Holland-Fonds: Anleger verbuchen brisanten Etappensieg vor Gericht

Am Amsterdamer Flughafen Schiphol hatte MPC ein Bürogebäude gekauft
Sowohl das Fondsunternehmen MPC als auch die Hypo Steiermark werden gegen das Urteil Berufung einlegen.

Kurz vor Weihnachten wurden Hunderte Anleger, die ihr Geld in vermeintlich lukrative Holland-Immobilienfonds des Hamburger Emissionshauses MPC investierten, mit Klagen eingedeckt. Sie sollen die erhaltenen Ausschüttungen zurückzahlen, da ihre Fonds in Schieflage geraten sind und Bankkredite nicht mehr bedienen können. Dazu muss man wissen, dass es sich bei diesen Holland-Fonds eigentlich um Unternehmensbeteiligungen handelt und die Anleger als Miteigentümer womöglich für Schulden und Verluste haften können. Selbst profunde Anleger durften aber davon ausgehen, meint Verein für Konsumenteninformation (VKI), dass dieses Investment maximal zu einem Totalverlust führt.

Fehlerhafte Information?

Doch es kann schlimmer kommen. Das belegt ein Urteil, dass der VKI, der 3000 Anleger mit rund 170 Millionen Euro Schaden vertritt, vor dem Handelsgericht Wien erstritten hat. Das Gericht hat die Hypo Steiermark und MPC Österreich in einem Musterverfahren zu Schadenersatzzahlungen an zwei Anleger verdonnert. Mit der Begründung: Diese sollen im Zuge der Ankaufsberatung und in Werbebroschüren nicht darüber informiert worden sein, dass es aufgrund der steuerlichen Konstruktion der Fonds "zu mehr als dem Totalverlust" kommen kann. Denn die niederländischen Steuern fallen auch dann an, wenn Verluste geschrieben und Ausschüttungen zurückgefordert werden. Letztere wesentliche Information soll man den Anlegern aber nicht offengelegt haben. Die Vorwürfe werden aber weiterhin bestritten.

Geschädigte wehren sich

So hat Anleger Anton B. 20.000 Euro in den Fonds "Holland 53" gesteckt und 1000 Euro Ausgabeaufschlag berappt. Indes erhielt er über die Jahre insgesamt knapp 5300 Euro Netto-Ausschüttungen. Zuvor waren rund 950 Euro an niederländischen Steuern von der MPC-Treuhandfirma abgezogen worden. Die Treuhandfirma fordert von Anton B. nicht nur die Netto-Ausschüttung, sondern auch die abgezogene Steuer, also insgesamt rund 6250 Euro, zurück. Im schlimmsten Fall befürchtet Anton B. rund 21.950 Euro Schaden. Dem schiebt das Gericht nun einen Riegel vor. "In den vergangenen zehn Jahren ist mir kein Anlagefall untergekommen, bei dem die Anleger mehr Geld verlieren konnten, als das Geld, das sie investiert haben", sagt VKI-Jurist Thomas Hirmke zum KURIER. "Dieser Fall ist besonders krass."

Nicht rechtskräftig

Indes bestätigt Hypo-Steiermark-Vorstand Bernhard Türk dem KURIER, dass der Bank das 58 Seiten starke Urteil bereits zugestellt wurde. Türk: "Wir werden das Urteil jetzt analysieren und ich gehe davon aus, dass wir in die Berufung gehen werden."

Auch MPC Österreich, heute CPM, nimmt das Urteil nicht hin. "Wir werden gegen das Urteil Berufung einlegen, und wir sind sehr zuversichtlich, dass dieses Teilurteil von der nächsten Gerichtsinstanz aufgehoben werden wird", sagt Kurt Cowling vom MPC Österreich zum KURIER. "Die Begründung des Gerichts, wir hätten in den Marketingbroschüren nicht ausreichend über die Steuersituation aufgeklärt, ist aus unserer Sicht falsch."

Kommentare