Im Osten noch viel Positives

Die Heimwerker-Kette bauMax schrumpft weiter: Nur das Kerngschäft in Österreich, Tschechien und Slowakei soll erhalten werden.
Trotz etlicher Flops und der derzeit flauen Konjunktur war die Ostexpansion ein Geschäft.

Die mächtige US-Ratingagentur Moody’s machte in der Vorwoche eine Kehrtwendung: Das Risiko des großen Osteuropa-Engagements der österreichischen Banken sei zwar noch immer hoch, aber ohne Osteuropa hätte sich die heimische Volkswirtschaft deutlich weniger dynamisch entwickelt. Vor einem Jahr hatte Moody’s die Bonität der rot-weiß-roten Banken noch herabgestuft, weil sie ein extrem hohes Risiko in Osteuropa hätten. Dieses Risiko hatte auch maßgeblich zum Verlust der Bonitäts-Bestnote AAA für die Republik beigetragen.

Die Freude der Banken über die geänderte Meinung dürfte sich in Grenzen halten. Denn sie kämpfen weiterhin mit hohen Belastungen im Osteuropa-Geschäft. Die in Ungarn bald weiter steigen dürften: Die Regierung verlangt neuerlich den Umtausch der für die Konsumenten teuren Schweizer-Frankenkredite in Forint- oder Euro-Kredite zu günstigen Wechselkursen. Die Verluste daraus sollen wie 2011 die Banken tragen. Und die Institute sind auch mit hohen Vorsorgen für faule Kredite belastet. Laut PricewaterhouseCoopers halten die sechs größten rot-weiß-roten Banken (Bank Austria, Erste, Raiffeisen Bank International, Hypo Kärnten, Bawag und Volksbanken) mit 46 Milliarden Euro rund ein Drittel der faulen Kredite in Österreich und Osteuropa.

Verluste

Federn lassen mussten spätestens seit dem Beginn der Krise 2008 auch viele Industrie- und Handelsunternehmen. Das bekam etwa der Baumarktriese bauMax deutlich zu spüren. Wegen der anhaltend schlechten Lage in Osteuropa musste das Unternehmen mit Hilfe der Gläubigerbanken 2012 ein Sanierungspaket schnüren.

Im Osten noch viel Positives
A car passes a Petrom gas station in Bucharest January 28, 2009. Romania's top oil and gas firm Petrom, majority owned by Austria's OMV, is to cut 3,000 jobs, just under a tenth of its work force, a state employment agency spokesman said on Wednesday. REUTERS/Mihai Barbu (ROMANIA)

Die fehlende Kaufkraft in der Krise sorgten auch beim Ziegelkonzern Wienerberger für massive Probleme. Nach zu rascher Expansion blieb das Geschäft vor allem wegen des rückläufigen Wohnbaus weit hinter den Erwartungen zurück. In den vergangenen Jahren mussten in Summe 60 der derzeit 225 Werke weltweit geschlossen oder eingemottet werden, viele davon in Osteuropa. Zur schlechten Wirtschaftslage kamen – etwa in Ungarn – politische Entscheidungen, mit denen ausländische Investoren zur Kasse gebeten wurden. So sorgte die Quasi-Wiederverstaatlichung der Entsorgung in Ungarn beim Grazer Marktriesen Saubermacher für rote Zahlen, die Ungarn-Tochter musste verkauft werden. Im Energiebereich fällt die Bilanz gemischt aus. Während der Öl- und Gaskonzern OMV bei der rumänischen Tochter Petrom satte Gewinne einfährt, schreibt der Stromkonzern EVN mit seinen zwei Töchtern in Bulgarien rote Zahlen.

Positive Bilanz

In Summe fällt die Osteuropa-Bilanz für die heimische Wirtschaft positiv aus. Die zahlreichen Investitionen – Österreich ist vor allem in Südosteuropa größter bzw. zweitgrößter ausländischer Investor, bis 2012 waren es kumuliert 66 Milliarden Euro – bescherten Österreich laut Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) zusätzliches Wachstum und sicherte Jobs in Österreich ab.

Und auch für die Zukunft ist WIFO-Experte Marcus Scheiblecker optimistisch: „Die Region bleibt die Wachstumsregion in Europa, auch wenn es heuer nicht so aussieht. Aber das sind dynamische Märkte, die in den nächsten Jahren wieder um zwei und mehr Prozent wachsen werden.“ Eine Rückkehr zu den hohen Wachstumsraten von 3 bis 4 Prozent bis 2006 seien aber noch nicht in Sicht. Diese Aufholjagd sei über Kredite finanziert worden, was wegen der hohen Schulden heute nicht möglich sei.

Besser als in Westeuropa werden sich die neuen EU-Länder außerhalb der Eurozone bereits 2014 schlagen. Scheiblecker: „Wir erwarten in diesen Ländern im Durchschnitt 2,2 Prozent.“ Zum Vergleich: Österreich wird 2014 mit 1,7 Prozent deutlich schwächer wachsen.

Magere Jahre in den ehemaligen Boomländern: Im Vorjahr sanken die Gewinne der großen Unternehmen in den Ländern Mittel- und Osteuropas deutlich, geht aus einer Studie des Kreditversicherers Coface hervor, der die 500 umsatzstärksten Konzerne – inländische und ausländische – in 13 Ländern Mittel- und Osteuropas (ohne Russland) untersucht hat.

Demnach stiegen zwar die Umsätze dieser Unternehmen 2012 noch um fünf Prozent auf 628 Milliarden Euro, die Gewinne aber sackten um 32 Prozent auf 20 Milliarden Euro ab. Heuer soll es allerdings wieder aufwärts gehen, erwartet Christian Berger, Chef von Coface Österreich.

Wichtig ist für Berger, dass die Region Mittel- und Osteuropa nicht als homogen angesehen wird. Während Slowenien und Ungarn mit anhaltender Rezession kämpfen, weist Polen ein stabiles Wirtschaftswachstum auf.

Große Unterschiede

Das uneinheitliche Wachstum hat die Wohlstands-Diskrepanz zwischen den Ländern verschärft. So liegt das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in der Ukraine bei nur 3000 Euro pro Jahr, während es in Slowenien bei 17.000 Euro liegt. Einige Länder wie etwa Tschechien wiederum sind wegen ihrer engen Handelsverflechtung besonders stark von der Rezession in der Eurozone betroffen. Deutlicher Ausdruck der schwächeren Wirtschaftsentwicklung ist die Insolvenzrate, die im Vorjahr in Bulgarien und Kroatien besonders stark in die Höhe schnellte.

Bei den Großunternehmen der „Big-500-Liste“ in der 13 Länder umfassenden Studie führt Polen mit 171, vor Ungarn mit 66 und Rumänien mit 64, das erstmals in die drei obersten Ränge kam. Am stärksten zurückgefallen ist im Vorjahr die Ukraine. Gleich 28 ukrainische Unternehmen sind aus der Liste der Big-500 gefallen. Der größte Konzern in der gesamten Region ist das polnische Ölunternehmen PKN Orlen, gefolgt vom ungarischen Energiekonzern MOL.

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