Illegaler Poker in Österreich: "Konzernähnlich strukturiert"
Seit James Bond im „Casino Royal“ bluffte und Stars der Szene bei Turnieren öffentlichkeitswirksam viel Geld einsammeln, hat das Kartenspiel auch in Österreich einen enormen Aufschwung erlebt. Rund 100.000 Österreicher frönen dem Pokerspiel, schätzen Experten. Doch Poker um Geld ist in Österreich nur bei den teilstaatlichen Casinos Austria erlaubt.
Diese aber betreiben Poker eher lustlos. Seit die dominierenden Concord Card Casinos (CCC) 2020 nach jahrzehntelangem Streit mit Finanz und Behörden 2020 endgültig zusperren mussten, verlagert sich Poker immer stärker in die Illegalität.
Wo das Bundeskriminalamt illegale Pokerrunden ortet
In Hinterzimmer, speziell dafür angemietete Wohnungen, Reihenhäuser, Apartments bis hin zu Luxus-Penthäusern, stellt das Bundeskriminalamt (BKA) fest. Bereits 2021 ortete die Behörde allein in Wien täglich 20 bis 30 illegale Pokerrunden, Trend stark steigend. Heute wird über einen „massiven Anstieg illegaler Betriebe, vor allem im Bereich des illegalen Poker- und Onlineglücksspiels“ berichtet.
Das Referat zur Bekämpfung des illegalen Glücksspiels weiß von „verschiedenen Organisationen, welche konzernähnlich strukturiert sind“. Das Pokern im Hinterzimmer kann fatale Folgen haben. Die Spieler, die eigentlich unbescholten seien, könnten in die Fänge krimineller Strukturen geraten, vor allem wenn es um die Begleichung von Spielschulden gehe oder die Player zur Finanzierung ihrer Spielsucht laufend höhere Geldsummen benötigen, warnt das BKA.
Die stärkste Waffe gegen Spielsucht und Kriminalität
Die Szene informiere sich mittels Social Media über Turniere und Spielorte. Um die Kontrollen zu erschweren, würden Pokerrunden erst nach 22 Uhr beginnen, die Eingänge überwacht, es werde teilweise mit hohen Einsätzen gespielt, für das leibliche Wohl der Gäste würden oft illegale Gastronomiebetriebe eingerichtet.
Eine gesetzliche Änderung sei unumgänglich, meinen die Ermittler. Experten sind überzeugt, dass die Vergabe von Konzessionen für Pokersalons die Szene wieder in geregeltere Bahnen lenken könnte. Ein streng reguliertes Angebot sei die stärkste Waffe gegen Spielsucht und Kriminalität. Mit sechs Standorten österreichweit könne die Nachfrage der Poker-Fans gedeckt werden und 700 Jobs geschaffen werden, wird argumentiert.
Das Finanzministerium hatte drei solcher Konzessionen geplant, diese wurden 2015 allerdings aus dem Gesetzes-Entwurf gestrichen und CCC vorläufig der Weiterbetrieb gestattet.
Keine Poker-Lizenzen vorgesehen
Aus dem Finanzministerium ist allerdings zu hören, dass aktuell keine Poker-Lizenzen vorgesehen seien. Poker dürfe nur mehr über Spielbanken mit Bundeskonzession (Casinos Austria) angeboten werden, gegen illegale Anbieter würden Finanzpolizei und Strafverfolgungsbehörden „mit Nachdruck“ vorgehen.
Mit der Neu-Ausschreibung der 2027 auslaufenden Konzessionen für Lotto und die sechs Stadt-Betriebe der teilstaatlichen Casinos könnte es für Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) knapp werden. Ein Kompromiss mit den Grünen über ein neues Glücksspielgesetz ist nicht in Aussicht, der KURIER berichtete, und auch mit der geplanten unabhängigen neuen Glücksspielbehörde wird es daher nichts. Weshalb nach den alten Regeln ausgeschrieben werde. Das kann dauern. Selbst das Finanzministerium rechnet mit einer Vorlaufzeit von vier Jahren, da mit Einsprüchen von unterlegenen Bewerbern fix zu rechnen ist.
Die letzte Konzessionsvergabe endete bekanntlich im Desaster. Der Rechnungshof empfahl für die Zukunft eine ausreichende Vorlaufzeit von mindestens 2,5 Jahren, um Termindruck zu vermeiden und auch Zeitreserven für allfällige Rechtsmittelverfahren zu haben.
andrea.hodoschek
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