Handelsexpertin: "brauchen Ausnahmeregelungen von Öffnungszeiten"
Die Nahversorgung in den vielen kleinen österreichischen Gemeinden wird immer wieder zum Thema.
Cordula Cerha, Handelsexpertin von der Wirtschaftsuniversität Wien, beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der Thematik.
Für sie erfüllen die lokalen Lebensmittelgeschäfte mehr als nur eine Versorgungsfunktion: „Einkaufen ist immer auch eine soziale Aktivität. Das sieht man etwa auch daran, dass Märkte heutzutage wieder so beliebt sind. Dort werden nicht nur Waren gehandelt, sondern auch Geschichten ausgetauscht“, so Cerha.
Selbstbedienungsboxen sind "Notlösung"
Selbstbedienungsboxen wie die von Kastlgreissler könnten diese Funktion nicht erfüllen. Cerha sieht sie als „Notlösung“. Sie seien laut der Expertin kein idealer Ersatz für klassische Nahversorger in kleinen Ortschaften.
Auch preislich gesehen können die kleinen Shops kaum im Wettbewerb mit den großen Supermarktketten bestehen. „Die Nahversorger brauchen die Bereitschaft der Kunden, für die Produkte mehr zu bezahlen. Diese erreichen sie nur, wenn sie einen Zusatznutzen bieten“, so Cerha. Hierfür bieten sich gerade Bio oder Regionalität als Verkaufsargument an.
Das ist aber laut der Expertin ein Nischenthema. „Viele Konsumenten haben mit der Teuerung zu kämpfen und müssen beim Einkauf aufs Geld schauen.“
Flexiblere Öffnungszeiten
Auch über längere Öffnungszeiten können sich kleine Nahversorger hierzulande nicht am Markt positionieren. „Ich glaube, wenn es ein politisches Interesse gibt, Nahversorgungsstrukturen zu schaffen oder aufrecht zu erhalten, dann braucht es eine größere Flexibilität und vielleicht Ausnahmeregelungen hinsichtlich der Öffnungszeiten“, sagt Cerha dazu.
Das scheint aktuell aber nicht in Sicht. Erst im Dezember 2023 hatte der Verfassungsgerichtshof entschieden, dass Selbstbedienungsläden wie normale stationäre Shops zu behandeln sind und deswegen keine Ausnahme von den vorgegebenen Ladenöffnungszeiten besteht.
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