Imfarr-Pleite: Warum die Gläubiger ziemlich durch die Finger schauen dürften

2020 hat Imfarr mit einem Schweizer Family Office den Silberturm in Frankfurt gekauft. Heute gehört er dem Investor Oaktree
Vor einem Jahr legte das Immo-Unternehmen eine 772 Millionen Euro schwere Insolvenz hin. Eine wirtschaftlich relevante Quote soll es nicht geben. Nun werden etwaige Zuwendungen an die Geschäftsführersphäre geprüft.

Vor genau einem Jahr ist der Wiener Immobilienentwickler Imfarr der Familie Farrokhnia mit Bomben und Granaten in die Pleite geschlittert. Aktuell haben sich 772,32 Millionen Euro Forderungen angehäuft, davon wurden 643,4 Millionen Euro von Masseverwalter anerkannt. Für die Gläubiger schauen die Quotenaussichten traurig aus.

„Die Gläubiger der schuldnerischen Holding Imfarr Beteiligungs GmbH, deren Vermögen aus Beteiligungen und meist nachrangigen Gesellschafterdarlehen besteht, können realistischerweise mit keiner wirtschaftlich relevanten Quote rechnen“, heißt es im sechsten Bericht von Masseverwalter Stephan Riel. Denn auf der hohen Kante hat er bloß rund 3,7 Millionen Euro.

In die Insolvenz gerasselt ist das Immo-Unternehmen nicht nur wegen gestiegener Zinsen und Finanzierungskosten sowie der sinkenden Nachfrage nach Büroimmobilien, sondern weil große Projekte „mit einem vergleichsweise niedrigen Eigenkapitalanteil finanziert wurden“. Der Großteil durch Aufnahme von Fremdkapital durch die Projektgesellschaften, wobei diese Gläubiger vorrangig besichert sind.

Bekannt wurde die 2007 gegründete Imfarr-Gruppe durch den Umstand, dass Ex-Kanzler Werner Faymann (SPÖ) zwischen 2019 und 2022 als Investor und Ex-Minister Josef Ostermayer (SPÖ) 2021 bis 2023 als Manager an Bord war.

Sanierungsplan platzte

Eigentlich hatte die Geschäftsführung den Gläubigern einen Sanierungsplan mit 20 Prozent Quote angeboten. Dazu wäre es aber nötig gewesen, dass 90 Prozent der Gläubiger, darunter Banken und andere Finanzinvestoren, sogenannte Rückstehungserklärungen abgeben. Drei spielten nicht mit. Folglich platzte der Sanierungsplan, weil Imfarr rund 32 Millionen Euro für die ersten Rate nicht aufbringen konnte.

Neue Prüfungen

Mitte April 2025 musste das Unternehmen geschlossen werden. Mitte Juni 2025 hat Masseverwalter Riel die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO damit beauftragt, drei Themenbereiche vertieft nach Anfechtungsansprüchen zu untersuchen. Erstens: Alle Zuwendungen an Geschäftsführer und ihnen nahestehende Personen in den vergangenen zwei Jahren vor Insolvenzeröffnung. Zweites: Durchsicht der Verrechnungskonten in den vergangenen zwei Jahren. Und drittens: Prüfung wesentlicher Zahlungsströme in den vergangenen sechs Monaten vor Insolvenzeröffnung.

Eigentümerin einer Jacht

Außerdem versucht Riel, Anteile an Beteiligungs- und Immogesellschaften zu veräußern. Doch die Rückflüsse sind eher dürftig, kommen doch die besicherten Gläubiger zuerst zum Zug. Die Geschäftsanteile an drei Gesellschaften samt Forderungen gegen die Masse verkaufte er etwa für 685.000 Euro an einen bekannten Sanierer. Einen Rückfluss in Höhe von 600.000 Euro erwartet er sich auch von einer Gesellschaft in Italien, die Eigentümerin einer Jacht ist. Eine Privatstiftung der Familie Farrokhnia soll ihm für das Boot aber lediglich 150.000 Euro geboten haben. Riel lehnte vorerst ab, aber setzte seine Verhandlungen fort.

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