Jahrelang hat sich der Zoofachhändler Kurt Essmann mit dem Vorwurf herumgeschlagen, dass seine Zunft vor Weihnachten kleine Hunde, Katzen und Kaninchen verkauft, die nach den Feiertagen im Tierheim landen. „Eine Mär“, meint der Obmann der Zoofachhändler. Aber damit ist jetzt ohnehin ein für alle Mal Schluss.
Seit 1. Jänner dürfen Zoofachhändler keine Hunde und Katzen mehr in ihren Geschäften ausstellen. Für viele ein Déjà-vu, denn 2005 hat es so ein Verbot schon einmal gegeben, drei Jahre später wurde es gekippt, „weil der illegale Verkauf geboomt hat“, sagt Essmann.
Ärger über Umbauten
Zoofachhändler hätten in den vergangenen Jahren viel Geld in ihre Ausstellungsflächen gesteckt, um den strengeren Tierschutzstandards, etwa größere Käfige, gerecht zu werden. „Letztlich alles umsonst“, sagt der Branchensprecher. „So gesehen geht es uns mit dem Gesetzgeber wie den Wirten mit der Raucherregelung und den damit verbundenen Umbauten.“
Über schlechte Geschäfte können seine Branchenkollegen aber nicht klagen. Mehr als eine halbe Milliarde Euro spielen sie allein mit Hunde- und Katzenfutter ein (215 bzw. 300 Millionen Euro).
Platzhirsch Fressnapf
In Österreich gibt es rund 1.000 Zoofachhändler und damit in etwa so viele wie in den 1950er-Jahren. Größter Anbieter auf dem Markt ist die deutsche Fressnapf-Gruppe mit 131 eigenen Märkten und zwei Franchisenehmern (europaweit mehr als 1.600 Märkte in elf Ländern). „90 Prozent des Geschäfts machen wir mit Katzen- und Hundehaltern“, erläutert Fressnapf-Österreich-Geschäftsführer Hermann Aigner. Der Großteil davon entfällt aufs Futter, das alles andere als ein Einheitsbrei ist. Denn Ernährungstrends sind längst auch in der Hundeschüssel angekommen. Es gibt immer mehr Tiere mit Allergien und Unverträglichkeiten. Das dürfte auch eine Folge der Preisschlacht am Futtermarkt sein, sagen Experten. Um billige Dosen und Futtersäcke verkaufen zu können, wurde an den Rohstoffen gespart. So landete im Futter oft billiger Weizen, das die Tiere aber nicht immer vertragen. Die Folge sind Allergien, die wiederum den Markt mit Spezialfutter befeuern.
Fressnapf setzt im kompetitiven Markt auf eigene Marken, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Aigner: „Unser Eigenmarkenanteil geht bereits in Richtung 60 Prozent und ist damit heute doppelt so hoch wie noch vor fünf Jahren.“
Aktionsschlacht
Die Konkurrenz schläft aber nicht. Diskonter, Supermärkte und Bauhäuser liefern einander eine Aktionsschlacht, im oberen Preissegment drängen immer neue Anbieter in den Markt. Bei Hundehaltern ist derzeit „barfen“ angesagt, also die Fütterung von rohem Fleisch. Aigner: „Wir bauen das massiv aus, haben schon 40 Filialen mit Tiefkühlware ausgestattet.“
Dass die Gesundheit der österreichweit mehr als zwei Millionen Katzen und 800.000 Hunde immer wichtiger wird, spiegelt sich auch in der Versicherungsbranche wider. Um sich vor hohen Tierarztkosten zu schützen, schließen immer mehr Besitzer eine Tierkrankenversicherung ab. „Der Markt entwickelt sich über die Jahre stetig“, heißt es seitens der Allianz Gruppe. Im Vergleich zu den Märkten in Großbritannien und Skandinavien allerdings auf noch niedrigem Niveau. „Die Abschlüsse liegen derzeit im vierstelligen Bereich, die Durchschnittsprämien bei 300 Euro“, so eine Sprecherin der Allianz. Die meisten versicherten Tiere gibt es in Wien und den Umlandgemeinden.
Bei Abschluss der Versicherung für Hund und Katz’ gelten übrigens sehr ähnliche Regeln wie bei Menschen:
Die Prämien steigen mit dem Alter des Versicherten. Bei manchen Anbietern kann man sein Tier nur versichern, wenn es noch nicht älter als sechs Jahre alt ist. Welche Leistungen im Versicherungspaket enthalten sind, differiert stark.
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