Griechenland in sechs Jahren auf Vorkrisen-Niveau
Glaubt man Antonis Samaras, hat Griechenland einen Wendepunkt erreicht, damit ist es Krisen-Halbzeit: 2014 soll die Wirtschaft nach sechs Jahren Rezession wieder wachsen. In weiteren sechs Jahren, so der Regierungschef, soll das Land wieder die Wirtschaftskraft und den Lebensstandard erreichen, den es vor der Krise hatte. „Wir haben eine Trendumkehr geschafft“, sagte Samaras am Dienstag in Brüssel. „Vor einem Jahr hat man viel vom ,Grexit‘ aus der Eurozone gehört, jetzt spricht niemand mehr davon.“
In Brüssel mag Samaras für die Sparmaßnahmen seiner Regierung Zuspruch finden, doch im eigenen Land wächst der Unmut: Seit Montag wird aus Protest gegen geplante Entlassungen im öffentlichen Dienst wieder gestreikt. Ärzte in staatlichen Krankenhäusern behandeln nur Notfälle, Gymnasiallehrer unterrichten nicht. Heute, Mittwoch, soll der Streik seinen Höhepunkt erreichen: Alle Staatsbediensteten werden ihre Arbeit für 48 Stunden niederlegen und auf die Straße gehen, weil die Regierung bis Ende 2014 15.000 Beamte entlassen will.
Barroso sagt Hilfe zu
Samaras sprach das direkt an: Hinter den guten Resultaten steckten „die Opfer des griechischen Volks“. Und er erinnerte die Geldgeber auch an ihr Versprechen, weiter zu zahlen, wenn Athen mit Reformen ernst macht. Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso bestätigt das: „Wenn das Hilfsprogramm geändert werden muss, werden wir das tun.“
In Brüssel wird auch schon an neuen Griechen-Hilfen gebastelt, die bis zur Deutschland-Wahl am Sonntag noch Tabu-Thema sind.
EU-Diplomaten rechnen mit einer Scheibchen-Strategie, um das Murren in den Geberländern leise zu halten: So könnte im Herbst nur die Finanzierungslücke für 2014 (vier bis sechs Milliarden) geschlossen werden, damit der Internationale Währungsfonds weiter mitzahlt. Im Frühjahr soll die Lücke für 2015 (ca. 6,5 Milliarden) versorgt werden – nach Möglichkeit mit einem dritten Hilfspaket, das 2016 (fünf Milliarden) umfasst. Und dann geht es noch um einen Schuldenschnitt, bei dem die Euro-Länder auf Geld verzichten. Aber das, sagt ein Diplomat, werde erst die letzte Scheibe.
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