150 Jahre Weltausstellung: Startschuss für den Hotelboom in Wien
Am 1. Mai 1873 eröffnete die Wiener Weltausstellung. Das war der Startschuss für den Tourismus in der Stadt. Vor 150 Jahren wurden so bekannte Hotels wie das Hotel Imperial an der Ringstraße eröffnet.
Die Weltausstellung 1873 bescherte Wien einen Boom an neuen Hotels. Es war der Beginn des modernen Städtetourismus.
Eine der dringlichsten Fragen, die das Großvorhaben Weltausstellung aufwarf, betraf die Unterbringung der ersehnten Besucherströme. Man hoffte auf bis zu 20 Millionen Gäste, doch nie zuvor hatte die Stadt so viele Menschen beherbergt.
Das Wiener Hotel- und Gastgewerbe erlebte in der Folge einen enormen Aufschwung, und ein wahrer Hotelbauboom setzte ein. Dabei entstanden nicht nur neue Hotels und Gasthöfe, auch bestehende Gebäude wurden erweitert und qualitativ aufgewertet.
Imperial nächtigen
So verdankt etwa das elegante Hotel Imperial seine Entstehung der Wiener Weltausstellung. Das ursprünglich für Herzog Philipp von Württemberg an der Ringstraße errichtete Palais wurde 1872/73 zum repräsentativen Hotel umgestaltet und schließlich in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth feierlich eröffnet. In den ersten Wochen logierten hier Kaiser, Könige und Königinnen, Staatskanzler sowie berühmte Persönlichkeiten.
Von Theophil Hansen
Aber das legendäre Imperial ist nicht das einzige imposante Hotel, das zu dieser Zeit an der Wiener Ringstraße gebaut wurde. Mit dem Palais Hansen Kempinski steht sogar eines der größten Gebäude, das im Zuge der Weltausstellung in Wien errichtet wurde, an der Prachtstraße. Gebaut wurde es nach den Plänen von Theophil Hansen, einem der wichtigsten Ringstraßenarchitekten, der auch das Parlament und die Börse entworfen hat.
Auch wenn das Palais Hansen seinerzeit als Hotel gebaut wurde, dauerte es noch 140 Jahre, bis das ehrwürdige Gebäude am Schottenring 24 seinen ursprünglichen Zweck wieder erfüllen konnte. Denn erst 2013 wurde das mit größter Sorgfalt renovierte, denkmalgeschützte Palais, das zwischenzeitlich als Amtsgebäude der Stadt Wien genutzt wurde, durch die Hotelkette Kempinski seiner Bestimmung zugeführt und als Palais Hansen Kempinski Wien eröffnet.
Viel Neues am Ring
Das am Schottenring 11 errichtete Hotel Austria wurde nach der Weltausstellung zum Verwaltungsgebäude umgestaltet. Das am Ende des Zweiten Weltkrieges zerstörte Bauwerk war ab 1875 Sitz der k.u.k. Polizeidirektion.
Seinem ursprünglichen Zweck dient hingegen noch das gleichfalls am Schottenring 1872 erbaute Hotel de France, dem man – wie die Österreichische Akademie der Wissenschaften berichtet – im Hinblick auf die Weltausstellung einen Namen mit internationalem Flair gegeben hatte.
Neu errichtet wurden dem Bericht zufolge auch das Hotel Britannia am Schillerplatz und das in Ausstellungsnähe gegenüber dem einstigen Nordbahnhof gelegene Hotel Donau. Letzteres stand unter keinem guten Stern. Als während der Weltausstellung 13 Hotelgäste an Cholera erkrankten und acht davon starben, verließen die übrigen Gäste fluchtartig das Haus.
Beide Gebäude wurden aus wirtschaftlichen Gründen nach der Weltausstellung anderweitig genutzt: das Hotel Britannia ab 1874 vom Justizministerium, das Hotel Donau von der Direktion der Kaiser Ferdinands-Nordbahn Nordbahn und später von den ÖBB.
Chefarchitekt Hasenauer
Zum Chefarchitekten der Wiener Weltausstellung wurde 1871 Carl Freiherr von Hasenauer bestellt. In dieser Funktion beeinflusste er entscheidend die bauliche Gestaltung des an die italienische Renaissance bzw. barocke Formen anknüpfenden Ausstellungsgeländes. Er zeichnete sowohl für die architektonische Fassung der Stahl-Eisen-Konstruktionen als auch für die Realisierung des Rotunde-Projektes verantwortlich. Zu seinen Hauptwerken zählen u. a. Neue Burg, Burgtheater und Hofmuseen.
Das Ausstellungsgelände lag im Prater. Wie eine Stadt in der Stadt erstreckte sich das riesige Areal mit seinen rund 200 Einzelbauten. Den augenfälligen Mittelpunkt des ausgedehnten Industriepalastes – zugleich das Wahrzeichen der Weltausstellung – bildete die riesige Rotunde, zu ihrer Zeit der größte Kuppelbau der Welt.
Was blieb?
„Die meisten Gebäude waren von vorneherein nur als temporäre Bauten geplant“, erzählt Werner Michael Schwarz, Kurator des Wien Museums. „Am längsten blieb die Rotunde erhalten. Sie wurde bis zum Brand 1937 für Ausstellungen und Messen genutzt.“ Heute noch zu sehen sind die Pavillons der Künste. . Während der nördliche Pavillon im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und nach 1945 in zeitgemäßen Formen wiederaufgebaut wurde, blieb der südliche Pavillon mit seinen korinthischen Säulen weitgehend unversehrt.
Der 1873 eröffnete und heute unter Denkmalschutz stehende Konstantinsteg im Wiener Prater ist eine der ältesten erhaltenen Brücke Wiens. Er befindet sich südlich der Prater-Hauptallee und führt zum Konstantinhügel, einer künstlichen Erhebung, die im Zuge der Vorarbeiten für die Weltausstellung mit Aushubmaterial errichtet wurde. „Im Grazer Stadtpark trifft man heute auf den Kaiser-Franz-Josef-Brunnen, der sich während der Weltausstellung im Zentrum der Rotunde befand“, weiß der Historiker.
Neueröffnungen
Die Wiener Ringstraße ist als Hotelstandort immer noch begehrt. Alleine 2023 haben bereits zwei neue Luxushotels eröffnet: The Amauris Vienna am Kärntner Ring mit Blick auf die Staatsoper sowie das Almanac Palais Vienna am Parkring gegenüber vom Stadtpark. Die lang leerstehenden Palais Henckel von Donnersmarck und Palais Leitenberger stehen wieder für Gäste offen.
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