Revitalisierung bis 2025
Das Refurbishment findet während des laufenden Betriebs statt. „Die Transformation im laufenden Betrieb ist Herausforderung und Chance zugleich: Mit diesem Projekt möchten wir zeigen, dass die nachhaltige Revitalisierung eine echte, wirtschaftliche Alternative zu Abriss und Neubau sein kann. Nur so schaffen wir es, den Herausforderungen Nachhaltigkeit sowie Energiekrise und -wende versiert zu begegnen“, erklärt Michael Klement, CEO der United Benefits Holding.
Das Ekazent Hietzing sei ein gelungenes Beispiel dafür, wie Quartierszentren das urbane Leben stärken können. „Während Einkaufszentren heute oft an der Peripherie der Städte entstehen, bilden die Gebäude an der Hietzinger Hauptstraße 22 ein Ensemble, das sich wie ein klassischer Ortsmittelpunkt um einen Platz gruppiert. Unser Auftrag als Projektentwickler ist es, die Qualität der Flächen zu steigern und die Nutzungsarten den Anforderungen unserer Zeit anzupassen.“
Baustellen sind Belastung
Baustellen sind aber immer auch eine Belastung. Was halten Mieter und Kunden aus? Das haben wir Romina Jenei, CEO der RegioPlan Consulting, gefragt. „Es macht einen Unterschied, ob dort Nahversorger und Ärzte zu finden sind, wie das beim Ekazent Hietzing der Fall ist oder Einrichtungen für die Freizeit, Geschäfte zum Bummeln oder Gastronomie. Hier ist die Gefahr viel größer, ersetzt zu werden“, so die Retail-Expertin. „Baustellen sind immer Barrieren und Hindernisse. Die Frustrationstoleranz wird zunehmend geringer. Als Betreiber sollte man die Belastung so gering wie möglich halten, Step-by-Step investieren und erneuern, um nicht nur Stammkunden, sondern auch die Laufkundschaft zu halten.“
Bauruine Lamarr
Die frequenzstärkste und längste Einkaufsstraße Österreichs ist die Mariahilfer Straße mit rund 1,8 Kilometer Länge, 322 Geschäften in A-Lage und mit rund 210.000 Quadratmeter Retailflächen. Der Rückgang der Handelsumsätze in den Jahren 2022 und 2023 hat auch hier seine Spuren hinterlassen. „Die Verkaufsflächen der Bekleidungsbranche wurden auf der Mariahilfer Straße im Jahr 2023 um 22 Prozent reduziert. Die Nachvermietungen führten zu einer höheren Diversifizierung des Angebotsmixes bei leicht gestiegenem Leerstandsniveau“, erklärt Walter Wölfler, Head of Retail CBRE. „Entscheidend für den zentrumsnahen Teil der Mariahilfer Straße wird die Zukunft des Projektes Lamarr sein, das eigentlich ein Ankerbetrieb für diesen Straßenabschnitt sein sollte.“
Nach der Signa-Pleite ist zu befürchten, dass statt eines florierenden Kaufhauses nun eine Endlos-Baustelle entsteht. Welche Auswirkungen hat das auf die umliegenden Geschäfte? „Der große Frequenzbringer fehlt, seitdem das etablierte Möbelgeschäft verschwunden ist. Das spürt vor allem der unterste Teil der Mariahilfer Straße“, sagt Jenei. „Aber ganz schwierig für die Kaufleute ist auch die U2 Baustelle bei der Neubaugasse. Viele hohe Blanken verdecken die Sicht auf die Shops. Es gibt nur schmale Gehwege.“
Wenig Frequenz
Baustellen stellen den Handel also oft vor große Herausforderungen. Aktuell stark betroffen sind die Geschäfte in der Wiedner Hauptstraße. Der Gleistausch der Wiener Linien wird von der Stadt zur umfangreichen Umgestaltung genutzt. 2024 werden ein Zwei-Richtungs-Radweg und zusätzliche Grünflächen geschaffen. Das bedeutet für die Einkaufsstraße keinen Durchzugsverkehr, keine Öffis, viel weniger Passanten.
Eigeninitiative ergreifen
Wie sollen Kaufleute damit umgehen? „Wenn solche Baustellen über Wochen, vielleicht sogar über Monate andauern, ist das für den Handel eine Katastrophe“, so Romina Jenei. „Der Umsatz geht zurück, die Kundschaft verläuft sich. Wer überleben will, muss Eigeninitiative ergreifen. Das kann sogar das Verteilen von Flyern sein. Denn was der Standort nicht kann, muss das Marketing erledigen.“ Jenei empfiehlt zudem eine Mietreduktion. „In Deutschland gewähren viele Vermieter mittlerweile Mietreduktionen, damit es zu keinem Leerstand kommt, wo vielleicht nur schwer ein neuer Mieter gefunden werden kann.“
Bei United Benefits setzt man auf Kommunikation, wie Michael Klement erzählt: „Wir haben die Mieter von Anfang an über die Projektschritte informiert. Der Hausverwalter ist immer vor Ort und auch der Ekazent-Manager ist während der Umbauphase mehrmals die Woche anwesend - als Ansprechperson für die Mieter.“ Im Herbst 2025 soll das Projekt fertig sein.
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