Großinvestition in Kärnten: „Ein langfristiges Bekenntnis“ für Infineon

Infineon-Österreich-Vorstandsvorsitzende Sabine Herlitschka mit einer Chip-Platte
Bis 2025 investiert der Halbleiterhersteller 1,6 Milliarden Euro in Villach. Ein langfristiges Bekenntnis zu Kärnten und Europa.

Der Rohbau steht. Hoch, groß und omnipräsent thront Infineon über Villach. Insgesamt 1,6 Milliarden Euro werden laut Konzern in den Standort in Kärnten bis 2025 investiert. Das ist die größte Investition in diesem Sektor und das nicht nur in Österreich, sondern europaweit.

Herzstück der Baustelle ist eine vollautomatisierte Fabrik für Leistungshalbleiter auf 300-Millimeter-Dünnwafern. Hier ist Infineon laut Österreich-Chefin Sabine Herlitschka Vorreiter. „So dünn und funktionsfähig bekommt die keiner auf der Welt hin“, erklärt Herlitschka den Vorzug ihres Produktes.

Klein und kaum wahrnehmbar sind Halbleiter unverzichtbare Begleiter unseres täglichen Lebens. Sie werden in Fahrzeugen, Smartphones und Ausweisen verbaut. Was aber ist ihre Kernaufgabe? Kurz zusammengefasst: Sie sorgen dafür, dass Strom effizient genutzt wird. Und das bedeutet im Umkehrschluss eine massive Reduktion an CO2-Ausstoß.

Um sich das bildlich vor Augen führen zu können: Die CO2-Einsparung durch die Chip-Jahresproduktion in Villach entspricht dem Äquivalent von 10.700 Flügen eines vollbesetzten A380 von Wien nach Singapur. Die unterm Strich eingesparten 8,4 Millionen Tonnen CO2 entsprechen rund dem Vierfachen aller jährlichen Pkw-Emissionen in Österreich.

Großinvestition in Kärnten: „Ein langfristiges Bekenntnis“ für Infineon

Andreas Wittmann führte durch den Rohbau der neuen Fabrik.

„Was liegt, das pickt“

Baubeginn war 2019, Ende 2021 soll mit der Produktion begonnen werden. 400 neue Arbeitsplätze werden entstehen, denn trotz vollautomatischer Chip-Produktion müssen die Roboter überwacht und gewartet werden. Weiters wird am Gelände ein neuer Gebäudekomplex für Forschung und Entwicklung errichtet, wo 350 weitere Arbeitsplätze entstehen. Dieser ist zusätzlich mit 50 Millionen Euro veranschlagt.

Arbeitsplätze sind für Herlitschka die „neue Währung“ und die Investition für Infineon ein klares Bekenntnis zum Standort. „Die Finanzindustrie kann von heute auf morgen die Koffer packen, bei uns geht das nicht,“ führt Herlitschka aus. Der Konzern folgt damit der alten Kartenspielerweisheit „Was liegt, das pickt“ und setzt in Zukunft noch mehr auf das Herzstück des Konzerns im Süden Österreichs. Dieser Schachzug ist laut der Österreich-Chefin auch ein klares Bekenntnis zu Europa. Das Spiel der „Großen“ findet nämlich woanders statt.

Die drei führenden europäischen Halbleiterkonzerne kommen zusammen gerade einmal auf ein Drittel des Umsatzes von Marktführer Samsung. Der Jahresumsatz des südkoreanischen Riesen: satte 74 Milliarden Dollar. Und dennoch ist der Kampf „David gegen Goliath“ für Herlitschka einer, den es sich zu führen lohnt. „Die Kompetenzen in diesem Sektor müssen für uns in Europa klar greifbar bleiben,“ betont Herlitschka.

Beim Lokalaugenschein geht es zuerst in einen bereits existierenden Reinraum am Gelände. Hinter einer Glasscheibe lassen sich die Abläufe der Produktion verfolgen. Ein Roboterarm fährt die Decke entlang, greift sich die auf einer Platte gestanzten Chips und transportiert sie in Richtung Sammelpunkt.

Das schablonierte Endprodukt ist kaum größer als ein Stecknadelkopf. Chef auf der Baustelle ist Andreas Wittmann. „Im jetzigen Rohbau erkennt man erst, wie viel Aufwand für so eine Fabrik betrieben wird.“ In den Räumen, in denen wir heute noch stehen, wird die Luft in 18 Monaten über 1000-mal staubfreier sein als in OP-Sälen von Krankenhäusern.

Großinvestition in Kärnten: „Ein langfristiges Bekenntnis“ für Infineon

Am Rande von Villach entstehen eine vollautomatisierte Hightechfabrik für Halbleiter und ein neues Infineon-Forschungsgebäude

 

Kommentare