"Griechen müssen mal zum Atmen kommen"

Österreichs Exporte nach Griechenland schrumpften erneut, der Handel mit Italien beginnt sich langsam zu stabilisieren.

Wie es Bruno Freytag, Österreichs Wirtschaftsdelegierter der Wirtschaftskammer Österreich in Athen, auch dreht und wendet: Aus Griechenland kommen derzeit kaum guten Nachrichten. Seit 2008, als die Welt in Hellas noch in Ordnung war, hat sich das Handelsvolumen mit Österreich nahezu halbiert (minus 45,5 Prozent). Und der Trend, so Freytag, "bleibt weiter negativ".

Die von der Regierung in Athen bisher umgesetzten Maßnahmen - Verwaltungsreform, Steuererhöhungen, Bürokratievereinfachung - haben noch nicht gegriffen: Der private Konsum schrumpft weiter, die Staatseinnahmen sanken in der ersten Jahreshälfte um 6,4 Prozent, das BIP wird heuer um 5,5 Prozent zurückgehen. Unter diesen Voraussetzungen sei nicht absehbar, glaubt der österreichische Handelsdelegierte, "dass Griechenland seine Schulden zahlen kann. Einnahmen von 52 Milliarden Euro stehen Ausgaben von 53 Milliarden gegenüber. Aber dazu kommen noch Zinszahlungen von 16 Milliarden Euro. Und 2014 werden diese Zinsen bereits 19 Milliarden betragen - das ist nicht zu finanzieren."

Dringend benötigte Einnahmen könnte die Regierung durch Privatisierungen hereinholen - doch auch diese stocken, vor allem wegen des Widerstandes der Gewerkschaften. Mit noch weiteren Auflagen und Steuern für die bereits unter großem Druck stehende Bevölkerung sei nach Meinung Freytags nichts mehr zu holen. "Die Griechen müssen wieder einmal zum Atmen kommen."

Italien

Geradezu hoffnungsvoll hört sich im Verhältnis dazu die Lageeinschätzung von Österreichs Wirtschaftsdelegiertem in Mailand, Michael Berger, an. Nach einem Einbruch des österreichisch-italienischen Handelsvolumens im Krisenjahr 2009 haben sich die Geschäfte 2010 wieder erholt und dürften heuer wieder Vorkrisenniveau erreichen. Italien ist nach Deutschland Österreichs zweitwichtigster Handelspartner.

Dass Italien trotz seiner Rekordverschuldung von 1900 Mrd. Euro oder 120 Prozent seines BIPs ein Fall für den Rettungsschirm werde, glaubt Berger nicht. "60 Prozent der Staatsschulden hält Italien im eigenen Land", so Berger. Zudem habe Italien eine der höchsten Sparquoten und die drittgrößten Goldreserven der Welt.

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