Nachhaltig und innovativ: Fassaden produzieren Strom
Innovative Fassaden stehen hoch im Kurs. Sie sind energieeffizient, produzieren selbst grünen Strom oder sind in anderer Hinsicht multifunktional.
30.04.24, 05:00
Einfach eine witterungsbeständige, isolierende Gebäudehülle? Für ambitionierte Bauherren ist das zu wenig. Das Prinzip einer innovativen, zukunftsweisenden Fassade ist heute maximale Nachhaltigkeit. Und so besteht die Hauseinkleidung entweder aus natürlichen Materialien oder produziert selbstständig Energie. Am besten sogar beides.
Konkret sind solche Fassaden der jüngsten Generation also multifunktional. So kommen zu den üblichen Aufgaben wie Wärme- und Schalldämmung sowie Regulierung des Raumklimas neue, für die Zukunft spannende Eigenschaften hinzu. Die modernsten Gebäudehüllen können zum Beispiel das einfallende Licht steuern, laufend Energie produzieren, Biomasse züchten (Algen), als interaktive Plattform dienen, den Sonnenschutz nicht zu vergessen: Dieser kann etwa durch schaltbare Gläser geregelt werden. Solche Scheiben lassen Wärme und Sonnenlicht je nach Bedarf ins Innere oder eben nicht. Dadurch entsteht eine aktive Fassade, die im Winter Wärme und Helligkeit sammelt und im Sommer angenehm kühlt.
Start-up aus Vorarlberg
Eines der innovativen Unternehmen, die sich auf nachhaltige Fassaden spezialisiert haben und so neue, aber auch alte Gebäude klimatechnisch ins rechte Licht setzen, ist ein Start-up aus Vorarlberg. Alexander Moosbrugger und Manuel Hehle, Gründer von „mo energy systems“, haben das europaweit erste Modulsystem für PV-Fassaden entwickelt, das auch nachträglich an die bereits gedämmte Haushülle montiert werden kann. „Man kann zwischen rahmenlosen Glasmodulen aus europäischer Produktion oder gerahmten Standardmodulen für den vertikalen Einbau wählen. Die rahmenlosen Elemente mit entspiegelten Gläsern sind architektonisch anspruchsvoll, kaum als PV-Elemente zu erkennen und wartungsfrei“, so die Vorreiter aus Lochau am Bodensee.
Die skalierbare Lösung eigne sich für Bestand und Neubau, Beton-, Ziegel- und Holzfassaden. „Die PV-Unterkonstruktion ist nur geringfügig aufwändiger als eine Dachlösung. Das ,Plug-and-Play‘-System ermöglicht Fachbetrieben die einfache, sichere und schnelle Montage und Inbetriebnahme.“ Als Systemlieferant bietet das Unternehmen ein Komplettpaket mit allen Komponenten an.
Nachfrage ist groß
Dass die Nachfrage groß ist, zeigt eine Studie des Instituts für Immobilien Bauen und Wohnen im Auftrag des Nachhaltigkeitsministeriums: Trotz des aktuellen Tiefstands bei den Haussanierungen gibt hierzulande bei den Wohneinheiten ein enormes Potenzial an thermischen Sanierungen. Rund 1,9 Millionen Objekte weisen einen unzureichenden thermischen Standard auf. Um das Ziel der Regierung – Klimaneutralität bis 2040 – zu erreichen, sei aber gerade die Sanierung der Gebäudehülle eine Erfolgsfaktor, so die Experten.
Dies bestätigt Dieter W. Kotrnec, Geschäftsführer der Firma Pasteiner aus St. Pölten: „Das energetische Hochrüsten von Bestandsgebäuden ist die Herausforderung zur Erreichung der Klimaziele.“ Mit einer speziellen Technik dürfte das Unternehmen nun einen Lösungsansatz gefunden haben. Das neue Energiefassadensystem CEPA kann nämlich samt Heizungs- und Kühltechnologie selbst im bewohnten Zustand installiert werden. Kotrnec: „In jedem Fall kann diese Energiefassade sowohl als Vorgehängte Hinterlüftete Fassade als auch im Wärmedämm-Verbund-System umgesetzt werden.“
Zurück nach Vorarlberg, wo Architekt Dark Schick und Tobias Behrens von GFT Fassaden AG kürzlich für die Sanierung und Erweiterung eines Mercedes-Gebäudes zuständig waren. Schick setzte dabei auf Alucobond und eine Vorgehängte hinterlüftete Fassade, um extravagante Formen der Außenhülle zu realisieren: „Bei Metallfassaden kann man durch die Hinterlüftung einer Dampfdiffusion mit Kondensatbildung vorbeugen und auch eindringenden Schlagregen durch die offenen Plattenstöße ableiten.“ Und Fassadenprofi Behrens resümiert: „All diese innovativen Fassaden überzeugen visuell und beeindrucken sowohl technisch als auch ökologisch.“
Energiegewinnung mithilfe neuer Fassade und Glasflächen:
PV-Fassade: An der bereits bestehenden Fassade gibt es hinsichtlich Photovoltaik mittlerweile verschiedene effektive Lösungen. So produziert die neue Gebäudehülle, die auf der alten Fassade angebracht wird, eigenen Strom und macht das Haus vielleicht sogar zu einem Aktivhaus. Das heißt, es produziert mehr Energie als es verbraucht. Bei den derzeitigen Energiepreisen eine höchst wertvolle Fassadenlösung.
Glas-Solarzellen: Auch wer einen Fenstertausch plant, kann sich neue technische Möglichkeiten zunutze machen. So können alte Fenster bzw. Glasflächen etwa durch innovative durchsichtige Solarfenster ersetzt werden. Die eingebauten Solarzellen kombinieren die Vorteile von Lichteinfall und Ausblickmöglichkeit herkömmlicher Fenster mit der zusätzlichen Gewinnung von elektrischem Strom. Da sie weder Kabel noch Elektrik benötigen, können Solarfenster auch nachträglich bei einer Sanierung verbaut werden.
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