Größter Preistreiber ist der Staat

Sonnenaufgang taucht Windpark in farbenprächtiges Licht.
Steuern, Abgaben und Ökoförderung am stärksten gestiegen – ein Drittel Anteil am Strompreis

Der milde Winter lässt hoffen: Zumindest die Heizkosten dürften heuer deutlich geringer ausfallen als sonst um diese Jahreszeit. Das ist aber für die österreichischen Haushalte nur ein schwacher Trost. Denn dass Strom und Gas immer mehr ins Geld gehen, ist keine Jammerei, sondern eine Tatsache.

Größter Preistreiber ist der Staat
Für einen durchschnittlichen EU-Haushalt ist Strom in den letzten Jahren durchschnittlich um 4 Prozent und Gas um 3 Prozent pro Jahr teurer geworden. Beides liegt weit über der Inflationsrate. Warum das so ist, hat die EU nun im Detail untersucht. Schuld an den höheren Strompreisen sind vor allem die Steuern, Abgaben und die Ökostromförderung. Sie haben EU-weit seit 2008 um fast 37 Prozent zugenommen. Zum Vergleich: Der „nackte“ Strompreis, die Erzeugungs- und Verkaufskosten, sind nur um rund 7 Prozent höher. Der dritte Faktor, die Übertragungs- und Netzkosten, fallen um 19 Prozent höher aus als 2008.

Ein Drittel Steuern

Österreich ist da keine Ausnahme: Der Anteil am Strompreis, der auf die Steuern und Abgaben (konkret die Mehrwertsteuer, Elektrizitätsabgabe und den Ökostromzuschlag) entfällt, ist seit 2008 von 28 auf 32 Prozent gestiegen. Der Strompreis beträgt für heimische Haushalte 20,8 Cent pro Kilowattstunde und liegt laut Euro­stat etwas über dem EU-Durchschnitt von 20 Cent.

Verglichen mit anderen EU-Ländern ist das geradezu paradiesisch. Die Dänen zahlen stolze 30 Cent pro Kilowattstunde, wovon satte 56 Prozent an den Staat gehen. Und die Deutschen kommen mit 29,2 Cent kaum günstiger weg – hier schlägt die hohen Ökostrom-Förderung zu Buche, der Steuer-Anteil macht 49 Prozent aus. Das andere Extrem sind die Bulgaren: Sie zahlen nur 9,2 Cent für die Kilowattstunde – was sich dort aber bei geringerer Kaufkraft viel stärker im Börsel bemerkbar macht.

Erzieherischer Effekt

Anders als in Deutschland ist die Ökostrom-Zulage in Österreich gedeckelt. Sie sei deshalb kein Preistreiber – die Kosten steigen nicht ständig weiter an, erklärt WIFO-Energieexperte Kurt Kratena.

Im internationalen Vergleich ist Europa ein besonders teures Pflaster. Für Elektrizität zahlt ein Haushalt in der EU mehr als das Doppelte als in den USA, für Gas sogar das 2,5-fache. Und der Unterschied wird immer größer.

WIFO-Experte Kratena sieht die üppige Besteuerung der Energiekosten für Haushalte in Europa nicht nur negativ. Das erziehe die Konsumenten nämlich zur Sparsamkeit: „Der Energieverbrauch ist bei uns pro Kopf nur halb so hoch wie in den USA.“ Zum Teil müssten sich die Konsumenten zudem selbst an der Nase nehmen – sie betrachten Strom und Gas oft als Fixkosten und denken viel zu selten über einen Anbieterwechsel nach.

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) sorgt für Bewegung am Energiemarkt. Ende Jänner werden die 260.000 Teilnehmer an der Energiekosten-Auktion darüber informiert, wie viel Ersparnis der Wechsel des Energielieferanten für sie bringen kann.

Mittlerweile versuchen auch Energielieferanten mitzumischen, die nicht an der Versteigerung teilgenommen haben oder wegen zu hoher Preise nicht zum Zug gekommen sind. VKI-Geschäftsführer Franz Floss freut sich, „wenn alle billiger werden.“ So hat etwa der Geschäftsführer von switch, Rene Huber, angekündigt, den Haushaltskunden ein Angebot zu machen, das die bei der Energiekosten-Auktion des VKI erzielten Energiepreise unterbietet.

Derzeit verrechnet switch (eine Tochter der Energie-Allianz von EVN, Wien-Energie und Energie Burgenland) seinen Kunden allerdings Energiepreise, die laut dem Tarifkalkulator der E-Control deutlich über dem Durchschnitt liegen. Beim Strom preis (ohne Neukundenrabatt) liegt switch auf Platz 22 von 26 Anbietern. Beim Gaspreis erreicht switch (ohne Neukundenrabatt) lediglich Platz 17 von 18 Anbietern.

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