Besitzer der 47.000 Quadratmeter großen Liegenschaft sind je zur Hälfte die Stadt Wien und der staatliche Autobahnbetreiber Asfinag.
Derzeit sieht das Areal, das im Westen an den Lainzer Tiergarten grenzt, ziemlich trist und einsam aus. Eine seit Jahren aufgelassene Tankstelle, ein kleines Hotel mit einigen Parkplätzen, der Rest sind Freiflächen.
Das könnte sich bald ändern. 2024 soll Baubeginn sein, die Fertigstellung ist 2026 geplant. Die Investitionshöhe wird nicht verraten.
Hier entstehe das „modernste und umwelteffizienteste Großhandels-Logistikzentrum in ganz Österreich“, schwärmt eine Sprecherin von Transgourmet Österreich, nach eigenen Angaben mit knapp 500 Umsatzmillionen und 1950 Mitarbeitern (2021) führender heimischer Gastro-Händler. Wien West werde künftig „aufgrund der optimalen Lage als Zustellstandort für einen Großteil des Wiener Stadtgebiets fungieren“ und die Fahrten durch die Stadt reduzieren.
Bis 2030 soll der Standort überhaupt CO2-neutral sein. Die gesamte Dachfläche werde mit Photovoltaik ausgestattet, diese Anlage soll die E-Lkw-Flotte versorgen. Das dürfte freilich noch dauern. Zur Eröffnung soll ein Gutteil der Flotte umgerüstet sein, aber die Lieferzeiten für elektrische Lkw sind bekanntlich sehr lange.
Stichwort Bodenversiegelung – die Gebäudefläche betrage laut Transgourmet nur 21.500 Quadratmeter. Welche Fläche insgesamt zubetoniert wird, könne man noch nicht sagen, das hänge von der laufenden Bauplanung ab, derzeit in intensiver Abstimmung mit den Behörden.
Die MA 21 der Stadt Wien, die SPÖ-PlanungsStadträtin Ulli Sima untersteht, verteidigt das Projekt mit ähnlich grünen Argumenten, ebenso die Asfinag.
Offenbar ist doch nicht alles so wunderbar grün, denn es formiert sich Widerstand. Ein Logistikzentrum dieser Größe würde täglich von rund 300 Sattelschleppern beliefert, die rund 1200 Fahrten von Klein-Lkw Richtung Stadt induzieren würden, schätzt man in der ÖVP-Penzing. Mit dem Verweis auf Vergleichswerte von ähnlichen Logistikzentren im Süden und Norden der Stadt.
2014 wurden in einer Standortuntersuchung alle Nutzungsmöglichkeiten des Areals geprüft. Also auch Freizeit- und Sportanlagen oder Wohnungen. Zu schlechte Erreichbarkeit mit Öffis, Rad oder zu Fuß, erklärt man in der MA 21, warum das Gebiet der industriell-gewerblichen Nutzung vorbehalten ist.
Heute gebe es neue technische Möglichkeiten und Bedürfnisse, kritisiert Wolfgang Gerstl, ÖVP-Bezirksparteichef, dass nicht neuerlich evaluiert wurde.
Wäre noch der Klima-Effekt. Das Areal liegt laut der Klimaanalysekarte 2020 der Stadt Wien innerhalb einer Kaltluftabflussbahn mit hoher Wirksamkeit, das Großgebäude könnte negative Auswirkungen auf die Kaltluftschneisen des Wientals Richtung Innenstadt zur Folge haben.
„Wenn in der Innenstadt einzelne Bäumchen gesetzt werden, während man in den Außenbezirken großflächig versiegelt, ist das keine nachhaltige Stadtplanung, sondern bestenfalls Klimapopulismus vonseiten der Wiener Stadtregierung“, moniert Gerstl. Anzunehmen, dass auch die für die Asfinag zuständige grüne Klimaministerin Leonore Gewessler nicht sonderlich erfreut ist.
Stadt und Asfinag hatten bislang ohnehin nicht viel Glück mit ihrer Liegenschaft. Das Grundstück war etliche Jahre lang an die Immo-Gruppe Ekazent verpachtet, die einen unbefristeten Bestandsvertrag hatte. Als Generalpächter musste Ekazent in die Verhandlungen mit Transgourmet eingebunden werden. Daher sei keine öffentliche Ausschreibung erforderlich gewesen, erklärt man bei der Asfinag. Für eine marktadäquate Verwertung habe man Sachverständigen-Gutachten eingeholt.
Transgourmet zahlt neben einer Ablöse für den Vorpächter bis Dezember 2026 an Stadt und Asfinag einen Bauzins von nur 108.341 Euro. Denselben Betrag hatte auch Ekazent bezahlt. Ab 2027 erhöhte sich dieser Bauzins auf 492.000 Euro jährlich, immerhin.
andrea.hodoschek
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