Großinvestor Icahn warnt vor Börsencrash

Großinvestor Icahn warnt vor Börsencrash
Die Rekordjagd bei US-Aktien nährt Zweifel: "Nicht die Gewinne, sondern tiefe Zinsen befeuern die Kurse."

In die Börsen-Euphorie mischen sich Warnungen: Er sei bei Aktien sehr vorsichtig, sagte der (für seine aggressiven Methoden berüchtigte) US-Großinvestor Carl Icahn am Dienstag. Die Kurse könnten tief fallen: Sie würden mehr durch niedrige Kreditzinsen befeuert als durch Unternehmensstrategien. Die Stimme des 77-jährigen Multi-Milliardärs hat Gewicht: Der S&P500-Index gab um 0,4 Prozent nach.

Großinvestor Icahn warnt vor Börsencrash

Das ist aber nur ein winziger Zacken in einer unglaublichen Rekordjagd: Der US-Index, der 500 schwergewichtige Unternehmen abbildet, hat die Hochs von 2000 (DotCom-Blase) und 2007 (vor der Immobilienkrise) weit überholt. Der Frankfurter DAX eilt Woche für Woche zu neuen Rekorden. Davon ist der ATX in Wien deutlich entfernt, er hat seit Jahresbeginn aber immerhin 9 Prozent zugelegt. Das lässt viele frustrierte Sparer schwach werden – auch im traditionell skeptischen Österreich. Viele denken jetzt über Aktien-Investments nach, zeigen die Anrufe beim KURIER-Fonds-Telefon. „Die Bedingungen sprechen für Aktien. Wir sehen auch für 2014 die Aussichten günstig“, sagt Monika Rosen-Philipp, Chefanalystin im UniCredit Private Banking. Das Zinstief treibe viel Geld in den Aktienmarkt – attraktive Anlage-Alternativen sind zudem rar.

Vorsicht ist aber angebracht, nicht nur wegen Icahns Warnung. Wer jetzt einsteigt, ist recht spät dran. Wie lange der Kursanstieg andauert, weiß niemand. Der große Unsicherheitsfaktor ist die US-Notenbank Federal Reserve (Fed): Sie pumpt mit Anleihenkäufen 85 Mrd. Dollar pro Monat in den Markt. Diese Geldspritze ist ein Hauptgrund für die US-Börsenrally (s. Grafik). Reduzieren will die Fed die Käufe erst, wenn die Arbeitslosigkeit klar gesunken ist. Viele Analysten fürchten sich deshalb vor allzu guten Konjunkturdaten, weil damit der Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik naht. Mehr Wachstum und weniger Arbeitslose sollen schlecht sein für die Unternehmensgewinne? Eine absurde Logik. Das zeigt, wie sehr die US-Notenbank den Markt verzerrt.

Unsicherheit

Ändert die Fed ihre Politik und läutet die Zinswende ein, so sei das sicher ein „entscheidender Moment für die Börse“, sagt Rosen-Philipp. Eine Konsolidierung und Gewinnmitnahmen (sprich: sinkende Kurse) seien möglich. Ebenso gut könnte diese Unsicherheit aber schon in den aktuellen Kursen berücksichtigt sein. Hinweise auf eine Blase sieht sie nicht: Die Aktien seien nicht überbewertet. Das Verhältnis der Kurse zu den Gewinnen (KGV) sei im S&P500 – abgesehen von den Krisenjahren 2008/’09 – nach 2000 konstant gefallen. Seit 2012 steigen die Werte zwar an, sie lägen aber immer noch im langfristigen Mittel.

Quantitative Easing oder kurz QE (sprich: „Kju ih“) heißt das Zauberwort, das die Börsen beflügelt: Im November 2008 begann die US-Notenbank Fed, Wertpapiere zu kaufen. Das sollte die Kreditzinsen senken und die Konjunktur ankurbeln. Inzwischen ist die Fed bei Runde drei der Lockerungsübung angelangt; ihre Bilanzsumme hat sich auf vier Billionen US-Dollar vervierfacht. Ob das die Arbeitslosigkeit gesenkt hat, ist strittig – der Effekt auf die Börsen ist kaum zu leugnen: Der S&P500 bewegt sich seit dem Start der Käufe im Paarlauf mit der Fed-Bilanz.

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