Viel Platz für Kunsthandwerk
Kunsthistorikerin Margarethe Szeless beschreibt in dem Buch „Das Wiener Zinshaus – Bauen für die Metropole“ (erschienen im Residenz Verlag, herausgegeben von der 3SI Immogroup), wie Architektur und Kunsthandwerk im Eingangsbereich eine Symbiose eingehen. Zum Beispiel zeichneten Glaser für die geschliffenen Glastüren, für ziselierte Glasscheiben und für figurative Motive aus buntem Glas verantwortlich. Stuckateure sorgten für den plastischen Wandschmuck.
Kunstvolle Geländer im Stiegenhaus
Besonders reizvoll und typisch für das Wiener Zinshaus sind die gemusterten Fliesen im Eingangsbereich und in den Gängen. Das dominante Element im Stiegenhaus eines Wiener Zinshauses ist das kunstvoll aus Schmiede- oder Gusseisen gefertigte Geländer.
Die Treppen wurden aus Naturstein gefertigt. Vereinzelt kann man heute noch Machtsymbole wie etwa eine Löwentatze am Treppenansatz finden. „Je näher das Haus zur Inneren Stadt liegt, desto prachtvoller ist seine Ausstattung“, beschreibt Pirker.
Im Neubau wird es heller
Im Neubau hat das Stiegenhaus seine Repräsentationsfunktion verloren, Funktionalität steht im Vordergrund. Der Gestaltung des Eingangsbereiches und der Gänge wird heute allerdings wieder mehr Bedeutung geschenkt, bestätigt Jelena Pirker: „Von den 1970er- bis in die 1990-Jahre wurden diese Bereiche dunkel und eng gebaut. Mit dem Einzug der Gemeinschaftsbereiche im Erdgeschoß wird auch das Entree durch große Glasfronten wieder größer, offener und heller gebaut.“
Stiegenhäuser sind Orte der Begegnung
Stiegenhäuser sind vor allem Orte der Begegnung. Hier holt man seine Post ab, hier wartet man auf den Aufzug oder vielleicht sogar immer noch auf das freie „stille Örtchen“. Laut Margarethe Szeless werden gegenwärtig in Wien noch rund 11.000 Wohnungen mit Gang-WC gezählt.
Oder es kann sich eine kleine Plauderei mit der Nachbarin ergeben. Wie schon vor mehr als 100 Jahren als man sich das Wasser am Gang holte und zum sogenannten Bassenatratsch zusammen kam. Mit der Einleitung von Fließwasser in die Wohnhäuser zog auch die Bassena in das Wiener Zinshaus ein. Der Begriff Bassena leitet sich vom französischen Wort Bassin für Wasserbecken ab und bezeichnet eine Wasserentnahme- und -entsorgungsstelle am Gang eines gründerzeitlichen Zinshauses.
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Die gute Seele des Hauses
Vom Portier über den Hausmeister zum Concierge: Gibt es eine Ansprechperson im Haus, steigert das das Wohlbefinden der Bewohner. Diese Person ist meist die gute Seele des Hauses, aber ebenso Kontrollinstanz. In einem Gründerzeithaus findet man heute oft noch Hinweise auf die Portierloge, später versah der Hausmeister seinen Dienst mehr oder weniger rund um die Uhr in Mehrparteienhäusern. Er war für die Reinigung und das Auf- und Zusperren der Haustore zuständig und man holte sich den Schlüssel für die Waschküche.
Heute empfängt im Luxussegment der Concierge die Bewohner und Gäste. Geboten werden unterschiedlichste Dienstleistungen, die den Alltag erleichtern und somit zu mehr Lebensqualität führen. Ob Wäsche- und Bügelservice, Zustellung von Lebensmitteln und Getränken oder die Organisation von Handwerkern.
Ein schönes Entree hat seinen Preis
Lässt sich ein repräsentatives Stiegenhaus, eine attraktive Lobby einpreisen? „Wenn im Altbau typische Stilelemente gut erhalten sind und im Neubau viel Komfort und Service geboten werden, dann schlägt sich das auch bei den Eigentums-, aber auch bei den Mietpreisen nieder“, erklärt Jelena Pirker.
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