Häftling Kulterer erhält 350 Euro Taschengeld

Häftling Wolfgang Kulterer ist mittlerweile arm wie eine Kirchenmaus: Alleine für seine Anwälte musste er zwei Millionen Euro bezahlen
Kaum verwertbares Vermögen vorhanden, aber es drohen bis zu 50 Millionen Euro an Forderungen.

Im Privatkonkurs-Verfahren des ehemaligen Hypo-Alpe-Adria-Bank-Bosses Wolfgang Kulterer wird es morgen, Dienstag, spannend. Insolvenzverwalter Stephan Riel, bekannt als Masseverwalter des Alpine-Baukonzerns, wird die ersten Prüfungsergebnisse am Bezirksgericht Baden vorlegen. Das bestätigt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditrefrom.

Kaum verwertbares Vermögen

„Die bisherigen Erhebungen lassen sich dahingehend zusammenfassen, dass kaum verwertbares Vermögen vorhanden ist und die Verbindlichkeiten des Schuldners noch in keiner Weise seriös beurteilt werden können“, schreibt Riel in seinem aktuellen Bericht. "Außerdem steht die insbesondere von der Hypo Alpe- Adria-Bank International AG geäußerte Vermutung im Raum, dass Kulterer über weiteres, nicht offen gelegtes Vermögen im In- oder Ausland verfügt.“ Riel wird diesem Verdacht im Rahmen seiner Möglichkeiten, sprich der Insolvenzordnung, nachgehen.

„Dabei können die umfangreichen und jahrelangen Erhebungen der Strafverfolgungsbehörden und der Hypo Alpe-Adria-Bank International AG nicht nachgestellt werden. Das würde die Möglichkeiten eines Schuldenregulierungsverfahrens bei weitem überspannen", erklärt der Verwalter. „Vielmehr bin ich an die Hypo Alpe-Adria-Bank International AG mit der Aufforderung heran getreten, mir Anhaltspunkte zu möglichen weiteren Vermögenswerten des Schuldners zu geben, damit ich allfällige Erhebungen machen kann.“

Bis zu 50 Millionen Euro

Obwohl im Insolvenzantrag von Schulden in Höhe von 8,8 Millionen Euro ausgegangen wird, so Riel, wurden bisher (mit Stand: 29. September) nur Forderungen in Höhe von 44.375 Euro angemeldet. Aus den anhängigen Zivil- und Strafverfahren drohen weitere „Forderungen weit über 50 Millionen Euro“. Völlig unklar sei, so Riel, „in welchem Umfang die Hypo Bank International AG Schadenersatzforderungen anmelden wird“.

Das Taschengeld

Indes gewährt der Masseverwalter dem Ex-Banker Kulterer, der seit 7. Mai 2014 seine Haftstrafe von 6,5 Jahren wegen Untreue absitzt, einen Betrag von monatlich 350 Euro, damit Kulterer in der Strafhaft Einkäufe tätigen und seine Telefonkosten bezahlen kann.

Das Vermögen

Auf einem Konto bei der Raiffeisen-Bezirksbank St. Veit an der Glan-Feldkirch befindet sich ein Betrag in Höhe von 3960 Euro, dem aber eine (deutlich höhere) Verbindlichkeit gegenüber steht, heißt es im Bericht weiter. Auch das Wertpapierdepot (29.500 Euro) ist verpfändet – zugunsten der Firma NDM GmbH.

Die große Landwirtschaft

Diese Firma NDM GmbH bewirtschaftete den land- und forstwirtschaftlichen Betrieb Kulterers. Kulterer hat aber 95 Prozent der Firma um 300.000 Euro an seinen Cousin Andres S. verkauft. Die NDM ist Pächterin der Landwirtschaft und zahlt einen jährlichen Pachtzins von 38.000 Euro. Doch die NDM ist auch hoch verschuldet. Die Oberbank hat ihr im Jahr 2011 einen Kredit in Höhe von drei Millionen Euro eingeräumt, für den Kulterer persönlich bzw. mit Liegenschaften haftet. Rund 2,5 Millionen Euro sollen davon noch aushaften. Aber auch Wolfgang Kulterer steht noch mit 2,25 Millionen Euro bei der NDM in der Kreide, weil diese ihm ein Darlehen gewährt hat.

Geschäfte in Rumänien

Kulterer hat zumindest zwei Gesellschaften in Rumänien, die Agroeast und Pastis. Erstere handelt mit Beteiligungen und wies 2013 einen Jahresgewinn in Höhe von 2,6 Millionen Euro aus. Rechnet man die Verlustvorträge ein, schrieb das Unternehmen unter dem Strich fast 960.000 Euro Verlust. An dieser Firma sind eine Reihe von Investoren beteiligt, darunter die Ex-Kika-Leiner-Eigentümer Friederike und Herbert Koch. Kulterer verkaufte seine Anteile an Frau Koch, auch den letzten Anteil ( 0,33 Prozent) will er ihr für rund 95.000 Euro abtreten. Über die rumänische Firma Pastis gibt es nur spärliche Angaben. Sie soll ein negatives Eigenkapital aufweisen und Forderungen haben, „die offenkundig uneinbringlich“ sind, so der Bericht.

Kulterers Liegenschaften

Der Grundbesitz von Kulterer liegt in Niederdorf und Tanzenberg wenige Kilometer von St. Veit an der Glan entfernt. Sie „bilden in der Natur eine Einheit bestehend aus dem Wohnhaus, sprich dem Schloß der Familie Kulterer, und teilweise vermieteten Nebengebäuden, einem Stallgebäude, landwirtschaftlich genutzten und Waldflächen im Umfang von 27,4 Hektar. „Den größten Teil dieser Flächen hat Kulterer aufgrund von Übergabsverträgen von seinen Eltern übernommen“, weiß Riel. „Zu deren Gunsten ist ein Belastungs- und Veräußerungsverbot verbüchert.“

Alles verpfändet

Im Grundbuch der einzelnen Liegenschaften finden sich Pfandrechte von Wüstenrot (87.000 Euro ausgenutzt) und der Oberbank (2,5 Millionen Euro ausgenutzt) eingetragen. Und auf einer Liegenschaft in Niederdorf sitzt die Hypo Alpe-Adria-Bank mit einem Zwangspfandrecht über zwei Millionen Euro. Da dieses Pfandrecht erst im Jahr 2014 „begründet“ wurde, wird es der Insolvenzverwalter vorerst außergerichtlich anfechten.

Die Schätzung

Das gesamte Liegenschaftsvermögen wird von zwei Gutachten auf einen Wert in Höhe von 3,8 Millionen bis 4,15 Millionen Euro geschätzt. Doch für die unbesicherten Gläubiger würde bei einer Verwertung nichts abfallen. „Es ist zweifellos zutreffend, dass Wolfgang Kulterer ohne die Ansprüche die sich aus seiner straf- und zivilrechtlichen Verantwortlichkeit als Organ der Hypo Alpe-Adria-Bank International AG ergeben, nicht zahlungsunfähig wäre“, erläutert Riel. Dass diesen Verbindlichkeiten, zumindest - nach den Angaben des Schuldners und dem bisherigen Ergebnis meiner Erhebungen - kaum verwertbares Vermögen gegenüber steht, gehe laut Riel einerseits auf Kulterers Scheidung im Jahr 2004 und auf die aufgebrachten Beratungskosten (Rechtsanwälte) zurück. Alleine zwischen 2010 und Ende März 2014 musste Kulterer rund zwei Millionen Euro Beratungskosten berappen.

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