Handel: Coronakrise schürt Preisschlacht

Zu Beginn der der Corona-Krise machten viele Österreicher Vorratskäufe.
Die Preisschlacht im heimischen Lebensmittelhandel geht weiter. Hofer-Chef Horst Leitner: "Aktionitis fast schlimmer als vor drei, vier Monaten."

Die Coronakrise heizt die Preisschlacht im heimischen Lebensmittelhandel weiter an. "Die Aktionitis ist fast schlimmer als sie vor drei, vier Monaten war", sagte Hofer-Chef Horst Leitner im Gespräch mit der APA. Die Supermarktkette Spar hat in den vergangenen Monaten mit zahlreichen Preisaktionen den Rewe-Konzern (u.a. Billa, Merkur) als Marktführer überholt.

Der Großteil der Marktteilnehmer habe während des Corona-Lockdowns den Warenpreis nicht in den Vordergrund gestellt, so der Hofer-Generaldirektor. "Drei, vier Wochen später ist das Preisargument sehr wohl wieder in den Vordergrund gerückt." Durch weiteres Filialwachstum oder mehr Preisaktionen will der Lebensmitteldiskonter in Österreich jedoch nicht mehr Marktanteile dazugewinnen. Der Marktanteil schwankte in den vergangenen fünf Jahren zwischen 20,5 und 20,9 Prozent. Mit 530 Filialen und 12.000 Mitarbeitern machte Hofer im vergangenen Jahr hierzulande einen Umsatz von 4,3 Mrd. Euro.

Konsumenten zurückhaltend

Die coronabedingte Krise am Arbeitsmarkt schlägt sich schon merkbar in der Kauflust nieder. "Wir sehen, dass die Konsumenten zurückhaltend sind", sagte der Hofer-Chef. Vor allem ab der Mitte des Monats werde deutlich weniger eingekauft. Deswegen werde "der Preis weiterhin eine ganz große Rolle spielen".

Im März und April verzeichnete Hofer aufgrund der Vorratskäufe ein Umsatzplus von rund 10 Prozent, im Gesamtjahr könnte das Erlösplus - im Rahmen des Marktwachstums - bei 4 bis 5 Prozent liegen.

INTERVIEW MIT HOFER-GD HORST LEITNER

Hofer-Chef Horst Leitner

Die heimischen Bauern haben in der Vergangenheit mehrfach an den Lebensmittelhandel appelliert, es mit den Preisaktionen nicht zu übertreiben und faire Preise zu bezahlen. Der Spagat zwischen niedrigeren Preisen für die Konsumenten und höheren Preisen für die Erzeuger bringt den Handel oftmals in eine Zwickmühle. Man versuche, "immer den richtigen Kompromiss" zu finden, so Hofer-Chef Leitner.

"Es gibt ein großes Interesse des Lebensmittelhandels, die Strukturen in Österreich zu erhalten." Dafür zahle man den österreichischen Lebensmittelerzeugern höhere Preise als am Weltmarkt. Die "relativ guten regionalen Strukturen" bei Lebensmitteln hätten sich im März und April ausgezahlt, weil man trotz Hamsterkäufen eine sehr gute Warenverfügbarkeit gehabt habe.

Sehr positiv sieht der Hofer-Generaldirektor die Koordinierung mit der türkis-grünen Regierung in der Coronakrise. "Es war bis dato für den Lebensmittelhandel eine exzellente Zusammenarbeit." Man wusste beispielsweise zehn Tage vorher, dass die Maskenpflicht komme und habe sich entsprechend darauf vorbereiten können. Weiters hätten 60 Bundesheer-Mitarbeiter in mehreren Hofer-Lagern ausgeholfen und die Mitarbeiter entlastet.

Hofer hat den Mitarbeitern für die Mehrbelastung im März und April einen 10-prozentigen Gehaltszuschlag bezahlt. Die mehrwöchige temporäre Reduktion der Öffnungszeiten während des Corona-Lockdowns habe der Stimmung unter den Filialmitarbeitern "massiv gut getan", so Leitner. Auch die öffentliche Danksagung an die Beschäftigten im Handel habe positiv beigetragen. "Das Selbstverständnis unserer Mitarbeiter ist anders geworden."

Der Lebensmitteldiskonter bereitet sich mit den Lieferanten derzeit auf eine mögliche steigende Lebensmittelnachfrage im Herbst vor, sollte es zu einer zweiten Welle an Coronainfektionen in Österreich kommen. Im Vergleich zum März gibt es aber nun Erfahrungswerte über Einkaufsverhalten und Warenversorgung.

"Die Bevölkerung ist auch durch einen Lernprozess gegangen, dass die Versorgung mit Lebensmittel nicht das große Problem sein wird und insofern rechnen wir nicht damit, dass es so dramatisch sein wird", sagte der Hofer-Chef.

Kommentare