Putzen ohne Chemie: So einfach geht nachhaltiges Wohnen
Kann stilvolles Design auch nachhaltig sein? Oft herrscht die Sorge, dass der „Öko“-Lifestyle wenig glamourös oder schön ist. Mit diesem Vorurteil räumen zahlreiche Vorbilder auf. Die österreichische Influencerin Madeleine Alizadeh zeigt, wie stylish man mit nachhaltig produzierter Garderobe sein kann. Die Youtuberin Svenja Preuster alias FräuleinÖko veranschaulicht, wie man minimalistisch und gut leben kann. Und die amerikanische Einrichtungs-Website „Remodelista“ beschäftigt sich seit 2007 mit dem stilvollen und nachhaltigen Wohnen. Aus dem Fachwissen der von vier Freundinnen gegründeten Redaktion ist gerade das Buch „Natürlich! Nachhaltig leben – Stilvoll wohnen – Ressourcen schonen“ im Prestel Verlag erschienen. Darin werden nicht nur verschiedene Familien mit sehr individuellen Wohnsituationen besucht, sondern auch handfeste Tipps für jeden Wohnraum gegeben. Ein wirklich tolles Buch für alle, die natürlicher wohnen wollen.
Beispielhaft für einen nachhaltigen Lebensstil ist darin etwa das kanadische Paar John und Juli Daoust, die außerhalb von Toronto ein Steinhaus aus dem Jahr 1840 gekauft und wiederbelebt haben. Doch statt es klassisch zu renovieren, folgte das Paar dem Prinzip: „Das umweltfreundlichste Haus ist eines, das schon gebaut ist.“ Denn die ökologischen Kosten eines Neubaus können enorm sein, genau wie Veränderungen am Grundriss. „Wir haben den Charakter des Hauses bewahrt.“
Ähnlich wie Kathi Reckendorfer, die im niederösterreichischen Weinviertel ein witziges altes Baumhaus mit kreativen Upcycling Methoden zum Schmuckstück machte: Hier wurden alte Dielen zur Wandverkleidung, ausgemusterte Türen zur Schrankwand und alle Möbel aufgehübscht: „„Ich liebe Dinge, die eine Geschichte haben. Darum ist nahezu die ganze Einrichtung auch in irgendeiner Form wiederverwendet.“
So wird jeder Raum nachhaltiger
Auch mit einfachen Mitteln kann man nachhaltiger wohnen: „Am einfachsten durch Vermeidung“, erklärt Sandra Papes von Die Umweltberatung. „Am meisten Ressourcen sparen wir durch eingeschränkten Konsum und das aktive Betreiben der Kreislaufwirtschaft.“ Wir kaufen viel zu viel Neues, werfen leichtfertig weg und greifen oft zur scheinbaren Komfortlösung. „Gerade im Haushalt ist so viel Einsparungspotenzial. Anstelle von massenweise Wegwerfprodukten wie Küchenrollen, Staubtüchern oder Einwegverpackungen lieber zu wiederverwendbaren Alternativen greifen“, so die Expertin. Auch mit Reinigungsmitteln sparsam umgehen: „Es ist erstaunlich, wie sehr wir auch im Drogeriemarkt von Werbeversprechen beeinflusst agieren. Noch sauberer, noch duftender, noch einfacher. Dabei sollte man wenige gute Produkte verwenden und auf altes Wissen zurückgreifen.“ Oft wirkt Essig besser als Putzmittel. Diese und weitere Tipps zu mehr Nachhaltigkeit in jedem Raum haben wir Schritt für Schritt zusammengefasst:
Schritt 1: Umweltbewusst in der Küche
Die Küche ist der am meisten beanspruchte Raum im Haus. Umweltfreundliche Materialien und energieeffiziente Geräte sollten Priorität haben. Falls Sie nicht den kompletten Raum umgestalten wollen, machen auch schon kleinere Veränderungen Sinn, etwa der Verzicht auf Plastik. Rührschüsseln aus Edelstahl, Messbecher aus Glas, Kochlöffel aus Holz machen bereits einen Unterschied. Aber auch andere Küchenutensilien können die -Bilanz verbessern: Da Teflon-beschichtete Pfannen alle paar Jahr ausgetauscht werden müssen, sollte man auf Stahl oder Gusseisen ausweichen. Lebensmittel richtig zu lagern sorgt für bessere Haltbarkeit. Ein Kühlgerät mit verschiedenen Klimazonen kann hier helfen. Um Müll zu vermeiden: Kompostieren statt wegwerfen. Rund 229.000 Tonnen Lebensmittel sowie Speisereste landen pro Jahr in Österreich im Restmüll. Das sind 25,5 Kilogramm pro Kopf oder fast 58 Kilogramm pro Haushalt.
Schritt 2: Ressourcenschonend waschen
Bereits kleine Optimierungen in Ihren Waschgewohnheiten können einen großen Unterschied machen. „Meist reicht es, Oberbekleidung zu lüften, und sie nicht nach jedem Tragen zu waschen. Wichtig ist auch, sich an Dosiervorgaben zu halten. Oft wird einfach zu viel Waschmittel verwendet“, weiß Umwelt-Expertin Sandra Papes. Während es bei Kleidung meist reicht, die Wäsche nur bei 20 oder 30 Grad zu waschen, erfordert die Maschine selbst alle paar Wochen einen heißen Waschgang . „Dadurch werden Bakterien in der Trommel getötet, die sonst zu Gerüchen führen.“ Bevorzugt Kleidung aus Naturfasern tragen, denn diese geben kein Mikroplastik ab. Von Weichspülern und anderen Duftstoffen für die Wäsche rät die Expertin ab: „Lieber in ein gutes Parfum investieren, als Haut, Lunge und Abwasser mit Duftstoffen zu reizen.“ Und: Wäsche aufhängen ist natürlich umweltschonender, als den Trockner zu verwenden.
Schritt 3: Gutes Raumklima im Schlafzimmer
Dezente Farben, wenig Deko, ein paar Pflanzen, schöne Textilien – mehr braucht es nicht für ein gemütliches Schlafzimmer. Eine minimalistische Einrichtung ist oft nachhaltiger, weil unnötige Käufe vermieden werden. Größtes Nachhaltigkeits-Potenzial hat das Schlafzimmer bei den Textilien: Bettwäsche und Bettzeug aus Naturmaterialien wie Baumwolle oder Leinen verwenden, diese sind langlebig und waschbar. Auch bei der Matratze auf Natürlichkeit achten: Naturlatex und Wolle kommen ohne giftige Klebstoffe aus. Zudem hemmt Wolle von Natur aus den Wuchs von Milben und Schimmel.
Bei Wandfarbe zu chemiefreien Alternativen greifen: Kalkfarbe ist schadstofffrei und sorgt für verbessertes Raumklima. Wenn möglich, sollten auch Kabel und elektronische Geräte weitgehend aus dem Schlafzimmer verbannt werden. Wenn neue Möbel, wie das Bett oder die Schränke, angeschafft werden müssen, dann aus Holz oder anderen nachhaltigen Rohstoffen bevorzugen. Dabei aber auf die Produktionsbedingungen und den Anbau achten: Nicht jedes natürliche Material ist auch nachhaltig, weil viele Rohstoffe nur langsam nachwachsen oder lange Lieferwege zurücklegen.
Schritt 4: Wasser und Kosmetik sparen im Badezimmer
Badezimmer gibt es in vielen Stilen und Größen, aber alle sind ähnlich ausgestattet – und verbrauchen die gleichen Ressourcen, vor allem Wasser. Durch regulierende Armaturen und einen sparsamen Verbrauch kann man schon einiges bewirken. Etwa die Mini-Turbine ecowaterjet , die sich einfach auf den Duschschlauch schrauben lässt, spart ca. 40 Prozent Wasser und knapp 900 KWh Energie jährlich in einem Zwei-Personen-Haushalt.
Ebenfalls wichtig: natürliche, schadstofffreie Wandbeläge (etwa Keramikfliesen), Accessoires und Pflegeprodukte. Sandra Papes rät: „Konzentrierte Reinigungsmittel bevorzugen und auf Verpackung achten, eventuell gibt es Nachfüllmöglichkeiten. Lieber Seife statt Duschgel verwenden. Aber: Alles, was bereits da ist, bitte aufbrauchen, weil die Ressourcen schon drinstecken. Und beim nächsten Einkauf dann auf staatliche Gütesiegel achten: Öst. Umweltzeichen, EU-Ecolabel, Blauer Engel.“ Dabei gibt die Expertin zu: „Die Umstellung ist das Schwierige. Man muss sich beim Einkaufen und daheim damit beschäftigen. Darum immer eines nach dem anderen ändern, sich nicht überfordern.“
Schritt 5: Vintage im Wohnzimmer
Bei der Einrichtung des Wohnzimmers darf man kreativ sein. Ein guter Mix aus Flohmarktfundstücken, Vintage-Möbeln und hochwertigen Neuanschaffungen macht den Raum nicht nur stilvoll und lebendig, sondern auch nachhaltig. Alte Möbel lassen sich mit neuen Stoffen oder mit Kreidefarbe unkompliziert Upcyceln. Auf Raumbeduftung sollte man aber auf Rat der Umwelt-Expertin lieber verzichten. „Dauerdüfte sind eine Belastung für den Körper und kann Kopfschmerzen oder Übelkeit hervorrufen. Das Beste gegen Geruch ist Lüften. Drei Mal am Tag, drei bis fünf Minuten, querlüften. Ein Raum sollte eigentlich nach nichts riechen, also weder gut noch schlecht. Die frische Luft ist auch gut für die Konzentration, beugt Schimmelbildung vor und sorgt für verbessertes Raumklima“, so die Umweltberaterin Papes.
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