Immer mehr Arbeitslose tappen in Schuldenfalle

Wie viel bekommt der Hausbesorger?
Schuldnerberater Grohs drängt auf die Abschaffung der Mindestquote bei Privatkonkursen.

Rund 472.000 Österreicher waren im Jänner 2015 arbeitslos, das sind 5,1 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2014. Somit erreichte die Arbeitslosenquote einen Rekordwert von 10,5 Prozent.

„Der Anteil der arbeitslosen Klienten ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen“, sagt Hans W. Grohs, Geschäftsführer der asb, der Dachorganisation der österreichischen Schuldenberatungen, zum KURIER. „Zu Beginn der Wirtschaftskrise 2008 waren es knapp 28 Prozent, mittlerweile sind es 41 Prozent.“ Nachsatz: „Es werden künftig wahrscheinlich noch mehr werden.“ Rund 60.000 Personen nahmen 2014 die Hilfe der österreichischen Schuldenberatungen in Anspruch, das sind um 2000 mehr als noch 2013.

Ohne Planung kein Erfolg

Laut Grohs sollten die betroffenen Personen schon zu Beginn der Arbeitslosigkeit einen Budgetplan erstellen, um abzuklären, ob sie auch mit weniger Geld auskommen, bis sie eine neue Arbeit haben. „Viele leben aber dahin als ob nichts wäre und dann kommt das böse Erwachen“, weiß der Experte. Zum Teil verbrauchen die Arbeitslosen zuerst ihr Erspartes und realisieren erst dann, dass kein Geld mehr übrig ist, um die Schulden abbauen zu können. Arbeitslosigkeit ist der Hauptgrund für eine private Überschuldung, die „gescheiterte Selbstständigkeit“ folgt auf Platz zwei der Insolvenzgründe. Fast 20 Prozent der Pleitiers sind frühere Unternehmer. Haben Privat-Pleitiers im Durchschnitt 67.000 Euro Schulden, so haben ehemaligen Selbstständige, meist Einpersonen-Unternehmen, mehr als 100.000 Euro Verbindlichkeiten.

Abschaffung der Mindestquote

2014 wurden in Österreich 8.600 Privatkonkurse eröffnet. Um vielen Privaten die Entschuldung zu erleichtern, drängen die Schuldnerberatungen auf eine Änderung der Mindestquote, die in Privatkonkursen vorgeschrieben ist. Es gibt aber zwei Arten von Schuldenregulierungserfahren: In den sogenannten Abschöpfungsverfahren, die rund 30 Prozent der Privatkonkurse ausmachen, muss der Schuldner innerhalb von sieben Jahren zehn Prozent Quote an seine Gläubiger zahlen, dann wird ihm die Restschuld erlassen. „Die Mindestquote muss flexibler, im besten Fall sogar abgeschafft werden“, sagt Grohs. „Die Mindestquote ist eine österreichische Besonderheit, die findet sich sonst nirgends in Europa.“ Nachsatz: „Dort, wo nichts ist, hat auch der Kaiser das Recht verloren." Wenn einer kein Geld hat, die Schulden zurückzuzahlen, so der Experte, nutzt eine Mindestquote wenig. Grohs: "Das Ergebnis ist nur, dass die Leute nicht wieder neu anfangen können.“ Laut Creditreform kann ein privater Schuldner aber auch schon nach drei Jahren die Erlassung der Restschuld erreichen, wenn er den Gläubigern 50 Prozent der Forderungen bezahlt hat.

Rund 70 Prozent der Privatkonkurse werden aber als sogenannte Zahlungsplanverfahren abgewickelt. In diesen wird zwischen dem Schuldner und den Gläubigern eine bestimmte Quotenhöhe und eine bestimmte Laufzeit zu Rückzahlung festgelegt.

Schulden machen krank

Die Überschuldung hat für viele Betroffenen aber auch gesundheitliche Folgen. „Wenn einer aus seiner Schuldenmisere nicht rauskommt, verbringt er eine stressreiche Zeit“, sagt Grohs. „Die gesundheitlichen Folgen sind enorm. Schulden machen krank und verkürzen das Leben.“ Die österreichischen Schuldnerberatungen können mit einer hohen Erfolgsquote bei außergerichtlichen und gerichtlichen Entschuldung aufwarten. „Durch unsere Beratung können sich mehr als 50 Prozent unserer Klienten nachhaltig entschulden“, sagt Grohs. „Alle anderen lernen mit der Situation zu leben und die Ängste, die mit den Schulden verbunden sind, zu reduzieren.“

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