Meter. Der Aushub wird so gemacht, wie die Form des Teichs letztlich  sein soll“, sagt Wychera. Die Abgrenzung zwischen Becken und Regenerationszone erfolgt  mit Natursteinen. Dann wird die Polyethylenfolie verlegt. Diese wird in zwei Meter breiten Bahnen geliefert und vor Ort heißluftverschweißt. Wychera: „Es gibt große Qualitätsunterschiede bei Folien, gute Folien kann man reparieren, sie verspröden nicht, das Gewebe reißt nicht.“ Im nächsten Schritt wird ein Holzrand bei geradlinigen Becken gemacht, bei  organische Formen mit  Buchten werden  Natursteinplatten im Mörtelbett verlegt. Weiters können Holzliegedecks, Steinplätze für planschende Kinder, Brücken über das Wasser und vieles mehr  den Schwimmteich individuell nutzbar machen. Die Folie wird in einem nächsten Schritt mit einem Vlies abgedeckt und mit gewaschenem, gröberen Rundkies  abgedeckt. Auf diese Weise ist das Ganze auch pflegbar. In den  Randbereich kommt nährstoffarmes Substrat. Die Bauzeit dauert  ein bis  drei  Wochen inklusive Planung.

Richtiges Wasser

Bevor das Wasser in den neuen Schwimmteich eingelassen werden kann, muss geklärt werden, ob dieses  geeignet ist.  Denn vor allem in Weinbaugebieten  und  bei Brunnenwasser ist  Phosphor ein Problem. „Der  Grenzwert liegt bei 20 Mikrogramm. Das Wasser trübt sich ein, wenn zu viel Phosphor enthalten ist“, betont die Biologin. Um das vorhandene Wasser  verwenden zu können, kann ein Phosphorfilter eingebaut werden. „Das funktioniert gut. In dem Filter ist ein Granulat, das Phosphor herausfiltert“, so Wychera. Doch auch wenn der Rasen gedüngt wird,  gelangt Phosphor über Regen und Wind in den Teich. „Entweder man verzichtet auf Rasendünger, oder man wählt einen   ohne Phosphor“, rät Wychera.  Alternativ  kann der Rasen mittels Kapillarsperren vom Teich getrennt werden, die Abgrenzungen werden senkrecht  in den Boden gesteckt. Auch ein Dränage-Rohr schafft Abhilfe. Das Regenwasser versickert dann dort.  

„Im Frühjahr gibt es immer einen Peak an Algen, diese werden gefressen, dann wird das Wasser wieder klar“, sagt die Biologin.  „Im Sommer  gibt es dann ein stabiles Klarwasserstadium, denn dann stellt sich ein  Gleichgewicht ein.“
Jeder Schwimmteich lockt  Tiere an, wobei Lurche, Libellen und Schnecken biologisch gesehen erwünscht sind, Hunde, Enten und Fische aber nicht, da sie das Wasser verunreinigen. Frösche sind bei Schwimmteichbesitzern wenig beliebt, weil  nächtliche Froschkonzerte  den Schlaf von Bewohnern und Nachbarn stören. „Aber generell macht der Erlebniswert über das Jahr eines der Hauptargumente pro Schwimmteich aus“, betont Jörg Fricke, Geschäftsführer der Fricke Gründächer und Gartengestaltung. „Das Beobachten und das Erleben der badenden Vögel, der flirrenden Libellen und vieler anderer Lebewesen macht unter anderem den Reiz eines Naturbadeteichs aus.“

Was das Herz begehrt

Nachdem der Teich gebaut und bepflanzt ist,  geht es zu guter Letzt  an die Gestaltung. Vom schlichten Schwimmteich bis zur Designeranlage ist dabei alles möglich. „Wir haben für einen Kunden eine Unterwasserbar gebaut“, nennt Wychera ein Beispiel. Das Element Wasser kann in Form von Bachläufen, Quellsteine und  Wasserspeiern weitergezogen werden. Liegedecks, Terrassen, Stehstufen  und Bänke laden zum Verweilen am Wasser ein.  Rutschen und  Sprungbretter   sorgen für Pool-Feeling,   Stiegen, Stehstufen und Rampen  machen den Schwimmteich komplett.

Familien benötigen zudem einen Kinderschutz, vor allem um die  Bereiche zu sichern, wo Stege sind. „Kunden bestätigen zwar, dass die Kinder sehr schnell schwimmen lernen, wenn ein Teich da ist“, schildert Wychera.  Aber sicher ist sicher. Man kann auch einen Alarm einbauen, der meldet, wenn jemand ins Wasser fällt. Doch egal wie groß der Schwimmteich letztendlich wird  und wie luxuriös die Gestaltung  ausfällt: Abkühlung für  heiße Sommertagen auf  jedem Fall garantiert.  Und da heißt es: Ab in den Teich!

Bau und Pflege: Ab in den eigenen Teich!

Teichpflege rund um das Jahr

Durch die natürliche Selbstreinigungskraft eines Schwimmteichs sind nur wenige Wartungsmaßnahmen erforderlich. Doch diese müssen regelmäßig durchgeführt werden. „Damit der Teich schön bleibt, muss er auch gepflegt werden, wie der Rest des Gartens,“ betont Ulrike Wychera. Dabei geht es darum, Staub, Pollen, Blätter und Insekten aus dem Wasser zu entfernen. Der am Beckenrand angebrachte Oberflächenskimmer saugt permanent die Wasseroberfläche nach Verunreinigungen ab, diese landen in einem Korb. Dahinter befindet sich eine Matte, die kleine Verunreinigungen herausfiltert, weil der Skimmer sonst Algen zerkleinert wieder ins Wasser bläst. Die Stromkosten für den Betrieb des Skimmers betragen rund 50 Euro pro Jahr.

Im Frühling werden abgestorbene Pflanzenteile abgeschnitten. Im Sommer werden, falls nötig, die Wasserpflanzen im Regenerationsbereich gemäht, am besten mittels Unterwassersense. Im Sommer gibt es meist eine stabile Klarwasserphase, in der sonst keine Arbeiten anfallen. Im Herbst wird der Mulm (das sind Blätter, die sich zersetzen) in den Tiefbereich hinuntergekehrt und dort abgesaugt. Es gibt auch Roboter, die glatte Böden von Ablagerungen reinigen. Ein Netz, das im Herbst über das Wasser gespannt wird, verhindert, dass große Mengen an Laub hineinfallen. Einmal im Jahr, am besten nach dem Winter, sobald die Frostphase vorbei ist, werden die Wände des Schwimmteichs manuell abgebürstet. Die gelösten Ablagerungen sinken zu Boden und können dort abgesaugt werden. Der Schlamm am Boden wird am besten von Tauchern mittels Unterwassersauger entfernt. Wenn man das von einer Firma machen lässt, ist mit Kosten von bis zu 700 Euro zu rechnen. Wer das selbst übernimmt, spart Kosten.

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