Humanic: Leder & Schuh in Not

Humanic: Leder & Schuh in Not
Kredite mussten mit Banken neu verhandelt werden, Assets wurden verpfändet.

Bei der österreichischen Leder & Schuh-Gruppe, mit 360 Filialen mit 3900 Beschäftigten eines der größten Schuhhandelsunternehmen Europas, haben die Banken das Sagen. Die Unternehmensgruppe mit Sitz in Graz, die die Marken Humanic, Stiefelkönig, Corti, Dominici, Jello, und Shoe4You betreibt, konnte im Vorjahr zwar ihren Umsatz um 34 Millionen auf 338 Millionen Euro steigern. Das Betriebsergebnis (Ebit) hat sich auf 4,38 Millionen Euro verzehnfacht. Doch unter dem Strich erwirtschaftete der Konzern einen Jahresverlust in Höhe von 1,57 Millionen Euro und einen Bilanzverlust in Höhe von 10,16 Millionen Euro. Indes sind die Schulden bei den Banken von 71,6 Millionen Euro auf 82,78 Millionen Euro gestiegen. Und laut Bericht zur Bilanz 2013 steht die Gruppe unter Kuratel der Banken.

Kredit gekündigt - Standstill vereinbart

„Im Jänner 2014 wurde von einem großen österreichischen Kreditinstitut ohne Vorankündigung eine Kreditlinie in Höhe von 18 Millionen Euro per Ende April aufgekündigt“, heißt es im Anhang der Bilanz 2013. „Der Vorstand hat daraufhin unverzüglich eine Bankenrunde einberufen. In dieser Bankenrunde wurde ein Standstill hinsichtlich der bestehenden Rahmen der Leder & Schuh AG sowie ein Überbrückungskredit bis zum 30. Juni 2014 vereinbart. Damit standen die bis dahin bestehenden Rahmen weiter uneingeschränkt zur Verfügung.“ Am 30. April 2014 konnte, heißt es weiter, eine positive Fortbestehensprognose der Leder & Schuh AG/Leder & Schuh-Gruppe präsentiert werden, die unter Beiziehung externer Berater erstellt wurde. Sie diente als Basis für weiterführende Gespräche mit den Banken für eine längerfristige Finanzierung.

Bedingungen diktiert

Wesentliches Element des Restrukturierungskonzepts ist, dass die Banken der Leder & Schuh-Gruppe ausreichende Kredite zur Verfügung stellen, um den Liquiditätsbedarf zu decken, der sich im Prognosezeitraum des Restrukturierungskonzepts ergibt. Die Banken haben sich bereit erklärt, so wird in der Bilanz erklärt, auf der Grundlage des Restrukturierungskonzepts eine über den 30. Juni 2014 hinausgehende Vereinbarung abzuschließen, die bestehenden Rahmen zu angepassten Bedingungen zu verlängern und der Leder & Schuh AG den Überbrückungskredit längerfristig als Betriebsmittelkredit zur Verfügung zu stellen.

Marken und Immobilien verpfändet

Weiters wurden im Zuge der Neuverhandlung der Finanzierung das Betriebsgelände und die im Eigentum stehenden Wohnungen mit einem Höchstbetrag von 15 Millionen Euro verpfändet; ebenso alle Geschäftsanteile an den österreichischen Tochtergesellschaften, die Markenrechte sowie der Lagerbestand des Zentrallagers in Pohorelice (Tschechische Republik) dienen zur Sicherstellung der neu verhandelten Kredite. Die Bildersammlung der Leder& Schuh AG wurde in die Shoe4 You Handels GmbH eingebracht und verpfändet.

Kennzahlen vorgegeben

Laut Leder & Schuh wurden die Restrukturierungsmaßnahmen bereits im Jahr 2012 eingeleitet. Unrentable Standorte wurde geschlossen, der Logistikprozess in Tschechien konzentriert und ein Kostensenkungsprogramm "über alle zentralen Funktionen" gestülpt. Weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Ergebnissituation seien in Umsetzung. "Als Financial Convenants (sprich Vertragsklauseln) wurden Ergebnis- und Verschuldungskennzahlen vereinbart, deren Einhaltung vom Eintreffen der erwarteten Planungsannahmen abhängt und daher Unsicherheiten unterworfen sind", heißt es im Bilanzbericht weiter.

Bedingter Kreditrahmen bis Ende 2016

Die Banken verpflichten sich, die bestehenden Kreditrahmen bis 31. Dezember 2016 offen zu halten, heißt es weiter. Die Leder & Schuh AG verpflichtet sich, einen jährlichen Mindestbetrag erstmalig beginnend mit 30. Dezember 2015 zu tilgen. Darüberhinaus wird seitens der Banken ein Betriebsmittelkredit bis zum 31. Dezember 2016 zur Verfügung gestellt. Die neuen Vereinbarungen werden den sonstigen Aufwand und das Finanzergebnis durch höhere Bankenspannen negativ belasten. Der Vorstand hat auf Basis einer umfassenden Unternehmensanalyse eine Prognoserechnung erstellt. Diese war Basis für die Kreditgewährung, so heißt es in dem Papier.

Banken kontrollieren Vorgaben

"Sollten wesentliche Bedingungen nicht eingehalten werden, haben die Banken ein außerordentliches Kündigungsrecht, die Kredite vorzeitig fällig zu stellen", heißt es im Bilanzlagebericht. "Die Fortbestehensprognose zeigt, dass unter Bedingungen ein positiver Fortbestand des Unternehmens wahrscheinlich ist." Außerdem gehe der Vorstand davon aus, dass diese Bedingungen eingehalten werden können. Zur Kontrolle der Einhaltung der Planungsprämissen werden periodische Soll-Ist-Vergleiche durchgeführt. Bei negativen Abweichungen sind zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen sowie die weitere Gültigkeit der vorliegenden Fortbestehensprognose zu prüfen.

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