"Ich will vielen Frauen Arbeit geben"

Astrid Gilhofer schaut entspannt auf die Vergangenheit zurück und freut sich über neue Erfolge
Ex-Palmers-Top-Managerin gründete trotz Krise in der Textilbranche eigenes Wäsche-Label.

Bis 2003 zählte sie zu den wenigen Vorzeigefrauen in den Chefetagen heimischer Unternehmen: Astrid Gilhofer war Palmers-Vorstand und hat dort den Rechts- und Immobilienbereich aufgebaut. Außerdem saß sie im ÖIAG-Aufsichtsrat. Dann geriet sie zwischen die Fronten der zerstrittenen Eigentümerfamilie und startete neu durch. Mittlerweile ist die ehemalige Top-Managerin Besitzerin der Wäschekette Sariana.

Der seinerzeitige Promi-Faktor geht Gilhofer nicht ab. "Ich fühle mich in der Anonymität jetzt recht wohl", schmunzelt sie. Doch der neue Karriereweg mit Mitte Vierzig war nicht einfach. Zunächst gründete sie eine Immobilienfirma. Da hatte die Juristin Know-how, schließlich war sie bei Palmers für diesen Bereich zuständig. Wirklich wohlgefühlt habe sie sich in diesem Metier dann aber nicht mehr, sagt Gilhofer rückblickend.

"Ich will vielen Frauen Arbeit geben"
Astrid Gilhofer, Sariana
Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung wurde ihr unter anderem ein konkursreifes steirisches Wäscheunternehmen angeboten: Sariana – mit Produktion in Österreich und der Slowakei. Nach einigem Hin und Her übernahm sie die Firma. "Am Anfang saßen wir zu viert in der Riesenfabrik, es war kalt und zugig." Den Großhandel mit Wäsche zu beliefern, ließ sie schnell sein. Das machte keinen Sinn, denn der Großhandel besorgte sich seine Ware billig in Fernost.

Schließlich machte Gilhofer einen Fabriksabverkauf mit der übernommenen Ware. Dieser lief derartig erfolgreich, dass daraus die Idee für Mini-Geschäfte mit neu produziertem Sortiment entstand. Und zwar vor allem in Kurorten. Weil Gäste dort Muße haben und sich mit ihrem Körper beschäftigen.

Es funktionierte. Mittlerweile kann man Sariana-Dessous in fünf steirischen Orten (Bad Waltersdorf, Leoben, Bad Radkersburg, Mürzzuschlag, Feldbach) und außerdem in Klagenfurt kaufen.

Made in Europe

Gilhofer legt Wert auf hohe handwerkliche Qualität, "Made in Europe". "Unsere Produkte sind keine austauschbare Massenware. Wir arbeiten mit Designern zusammen und überwachen alles – vom Schnitt bis zur Qualitätskontrolle. Nur mit einem Top-Produkt haben wir eine Chance." Dadurch entstanden originelle Teile, etwa "Dirndlzauber", passend zum Trachten-Trend: Unterwäsche mit Hirschen auf gold-braunem Leo-Print mit roten Schleifchen.

Parallel dazu baute Gilhofer einen Online-Shop auf (sariana.com). Die Retouren, bei anderen Online-Anietern, etwa Zalando, ein großes Problem, machen ihr kein Kopfzerbrechen: "Wir haben praktisch keine." Weil die Passform stimme. Das Geschäft wachse, doch der stationäre Handel macht nach wie vor weitaus größeren Umsatz.

Hergestellt wird in Ungarn sowie in Lettland, das eine lange Tradition in Wäschefertigung hat. Die Neo-Unternehmerin ist stolz darauf, den Break-even aus eigener Kraft erreicht zu haben. Ohne Unterstützung und ohne Kredite. "Bis jetzt habe ich keinen Euro verloren, obwohl es derzeit für die gesamte Textilbranche wirtschaftlich eine schwierige Zeit ist."

Zu Palmers hat sie keinen Kontakt mehr, obwohl das damals ein so großer Teil ihres Lebens war. Bitterkeit? "Überhaupt nicht, das war eine sehr positive Zeit mit sehr vielen Erfolgen und vollem Einsatz."

Feminismus ist nötig

"Ich will vielen Frauen Arbeit geben"
Ein Prinzip von Palmers hat sie übernommen: Auch Gilhofer stellt vorwiegend verlässliche Damen mittleren Alters ein, die sich mit dem Geschäft identifizieren. Das Ziel der Unternehmerin: Weitere Expansion. "Ich will noch vielen Frauen Arbeit geben. Das ist ein total bereicherndes Erlebnis."

Manchmal sei es aber durchaus schwierig, die Frauen zum Berufswiedereinstieg zu bewegen. Wer jahrelang bei den Kindern daheim geblieben sei, habe Ängste. Außerdem sei der finanzielle Anreiz dank Mindestsicherung oft nicht sehr hoch. Aber man tue niemandem etwas Gutes, wenn man die Leute dazu verlocke, nicht zu arbeiten.

Feminismus? "Noch nicht erledigt, ich bin da pessimistischer als noch vor zehn Jahren", sagt Gilhofer. Besorgt beobachtet sie, dass junge Mädchen, die Mehrfachbelastung ihrer Mütter vor Augen, auf Karriere lieber pfeifen.

Über Bürokratie und Belastung jammert die Ex-Managerin im Gegensatz zu anderen Unternehmern nicht. "Nein, es wirft einem niemand Prügel vor die Füße. Es unterstützt einen aber auch niemand." An Förderungen zu kommen sei ihr zum Beispiel nie gelungen.

Die Oberösterreicherin trat nach ihrem Jus-Studium in den Palmers-Konzern ein, baute dort die Rechtsabteilung auf und entwickelte die Immobilien-

abteilung zu einer eigenen Geschäftseinheit. Von 1992 bis 1999 war sie Mitglied des Vorstandes der Palmers Textil AG, entwickelte die Marke "p2". Das biedere Image von Palmers änderte sich damals dank provokanter Werbesujets. Bis 2003 war Gilhofer Mitglied des Vorstandes der Palmers Beteiligungs AG. 2009 gründete sie die Sariana Comfort GmbH mit Shops und Online-Versand.

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