Humanic-Mutter verkauft Billigläden

Humanic-Mutter verkauft Billigläden
Diskont-Töchter Jello und Shoe4You werden abgegeben, auch Stiefelkönig geht es ans Leder.

Der Grazer Schuhhandels-Konzern Leder & Schuh AG hat immer noch einen steinigen Weg vor sich. Den Mutter-Konzern von Humanic, Stiefelkönig, Shoe4You und Jello drückt seit Jahren der Schuh. Nun soll im Zuge der weiteren Restrukturierung das Markenportfolio drastisch reduziert werden.

„Der Markt hat uns gezeigt, dass wir uns anpassen müssen. Wir konzentrieren uns daher künftig auf unsere Kernmarke Humanic“, sagt Leder & Schuh-Vorstand Werner Weber zum KURIER. „Humanic hat die besten Werte aller Vertriebslinien und schaffte im Vorjahr flächenbereinigt ein Wachstum.“ Nachsatz: „Wir streben den Verkauf der Vertriebskonzepte Shoe4You und Jello an.“ Die Veräußerung der beiden Diskont-Linien mit insgesamt 90 Standorten in Österreich und 60 in Deutschland und 1020 Mitarbeitern soll in den nächsten acht bis zwölf Monaten über die Bühne gehen. Unter der Marke Jello werden hierzulande 60 Filialen betrieben.

„Das sind keine schlechten Konzepte, aber mit 60 Diskontmärkten bist du gegenüber den Mitbewerbern Deichmann, CCC und Primark ein Niemand“, räumt Co-Vorstand Heinzpeter Mandl offen ein. „Die Beschaffung von Schuhen im Diskont ist mit 60 Märkten zu guten Preisen nicht möglich.“ Der geplante Verkauf der beiden Diskont-Sparten erfolge nicht auf Druck der finanzierenden Banken, stellt Weber klar, sondern soll den Konzern, der mehrheitlich der Grazer Unternehmerfamilie Mayer-Rieckh gehört, wieder in einen „wettbewerbsfähigen Zustand“ bringen.

Divergenz mit Banken

Vor allem von der „unglücklichen“ Übernahme der Stiefelkönig-Kette im Jahr 2011 hat sich der steirische Einzelhandelshaus nie richtig erholt. Dazu muss man wissen, dass es Leder & Schuh im Sommer 2014 nur „unter großen Anstrengungen“ gelungen ist, „Divergenzen“ mit den Banken beizulegen.

Nach einem Stillhalteabkommen und einem kurzfristigen Überbrückungskredit konnte mit den Kreditinstituten bis 2016 eine Finanzierungsvereinbarung auf die Beine gestellt werden. Diese betrifft sowohl die operativen Sanierungsmaßnahmen als auch die strategische Ausrichtung. Folglich geht es jetzt auch Stiefelkönig ans Leder. Von den ursprünglich 67 Standorten werden heute nur noch 30 betrieben – und auch die großteils nicht mehr lange. „Wir haben uns entschlossen, Stiefelkönig-Standorte in das Humanic-Netz zu integrieren und das Haus Humanic dadurch zu stärken“, sagt Weber. „Wir lassen die Marke Stiefelkönig nicht langsam sterben. Es werden zwei Hand voll Stiefelkönig-Filialen übrig bleiben.“ Humanic hat derzeit 150 Standorte.

Hohe Schulden

„Wir haben 2014 die Nase wieder über dem Wasser gehabt“, sagt Weber. Der Umsatz sei zwar um zwei Prozent auf 520,2 Millionen Euro gesunken, aber das operative Ergebnis (Ebit) konnte von minus 11,7 Millionen auf plus 2,4 Millionen Euro gedreht werden. Die Netto-Verschuldung beträgt 71,6 Millionen Euro. Doch auch 2014 verursachte die Restrukturierung beträchtliche Kosten. Unter dem Strich musste Leder & Schuh 11,3 Millionen Euro Jahresverlust verbuchen.

So wurden im Vorjahr 19 Filialen geschlossen. Derzeit betreibt Leder & Schuh 349 Standorte in Österreich, Deutschland und acht weiteren Ländern Europas – von Polen bis Bulgarien. Der Personalstand wurde von 3871 auf 3609 Mitarbeiter reduziert. Anfang 2015 wurden noch 65 Mitarbeiter in der Zentrale in Graz gekündigt.

Kommentare