Autofreies Bauprojekt in Wien stockt, weil eine Straße vorgeschrieben wird
In Wien-Donaustadt entsteht auf rund 26 Hektar ein neues Quartier – das „Obere Hausfeld“. Das Gebiet befindet sich etwas weiter westlich als die Seestadt Aspern und liegt direkt an der U-Bahnlinie U2. Das neue Quartier, das hier in Planung ist, soll „urban und autofrei“ sein, 3.600 Wohnungen werden hier errichtet. Eine zentrale Vorgabe der Stadt für das neue Wohnviertel war, dass innerhalb des Areals alles zu Fuß erreichbar sein soll. Damit das gelingt, gruppieren sich die Wohngebäude rund um einen zentralen Park.
Für das Projektareal „Oberes Hausfeld“ wurde eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchgeführt. Das Ergebnis schreckte Umweltorganisationen und Bürgerinitiativen auf. Denn laut Bescheid dürfen 80 Prozent des Quartiers bebaut und besiedelt werden – aber für die restlichen 20 Prozent gibt es eine Bedingung: dass zuvor die angrenzenden Straßen und Autobahnen errichtet werden. Konkret handelt es sich um die S1-Spange und S1-Nord sowie den Lobautunnel. Laut Wolfgang Rehm von der Umweltorganisation VIRUS sei seit Jahren erkennbar, dass Wohnbau seitens der Wiener Stadtregierung als Durchsetzungsinstrument für gewünschte Straßenbauprojekte eingesetzt wird. Das sei bei der Seestadt Aspern auch so gewesen, erzählt Rehm und bezieht sich damit auf den Teil im Norden.
„Das Quartier ist durch zwei U-Bahnstationen und eine Busanbindung erschlossen – es gibt keine Notwendigkeit, dieses mit den Straßenprojekten zu verknüpfen“, betont Stefan Eisinger-Sewald, Geschäftsführer des Bauträgers Kallco, der im „Oberen Hausfeld“ 1.300 Wohnungen errichtet. Die U-Bahnlinie U2 wird ab 2026 hier Halt machen, wenn die ersten Häuser im Stadtentwicklungsgebiet bezugsfertig sein sollen. Auch Gutachten liegen bereits vor, die besagen, dass das neue Quartier mit der bestehenden Infrastruktur bestens versorgt sei.
Änderungsantrag zur UVP
Dennoch stockt nun der Bau. „Kein Bauträger baut Wohnungen, wenn er diese nicht besiedeln darf“, so Stefan Eisinger-Sewald. Aus diesem Grund haben die Umweltorganisation Virus, der Bauträger Kallco und die Bürgerinitiative BNWN (BürgerInnen Netzwerk Verkehrsregion Wien Niederösterreich) diese Woche gemeinsam einen Änderungsantrags zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) Städtebauvorhaben Oberes Hausfeld eingereicht – in der Hoffnung, dass dieser Punkt abgeändert werden kann.
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