Handel: Pandemie beschleunigt Kaufkraftabfluss ins Ausland

Handel: Pandemie beschleunigt Kaufkraftabfluss ins Ausland
In den Geschäften fehlt nach wie vor die Kundschaft - und auch das Verkaufspersonal. 20.000 Stellen sind nicht besetzt

Schlimmer geht immer. Jahrelang haben Händler moniert, dass jeder zweite Euro, den die Österreicher in Onlineshops ausgeben, auf die Konten ausländischer Versandhändler fließt. Eine Corona-Pandemie später schaut die Lage noch schlimmer aus. „Mittlerweile sind es drei von vier Euro, das ist schockierend“, sagt Rainer Will, Obmann des Handelsverbands.

Das Ende der 2-G-Regel im Handel (per 12. Februar) habe auch nicht die gewünschte Wirkung gebracht. Zwar seien zunächst die Umsätze gestiegen, doch ab dem Valentinstag ging die Umsatzkurve vielerorts auch schon wieder nach unten. Die Konsumstimmung ist im Keller. Nicht nur, weil vielen wegen gestiegener Kosten für Sprit, Energie und Mieten weniger für eine Shopping-Tour im Börsel übrig bleibt. Viele würde es schlicht nicht in die Einkaufsstraßen ziehen. Auch, weil sie sich dort nicht sicher fühlen – Stichwort Omikron. Zu unrecht, findet der Handelssprecher. Der Handel sei am Infektionsgeschehen unschuldig, auch wenn die Politik oft einen anderen Eindruck vermittelt habe.

Auf den ersten Blick schaut die Einzelhandelsbilanz übrigens gar nicht schlecht aus. 2021 legte der Branchenumsatz im Vergleich zum Vorkrisenniveau 2019 um 5 Prozent auf knapp 75 Milliarden Euro zu, inflationsbereinigt geht sich allerdings nur ein hauchdünnes Plus aus. „Und viele Händler mussten sich die Umsätze durch ungesunde Rabatte erkaufen“, so Will. Am schlimmsten ist die Lage – wie berichtet – im Mode- und Schuhhandel.

20.000 Stellen offen

Zuletzt zählte der Handel laut KMU-Forschung-Austria 598.600 unselbstständig Beschäftigte – inklusive Kfz- und Großhandel., Der Großteil (330.000) arbeitet im Einzelhandel. Die Branche beschäftigt demnach aktuell mehr Menschen als vor der Krise, was nicht heißt, dass es keine offenen Stellen gibt. Im Gegenteil. Derzeit sind 20.000 Stellen unbesetzt. Knapp ein Drittel der Betriebe musste einzelne Geschäfte zumindest einmal wegen Personalmangels schließen, sagt Will. Ein teures Unterfangen in Einkaufszentren, die von ihren Mietern in solchen Fällen eine Pönale kassieren können.

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