Warum die Mobilfunktarife jetzt stark steigen und wie Kunden sparen können

Warum die Mobilfunktarife jetzt stark steigen und wie Kunden sparen können
Ab April steigen die Preise bei heimischen Mobilfunkern, weil die Verträge Indexanpassungen vorsehen. Es gibt aber viele Möglichkeiten zu sparen.

Viele österreichische Mobilfunk- und Internetkunden müssen bald mehr für ihre Tarife bezahlen. Denn ab 1. April werden Wertsicherungsklauseln in den Verträgen wirksam, die den Netzbetreibern Preiserhöhungen ermöglichen, ohne dass Kunden deshalb kündigen können. 

Für heuer beträgt die an den Verbraucherpreisindex (VPI) gebundene inflationsbedingte Anpassung 2,9 Prozent. Von den großen Mobilfunkbetreibern werden sie A1 und Magenta auf ihre Rechnungen aufschlagen. Drei wird heuer keine Wertanpassung durchführen. Weil die Inflation unter den in den AGB definierten Schwellenwerten liege, wie ein Sprecher dem KURIER sagt. Auch viele alternative Betreiber, etwa HoT oder Spusu, verzichten auf die Preisanpassung.

Bei einem Mobilfunktarif von 20 Euro mit Wertsicherungsklausel  steigt die Handyrechnung um knapp 60 Cent monatlich, bei einem Breitbandinternet-Tarif, der 40 Euro kostet, sind es knapp 1,20 Euro im Monat. Die heurige Erhöhung fällt im Vergleich zum Vorjahr, als sie 7,8 Prozent betrug, zwar moderat aus. Über die Jahre kommt durch die VPI-Klauseln aber einiges an Mehrkosten zusammen. 

Wie das Tarifvergleichsportal Tarife.at errechnet hat, sind die Preise seit 2020 insgesamt um 27,1 Prozent gestiegen. Ein Haushalt mit drei Handyverträgen und einem Internetvertrag zahlt im heurigen Jahr um 309 Euro mehr als noch vor fünf Jahren.

Preisanpassungen seien eine gute Gelegenheit zu überprüfen, ob der eigene Tarif noch passt, sagt die Konsumentenschützerin Gabriele Zgubic von der AK. Dazu rät auch Tarife.at-Geschäftsführer Maximilian Schirmer. Die Tarife  würden immer besser. Vor fünf Jahren habe man für einen Euro Grundgebühr lediglich 0,7 Gigabyte Datenvolumen bekommen, heute seien es bereits 2 GB. Inhaber von älteren Tarifen zahlen  nicht nur mehr, sie bekommen auch weniger, sagt Schirmer.

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AK-Konsumentenschützerin Gabriele Zgubic

Tarife überprüfen 

Zgubic rät, zu überprüfen, ob Gesprächsminuten und Datenvolumen dem eigenen Nutzungsverhalten tatsächlich entsprechen. Das erfordere zwar einen gewissen Zeitaufwand, es lohne sich aber, akiv zu werden, so die Konsumentenschützerin. 

Über Tarifrechner können Tarife gefunden werden, die dem eigenen Nutzungsverhalten besser entsprechen. Zu finden sind sie swohl bei der AK, als auch bei Preisvergleichsportalen wie Tarife.at oder Durchblicker. Gibt es bessere Angebote, sollte der Betereiber gewechselt werden. 

Tarif ohne Gerät

Von Tarifen, die ein Smartphone beinhalten, rät Tarife.at-Geschäftsführer Schirmer ab. In den meisten Fällen sei es günstiger das Handy selbst zu kaufen und einen SIM-only-Tarif zu wählen. Konsumentenschützerin Zgubic rät auch, sich zu überlegen, ob nicht auch generalüberholte gebrauchte Geräte den eigenen Ansprüchen genauso genügen. "Die Sprünge in der Technik sind nicht so groß." 

Besorge man sich das Handy selbst, könne man auch einer längeren Bindung an den Anbieter entgehen: "Je schneller man aus dem Vertrag herauskommt, umso vorteilhafter ist es." Für Tarife mit längerer Bindung gebe es kaum Gründe, sagt auch Schirmer. 

Angebote für Bestandskunden

Der Tarife.at-Geschäftsführer empfiehlt auch, auf gute Angebote für Bestandskunden bei den Betreibern zu achten.  Bucht man etwa zum Handyvertrag einen Internettarif für zu Hause dazu, gebe es meist hohe Preisnachlässe. Das Sparpotenzial sei vor allem bei Vielnutzern hoch.

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Tarife.at-Geschäftsführer Maximilian Schirmer

Kosten für den Netzausbau

Bei den Mobilfunkern verweist man im Zusammenhang mit den Indexanpassungenunter anderem auf die Kosten für den Netzausbau und auch darauf, dass solche Indexanpassungsklauseln auch in anderen Branchen üblich sind. „Ich würde mir wünschen, dass das auch einmal bei Versicherungen thematisiert wird und nicht nur bei uns“, heißt es bei einem großen Mobilfunker. 

Laut Tarife.at ist die Anzahl der Tarife, die an den VPI gekoppelt sind, im Mobilfunkbereich zuletzt stark gestiegen. Hatten im Vorjahr noch knapp fünf von zehn Tarifen mit monatlicher Grundgebühr eine Wertsicherungsklausel, sind es heuer bereits sechs von zehn. Bei Breitbandinternet-Tarifen stieg die Zahl nur geringfügig um 0,8 Prozentpunkte von 86,4 auf 87,2 Prozent. Meist gilt die Indexanpassung nur für die Grundgebühr, sie kann jedoch auch andere Gebühren betreffen. 

Viele zahlen noch die Servicepauschale

Viele  Mobilfunk- und Internetkunden zahlen etwa auch weiterhin die Servicepauschale. Die umstrittene Abgabe, die zwischen 25 und 35 Euro jährlich ausmacht, wurde zwar von allen heimischen Anbietern nach einer Klage der AK bei Neuverträgen vor mehr als einem Jahr eingestampft. In  älteren Verträgen ist sie aber nach wie vor enthalten und wird auch verrechnet. 

Um wie viele Verträge es sich handelt, ist unklar. Belastbare Zahlen sind weder bei der Regulierungsbehörde RTR noch bei den Betreibern zu bekommen. Schätzungen von alternativen Mitbewerbern, die von fünf bis sechs Millionen Verträgen ausgehen, werden von den Platzhirschen als "deutlich zu hoch" bezeichnet. Ob der eigene Tarif noch die Servicpauschale enthält, sollten Mobilfunkkunden jedenfalls auch prüfen.

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