Hotellerie: Ruf nach Corona-Regeln am Pool und beim Check-in

Hotellerie: Ruf nach Corona-Regeln am Pool und beim Check-in
Die EU legt einen Plan zur schrittweisen Grenzöffnung vor. Unter welchen Bedingungen Hotels am 29. Mai öffnen, ist unklar

Am 29. Mai dürfen die Hotels in Österreich wieder aufsperren, hinter den Kulissen wird aber noch heftig über das Corona-Regelwerk diskutiert – und lobbyiert. Aus Verhandlungskreisen hört man, dass das Gesundheitsministerium vor allem Empfehlungen und relativ wenige Abstands- und Hygieneregeln ausgeben wird. „Dabei wird die 1-Meter-Abstandsregel wohl der Hauptleitfaden sein“, schätzt Hotellerie-Sprecherin Susanne Kraus-Winkler.

Kann dieser Abstand beispielsweise beim Check-in aufgrund räumlicher Gegebenheiten nicht eingehalten werden, muss eine Plexiglaswand aufgestellt werden, so der Plan. Fix ist aber offenbar noch nichts. Kraus-Winkler, Sprecherin für 16.000 Betriebe: „Wir brauchen bis spätestens Ende der Woche die Verordnung und Empfehlungen, um am 29. Mai die Betriebe hochfahren zu können.“

„Mit den Zehen niest man nicht“

Gestritten wird unter anderem über die Abstandsregeln im Wellnessbereich. Also um die Frage, wie viel Platz zwischen den Liegen sein muss. Aus Sicht von Kraus-Winkler hängt das auch davon ab, ob man die Liegen neben- oder hintereinander aufstellt. „Mit den Zehen niest man nicht“, argumentiert sie. Die Abstände von hintereinanderstehenden Liegen müssten demnach nicht so groß sein. Im Becken werde eine 3-Meter-Abstandsregel diskutiert. Hoteliers müssen also hochrechnen, wie viele Menschen gleichzeitig im Pool sein dürfen.

Vieles ist umstritten, selbst bei Virologen, sagt Kraus-Winkler. Etwa die Frage, wie groß die Ansteckungsgefahr in der Sauna ist. „Je heißer, desto geringer“, heißt es. Idealerweise werden künftig nicht mehr Fremde nebeneinander in der Sauna sitzen, sondern nur jene, die gemeinsam verreist sind. Hoteliers werden wohl Time-Slots vergeben. Dampfbäder werden oft geschlossen bleiben.

Fraglich ist, woher heuer überhaupt die Gäste kommen sollen. Die EU-Kommission will heute, Mittwoch, ihre Empfehlungen zur Öffnung der Grenzen im Schengenraum veröffentlichen.

EU empfiehlt stufenweise Grenzöffnung

Laut einem der dpa vorliegenden Papier wird sie eine flexible, stufenweise Öffnung innerhalb des Schengenraums vorschlagen. Nach einem Bericht des Handelsblatts will die Kommission in ihrer Empfehlung davor warnen, die Grenzen zu schnell und ohne die notwendigen Begleitmaßnahmen zu öffnen, weil dies einen "plötzlichen Anstieg von Ansteckungen" bewirken könne. Die Behörde wolle ein "sorgfältig kalibriertes Vorgehen": So sollten die Kontrollen zunächst in Regionen gelockert werden, wo sich die Infektionszahlen auf beiden Seiten der Grenze vergleichbar verbesserten.

Sobald ein Land die Viruszirkulation reduziert habe, sollten die pauschalen Einschränkungen durch gezielte Maßnahmen ersetzt werden, heißt es in den Empfehlungen. Zunächst sollten die Kontrollen zu Ländern mit einer ähnlichen Virus-Situation gelockert werden. Dabei müsse es genügend Test- und Krankenhauskapazitäten geben. Infektionsketten müssten effektiv verfolgt werden können; Abstandsgebote eingehalten werden.

Die Kommission hatte die Mitgliedstaaten am Freitag bereits aufgefordert, den Einreisestopp an den EU-Außengrenzen um einen weiteren Monat bis zum 15. Juni zu verlängern. Sie schloss eine weitere Verlängerung nicht aus und erklärte, die Beschränkungen bei der Einreise nach Europa könnten erst beseitigt werden, wenn auch die Kontrollen an den Binnengrenzen aufgehoben seien. Österreichs Tourismusministerin Elisabeth Köstinger begrüßt die Pläne.

Kraus-Winkler hofft, dass die Grenzen ab 15. Juni schrittweise aufgehen und für die Hotellerie ein ähnliches Hilfspaket wie für die Gastronomie geschnürt wird. Laut einer Umfrage unter 400 Hoteliers rechnen 20 Prozent der Befragten damit, dass die Krise ein bis zwei Jahre dauern wird. 40 Prozent rechnen mit Umsatzeinbußen in den kommenden vier Jahren, 16 Prozent sogar über diesen Zeitraum hinaus. Im Juni rechnen drei von vier Befragten mit einer maximalen Auslastung von 30 Prozent.

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