Großer Andrang auf den Job-Bonus

Neue Jobs gehen vor allem an die Jungen
Bisher 2500 Anträge für 6300 neue Arbeitnehmer zugelassen. EU-Okay steht immer noch aus.

Auf den Stichtag haben offenbar viele Firmen gewartet: Seit 1. Juli winkt für zusätzliches Personal Geld vom Staat. Betriebe können sich die Hälfte der Lohnnebenkosten für drei Jahre sparen, wenn sie den " Beschäftigungsbonus" beantragen.

Der erwartete Ansturm auf die Lohnsubvention ist auch eingetroffen: Bei der Förderstelle Austria Wirtschaftsservice (aws) wurden bis Ende Juli 2537 Anträge für insgesamt 6333 Arbeitnehmer zugelassen. Eingelangt seien schon mehr als 8000 Anträge, berichtet aws-Sprecher Daniel Pinka dem KURIER. Es müssten aber immer wieder Doppel- und Mehrfachanträge aussortiert werden. In einigen Betrieben stellten gleich mehrere Abteilungen eigene Anträge. Die aws-Hotlinie verzeichnete mehr als 6000 Anrufe, die Info-Website www.beschaeftigungsbonus.at verzeichnete 36.000 Besucher.

Die meisten Anträge kamen aus Wien und Oberösterreich, die wenigsten aus Kärnten und dem Burgenland. Laut Pinka sind sowohl "große, namhafte Unternehmen" als auch viele kleine Betriebe darunter.

Guter Start

Das Wirtschaftsministerium zieht eine positive Zwischenbilanz: "Wir sind sehr zufrieden mit dem Start des Beschäftigungsbonus. Die Zahl der Anträge entspricht unseren Erwartungen, auch die Rückmeldungen der Betriebe sind positiv", sagt Ministeriums-Sprecherin Sonja Horner. Es gibt aber auch Kritik von Firmen wegen der erforderlichen Nachweise. Lehrlinge etwa müssten extra dazugezählt werden, was in elektronischer Form mühsam sei, berichtet Berndt Zinnöcker von der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft BDO Austria: Viele "Stolperfallen" hätte das aws aber inzwischen beseitigt, stellt er der Abwicklungsstelle in Summe ein gutes Zeugnis aus.

Für Verunsicherung sorgt das nach wie vor ausständige Okay der EU zu den Förderrichtlinien. Wie berichtet, könnte Brüssel nicht gefallen, dass EU-Bürger, die zuvor nicht in Österreich gearbeitet oder studiert haben, vom Bonus ausgeschlossen sind. Es herrscht also noch keine Rechtssicherheit. Da der Bonus im Nachhinein, also frühestens Mitte 2018 ausbezahlt wird, gebe es weder Verzögerungen noch einen finanziellen Nachteil für die Firmen, heißt es im Wirtschaftsministerium.

Beschäftigungsboom

Welchen zusätzlichen Job-Effekt der Bonus bewirkt, bleibt abzuwarten, die Beschäftigungsdaten für Juli liegen noch nicht vor. Ganz ohne Bonus stieg die Beschäftigung schon im Juni mit 68.000 zusätzlichen Jobs so stark wie seit Jahren nicht. Der Beschäftigungsboom dürfte über den Sommer anhalten, denn beim AMS sind aktuell 65.000 offene Stellen ausgeschrieben, um 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Gewerkschaft gibt zu bedenken, dass ein Teil des Job-Booms auf die Umwandlung von Vollzeit- in Teilzeitstellen zurückzuführen ist und fordert eine Verdoppelung des Mehrstundenzuschlags für Teilzeitkräfte auf 50 Prozent. Die Wirtschaftskammer lehnt dies mit Verweis auf die Notwendigkeit von mehr Flexibilität am Arbeitsmarkt postwendend ab.

Von der verstärkten Arbeitskräftenachfrage profitieren derzeit vor allem die Jungen. Während im Juli die Jugendarbeitslosigkeit um 6,4 Prozent sank, gab es bei den über 50-Jährigen neuerlich einen Zuwachs von 3,8 Prozent auf knapp 98.000 Betroffene. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen stieg sogar um 6,7 Prozent an. Für sie soll die "Aktion 20.000" Jobs im gemeinnützigen Bereich schaffen. Insgesamt ging die Arbeitslosigkeit Ende Juli um 2,4 Prozent auf 370.000 Personen zurück (s. Grafik).

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