Immer mehr Billigware aus dem Ausland

Preisdruck bei landwirtschaftlichen Produkten
Der Wert der importierten Lebensmittel ist deutlich höher als der Erlös der Exporte.

Der Trend geht in die falsche Richtung. Im Vergleich zu 2007 wurden um 50 Prozent mehr Lebensmittel aus dem Ausland in Österreich verkauft. Seit 2010 sind die Importe um 35 Prozent gestiegen. Das ist ein Ergebnis einer Studie der Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsforschung (GAW). Im Jahr 2015 betrug der Wert der im Ausland hergestellten und in Österreich verzehrten Lebensmittel immerhin rund neun Milliarden Euro.

Es geht dabei vor allem um Waren, bei denen der Preisdruck besonders groß ist. Für die österreichischen Bauern ist es schwer, da mitzuhalten. Das gilt für Schweinefleisch, Rindfleisch, Milch oder auch Getreide. Weil Russland kein Schweinefleisch aus der EU kauft, ist der Kilopreis deutlich gesunken. Im Sommer mussten die österreichischen Schweinezüchter sogar unter dem Erzeugerpreis verkaufen.

Billig-Importe

Es gab deutlich mehr Billig-Importe aus anderen EU-Ländern. "Die Konsumenten haben allerdings von den gesunkenen Erzeugerpreisen kaum profitiert", verweist Bauernbund-Präsident Jakob Auer auf die Preisgestaltung. Mittlerweile haben die Erzeuger-Preise für Schweine wieder etwas angezogen.

Die angespannte Lage am Milchmarkt ist bekannt. Die großen Milchproduzenten in der EU versuchen nach wie vor, durch Exporte ihr Produkt abzusetzen. Wobei es natürlich auch um verarbeitete Produkte wie Butter oder Käse geht.

Fluch des Erfolges

Beim Getreide hat der "Fluch des Erfolges" den Markt verändert, verweist Auer auf die Ernte-Erträge. Mehrere gute Ernten haben dazu geführt, dass weltweit die Lager voll sind.

Das alles hat natürlich Folgen für die Außenhandels-Bilanz. Der Wert der importierten Lebensmittel ist um etwa eine Milliarde Euro höher als der Wert der Exporte. Da sind die Ausfuhren der österreichischen Energy-Drinks der Marke Red Bull schon eingerechnet. Ohne Red Bull beträgt das Defizit etwa zwei Milliarden Euro.

Wobei es nicht nur um den Einkauf der Lebensmittel im Einzelhandel geht. Dort gibt es das AMA-Gütesiegel für kontrollierte Herkunft aus Österreich. Ein beträchtlicher Teil der Billig-Importe aus dem Ausland wird von Gasthäusern und Restaurants sowie Großküchen und Kantinen verarbeitet. Niemand weiß, wo das Essen herkommt, das auf dem Teller landet. Immerhin informieren einige Gastronomen ihre Gäste freiwillig über die Herkunft der Produkte.

Professor Friedrich Schneider von der Johannes Kepler Universität Linz ist überzeugt, dass in der Gastronomie das Potenzial für den Einkauf im Inland noch nicht ausgeschöpft ist. Bei den Großkunden "gibt es noch Luft nach oben".

Plus 1,8 Milliarden

Die Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsforschung hat nachgerechnet, was es bringt, wenn um zehn Prozent mehr Lebensmittel aus dem Inland eingekauft werden. Dies würde zu einer Steigerung des Bruttoinlandsproduktes um 1,8 Milliarden Euro führen und rund 21.000 Arbeitsplätze sichern oder neu schaffen, fasst Stefan Jenewein von der GAW das Ergebnis zusammen. Die Einkommen in Österreich würden um 852 Millionen Euro steigen.

Auftraggeber der Studie war die Hagelversicherung. Dafür gibt es einen guten Grund. Schließlich geht es bei den Lebensmittel-Importen auch um Transportwege und die CO2-Bilanz. Bio-Weintrauben aus Südafrika sind nicht der Ökologie letzter Schluss. Der Chef der Hagelversicherung, Kurt Weinberger, hat als Versicherer ein großes Interesse an möglichst geringen Umweltschäden im Agrarbereich.

Tomatenschlacht

Wenn es um die Tomate geht, haben Supermarktmanager offenbar eine klare Devise: Sie wollen Ware aus Österreich – nicht nur im Sommer, sondern auch zu Weihnachten und Ostern.

Möglich machen das neue Glashausprojekte, die in der Nachbarschaft verlässlich für Proteste sorgen. Im steirischen Bad Blumau machten Anrainer gegen den Bau eines bis zu 23 Hektar großen Glashaus-Projektes der Firma Frutura mobil, das heuer die ersten Tomaten an Spar geliefert hat. Spar-Chef Gerhard Drexel will den Eigenversorgungsgrad von 50 auf 70 Prozent steigen.

Im Burgenland stemmt sich eine Bürgerinitiative gegen ein 14 Hektar großes Gewächshaus der Firma Perlinger, für das der Raumplanungsbeirat schon grünes Licht gegeben hatte. Zum Ärger der Grünen im Burgenland. Es sei nicht belegt, dass heimische Glashaus-Tomaten einen besseren ökologischen Fußabdruck haben als ausländische, argumentieren sie. Eine in Wien-Simmering oder im Nordburgenland gezogene Tomate würde 2,5 bis drei Mal mehr Kohlendioxid als eine in Spanien gezogene Frucht verursachen. Irmi Salzer von den Grünen befürchtet zudem einen Verdrängungswettbewerb, da sich die Haupterntezeit der Produzenten überschneide.

Das sei längst der Fall, heißt es aus der Branche. Heuer wurden in Österreich um 20 Prozent mehr Tomaten geerntet als noch im Jahr zuvor.

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