Der neue OMV-Chef Alfred Stern wird dem Aufsichtsrat heute, Donnerstag, die (guten) Ergebnisse des dritten Quartals vorlegen, die am Freitag veröffentlicht werden. Auf die neue Strategie müssen allerdings auch die Aufsichtsräte noch warten. Davon wird die Zukunft des teilstaatlichen Energiekonzerns abhängen.
Zuerst die Strategie, dann die Strukturen, dann die Personalia, so lautet die Vorgabe. Die Strategie soll gegen Ende des Jahres stehen und dem Kapitalmarkt im ersten Quartal 2022 präsentiert werden.
Entsprechend groß ist die Spannung unter den Mitarbeitern. Das Klima hat sich unter Stern stark verbessert. Doch im Downstream-Bereich (Raffinerien, Tankstellen, Marketing, Trading) herrscht Unruhe.
Die Senior Vice Presidents (SVPs) im Bereich von Vorständin Elena Skvortsova wurden neu ausgeschrieben, die Manager mussten sich neu bewerben. Sollte jemand nicht mehr entsprechen, wird von außen nachbesetzt. „Wir haben die Strategie noch gar nicht fertig und hier werden schon Fakten geschaffen“, kritisiert ein Manager. „Das Hauptziel dieser Neuorganisation ist die Verstärkung des Kundenfokus. Das ist in jeder Strategie wichtig, denn Kunden werden wir immer haben“, erklärt dazu OMV-Sprecher Andreas Rinofner. Ex-Chef Seele hatte allen SVPs im Konzern wie berichtet bereits ihre Dienstautos weggenommen und die KV-Erhöhungen gestrichen. Die Gagen in dieser Managementebene bewegen sich bei einigen Hunderttausend Euro.
Intern wird spekuliert, dass der Downstream-Bereich wieder zusammengelegt wird. Seele hatte diesen in Refining und Marketing & Trade zweigeteilt und den Vorstand aufgestockt, um seinen damaligen Kritiker im Vorstand, Manfred Leitner, loszuwerden. Was ihm auch gelang. Wird Downstream tatsächlich zusammen gelegt, müsste auch der Vorstand verkleinert werden. Dann dürfte wohl die unter Seele an Bord geholte Skvortsova gehen. Die Optik wäre allerdings nicht gut, sie ist die einzige Frau im Vorstand.
Konzern-Teilung?
Aus Rumänien hört man, dass die polnische KPN Orlen ein Angebot für die Mehrheit der OMV am Öl- und Gaskonzern Petrom sondiert haben soll. KPN Orlen hatte für den Kauf der OMV-Tankstellen in Deutschland mitgeboten. 2004 ritterten die Polen gegen die OMV und andere internationale Öl- und Gaskonzerne um die Petrom, zogen sich aber dann aus der Übernahmeschlacht zurück. Die börsenotierte KPN Orlen kündigte im Vorjahr an, Expansionsmöglichkeiten in Rumänien zu sondieren. Mit im Boot bei einer möglichen Petrom-Übernahme könnte laut Insidern der mehrheitlich staatliche polnische Öl- und Gaskonzern TGNiG sein.
Die Petrom ist Teil der neuen OMV-Strategie, über die kein Sterbenswörtchen nach außen dringt. In der Branche wird auch über eine mögliche Zweiteilung der OMV spekuliert – in den traditionellen Öl- und Gasbereich und in Chemie und Kunststoff (Borealis).
Kommentare