Heiße Öfen aus heimischer Produktion

Heiße Öfen aus heimischer Produktion
Aichelin ist Weltmarktführer bei Industrieöfen. Der größte Kunde ist die Automobilindustrie.

Vor allem in der kalten Jahreszeit werden Haushaltsöfen für die Abgabe von wohliger Wärme von den Menschen geschätzt. Im Gegensatz dazu werden bei Industrieöfen mit Hilfe von effizientem Dämmmaterial Abstrahlungsverluste weitgehend ausgeschaltet. „In diesen Öfen erreicht die Temperatur fast 1000 Grad“, erklärt Peter Schobesberger. Er ist langjähriger Chef von Aichelin, mit nach eigenen Angaben 25 bis 30 Prozent Weltmarktführer bei Industrieöfen.

Das heimische Unternehmen, das heuer 150 Jahre alt wurde, kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Die Wurzeln liegen in Deutschland. Im Jahr 1868 übernahm Jakob Aichelin in Stuttgart eine Herdfabrik, die später in den Industrieofenbau expandierte. Das Geschäft florierte mit der zunehmenden Industrialisierung und in den Wirtschaftswunderjahren nach dem Zweiten Weltkrieg. 1960 wurden die Victorin-Werke in Mödling übernommen, eine Fabrik zur Herstellung von Dauerbrandöfen.

Schon in den 1980er-Jahren expandierte das Unternehmen nach China und in die damalige UdSSR. Doch mit dem Zusammenbruch des Ostblocks geriet Aichelin ins Straucheln. 1997 übernahm schließlich die österreichische Berndorf AG das Unternehmen und verlegte den Hauptsitz nach Mödling.

Dort arbeiten heute knapp 130 Mitarbeiter, weltweit sind es bei zehn Tochtergesellschaften 1200, die meisten davon in China, wobei laut Schobesberger das Land keine verlängerte Werkbank sei. „Wir sind dort für den lokalen Bedarf Marktführer.“

Autoindustrie

Mehr als die Hälfte der weltweit produzierten Öfen (bisher rund 8000) gehe an die Auto(zuliefer)industrie. In den Öfen werden vorwiegend Zahnräder, Wellen, Kugellager, Schrauben, Klammern, Federn oder andere Kleinteile aus Metall thermisch so behandelt, dass sie die nötige Härte bekommen.

Die große Abhängigkeit von der Autobranche sorgt Schobesberger nicht. „Der weltweite Bedarf an Autos wächst.“ Aber natürlich beobachte er das Thema Elektroauto, in dem weniger Komponenten eingebaut werden. „Darauf werden wir uns einstellen müssen.“

Ebenfalls Thema ist die Digitalisierung. „Industrie 4.0 ist spannend, wir haben dazu Etliches am Laufen.“ Kunden könnten etwa via Internet und 3D-Modell Maschinen planen und später im Betrieb den Zustand prüfen. Das spare Wartungskosten.

Nach dem größten Zukauf in der Konzerngeschichte 2016 in den USA ist Aichelin laut Schobesberger auch dort Marktführer. „Wir schauen uns immer Firmen an, die zu uns passen.“ Vor allem Dienstleister (Wartung), bei denen die Spannen höher seien. Aichelin mit 200 Mio. Euro Umsatz im Jahr wird öfter als Börsekandidat genannt. Schobesberger: „Wir stellen uns börsefit auf, haben aber aktuell keinen Plan für einen Börsegang.“

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