Griechenland: Sparbefürworter holen auf

Griechenland: Sparbefürworter holen auf
Überraschung in Athen: Angesichts des drohenden Chaos legen die früheren Großparteien in den Umfragen wieder zu.

Im schwer von Krise und Unsicherheit gezeichneten Griechenland scheint sich eine Trendwende abzuzeichnen: Knapp einen Monat vor den Wahlen beginnen laut einer Umfrage des TV-Senders Alpha jene Parteien, die für eine Fortsetzung des rigiden Sparkurses im Land eintreten, erstmals wieder aufzuholen. Sogar die angeschlagene sozialistische PASOK darf demnach mit knapp 15 Prozent der Wähler rechnen. Bei den Wahlen am 6. Mai hatte sie nur 13,2 Prozent der Stimmen ergattert.

Profitieren vom Zulauf jener Griechen, die unbedingt in der Euro-Zone bleiben wollen und deshalb notgedrungen auch für das Sparprogramm sind, wird aber vor allem die konservative Nea Dimokratia (ND). Sie käme derzeit auf 26,1 Prozent der Stimmen (bei den Wahlen 18,9 Prozent). Von Parteichef Antonis Samaras wird es nun abhängen, ob die ND diesen plötzlichen Schub bis in die Wahlen mitnehmen kann. Noch immer sitzt der Mehrheit der griechischen Wähler die Wut über ihre gescheiterten Politiker im Bauch, und Samaras gilt als einer der Hauptrepräsentanten der altgedienten, geschmähten Politikerkaste.

Schon jetzt scheint sich ein politischer Zweikampf abzuzeichnen – zwischen Samaras und seinem Gegner auf der extrem linken Seite, SYRIZA-Chef Alexis Tsipras. Dieser wird vor allem jene Griechen hinter sich scharen, die gegen eine Fortsetzung des Sparkurses eintreten. Dabei dürfte Tsipras noch mehr Stimmen holen als Anfang Mai, als SYRIZA 16,8 Prozent gewann. Viele Wähler anderer Protestparteien wie etwa der Kommunisten oder der extremen Rechten werden zu Tsipras umschwenken.

Notfall-Szenarien

Gerüchte, die Griechen würden die Banken stürmen, haben sich indes nicht bewahrheitet, gab der griechische Bankenverband gestern Entwarnung: In den Geldinstituten herrsche normaler Betrieb. Auch die Hoteliers wiesen Berichte über angebliches Chaos zurück. Doch sie spüren die Krise schwer: Im Vergleich zum Vorjahr gingen in manchen Regionen die Buchungen um bis zu 40 Prozent zurück.

Die Europäische Zentralbank (EZB) und die EU-Kommission arbeiten bereits an Notfall-Szenarien für den Fall, dass Griechenland aus der Euro-Zone austreten sollte. Das sagte EU-Handelskommissar Karel De Gucht in einem Interview mit der belgischen Zeitung De Standaard. "Vor eineinhalb Jahren mag die Gefahr eines Domino-Effekts bestanden haben", sagte der EU-Kommissar und bezog sich dabei auf die Gefahr einer Ansteckung auf andere Schuldenstaaten wie Spanien und Italien. "Aber nun arbeiten wir an Notfall-Szenarien für den Fall, dass es Griechenland nicht schafft."

Mehr zum Thema

  • Hintergrund

  • Hintergrund

Kommentare