Gruseliges Halloween-Fest für Anleger
Dass es Investoren an den Börsen mitunter Angst und bange wird, ist vor allem bei absackenden Kursen nachvollziehbar. Abseits davon gibt es aber auch Saures, was nicht unbedingt auf den ersten Blick Furcht einflößt. Die britische Fondsgesellschaft M&G hat dazu sechs Faktoren zum Gruseln ausfindig gemacht.
1, US-Studenten stehen zunehmend in der Kreide
Studenten in den USA nehmen immer mehr Kredit auf: Aktuell stehen sie mit rekordverdächtigen 1,53 Billionen US-Dollar in der Kreide. Das bringt inzwischen auch den Chef der amerikanischen Notenbank Jerome Powell ins Grübeln: Denn je höher der Kredit, den Berufsanfänger zurückzahlen müssen, desto später können sie in den Wirtschaftskreislauf eintreten und zum Beispiel Wohneigentum erwerben oder für ihr Alter vorsorgen. Wer sogar Schwierigkeiten hat, das Ausbildungsdarlehen zurückzuzahlen, leidet langfristig unter einer schlechteren Bonitätseinstufung. Und das wirkt sich negativ auf die Gesamtwirtschaft aus.
2. US-Anleihen werden bedrohlich
Das lange Ende des US‐Staatsanleihe‐Marktes wird oft als eine riesige Anakonda beschrieben: Meist schläft sie und wird kaum beachtet. Doch sobald sie erwacht, greift die Angst um sich. 30‐jährige US-Staatsanleihen beißen zwar nicht, aber ihre Bewegungen können genauso gefährlich sein. Denn sie bestimmen Millionen von Hypothekenraten, ebenso wie den Preis, den Regierungen und Unternehmen weltweit für Fremdkapital zahlen.
Seit mehr als drei Jahrzehnten liegt die Rendite 30-jähriger Staatsanleihen innerhalb eines komfortablen Renditekorridors und hat den Investoren mit einem Kurszuwachs von 6 Prozent einen langen Aufschwung beschert. Kürzlich durchbrach die Anakonda-Kurve jedoch ihren Korridor und stieg auf über 3,3 Prozent, die höchste Rendite seit vier Jahren – und die Märkte fragen sich, ob sie demnächst aufwachen wird…
3. Verwässerter Anlegerschutz
Anleiheinvestoren legen großen Wert auf den Schutz ihrer Rechte, die in den Bondklauseln festgeschrieben sind, den so genannten Covenants. Doch seit einigen Jahren nehmen die „Covenant-Light“-Emissionen drastisch zu. Ihr Volumen übertrifft das Vorkrisenniveau von 2007 mittlerweile um ein Vielfaches. Das Problem: Lockere Covenants erleichtern es Unternehmen auch in finanziell schwierigen Zeiten, besicherte Anleihen zu begeben, und verwässern so den Wert höherrangiger Anleihen. Diese Bondinvestments werden für Anleger riskanter.
4. Schwergewicht Apple
Weniger zum Gruseln als zum Staunen: Vor zwanzig Jahren stand Apple noch kurz vor der Insolvenz – und ist nun das erste US-Unternehmen, das die Billionenmarke an der Börse übersprungen hat. Mit einer Marktkapitalisierung von 1 Billion US-Dollar ist Apple derzeit nicht nur mehr wert als der Euro Stoxx Banks-Index mit immerhin 26 Banken – darunter Großbanken wie Banco Santander, BNP Paribas, Deutsche Bank und Société Générale. Der iPhone-Erfinder bringt auch mehr auf die Börsenwaage als Staaten wie die Türkei, die Niederlande oder Saudi-Arabien in einem ganzen Jahr erwirtschaften. Für Investoren auf den ersten Blick eine süße Versuchung. Doch angesichts des hohen Börsenwertes ist ein Einstieg kaum noch lohnenswert. Zudem könnte es bei einer möglichen Schieflage von Schwergewicht Apple an den Börsen gewaltig rumpeln. Und dann gibt es wirklich Grund zum Fürchten.
5. US-Konjunktur droht eine harte Landung
Angesichts des brummenden Arbeitsmarktes und Börsen auf Rekordniveau hat die US-Notenbank mit der Anhebung der Leitzinsen begonnen, um eine „weiche Landung“ zu erreichen: Damit will sie zwar die Wirtschaft so weit verlangsamen, dass eine Überhitzung vermieden wird, gleichzeitig aber nicht so stark abbremsen, dass eine Rezession die Folge ist. In den vergangenen 70 Jahren ist das der Fed aber so gut wie nie gelungen.
6. Süßes oder Saures!
Halloween-Begeisterte geben in den USA mehr als neun Milliarden US-Dollar aus – davon allein drei Milliarden US-Dollar für Süßigkeiten. Je drei Mrd. Dollar werden für Kostüme und Dekorationen ausgegeben. Das kurbelt natürlich die Wirtschaft an. Zu viel Süßes ist jedoch eine Belastung für den Körper und in Folge für das Gesundheitssystem. Schon jetzt leiden viele Amerikaner unter Fettleibigkeit.
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