Grazer Start-up will Lade-Standard definieren

Grazer Start-up will Lade-Standard definieren
Easelink bereitet Serienproduktion seiner kabellosen Ladelösung für Elektrofahrzeuge vor

Zu viele verschiedene Anschlüsse und Ladestandards und zu wenige Ladepunkte: Das Aufladen von E-Autos ist immer noch eine der größten Herausforderungen beim Ausbau der Elektromobilität. Und genau das will das Grazer Start-up Easelink mit seinem innovativen sogenannten „Matrix Charging“ ändern.

Dabei handelt es sich um eine kabellose, konduktive Ladelösung, bei der sich ein am Fahrzeugunterboden angebrachter Konnektor mit einem 60 mal 60 Zentimeter großen Ladepad am Boden verbindet. „Um das Fahrzeug zu laden, muss man es nur über der Platte parken, egal ob 30 Zentimeter weiter vorne, rechts oder links. Der Konnektor verbindet sich selbstständig mit dem Charging Pad und stellt eine Ladeverbindung her“, erklärt Hermann Stockinger, der Gründer von Easelink, im Gespräch mit dem KURIER.

Kooperationen

Die Easelink-Ladelösung sei anderen Ansätzen weit überlegen, sagt Stockinger: „An der am Stromnetz angeschlossenen Ladeplatte, die in den Boden eingelassen ist, befinden sich keine beweglichen Teile. Daher ist unsere Ladelösung völlig wartungsfrei.“ Außerdem sei das Ladepad sehr robust, sodass es auch ohne Weiteres auf öffentlichen Parkplatzen verbaut werden kann. Selbst wenn ein Lastwagen drüberfährt, könne das Gewicht der Platte nichts anhaben.

„Von der Parkgarage und dem Supermarkt-Parkplatz über den Drive-in bis zum Privat-Parkplatz und vor dem Bahnübergang – jede Stehzeit kann für das Laden des E-Fahrzeugs verwendet werden“, sagt Stockinger. Wenn quasi überall geladen werden kann, führe das dazu, dass auch die gefühlte Reichweite der E-Autos gesteigert wird, was wiederum dem Ausbau der Elektromobilität helfen soll.

Erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde die Matrix-Charging-Lösung vergangenes Jahr auf der Internationalen Automobilausstellung IAA in Frankfurt. „Die Resonanz war überwältigend“, so Stockinger. Es folgten Auftritte auf der wichtigsten Automesse in Asien, der „Beijing Autoshow 2018“ sowie auf der „Ghoungzhao Autoshow 2018“. Mittlerweile ist das Grazer Start-up zu einer Größe in der Branche geworden. Man befinde sich in intensiven Gesprächen mit deutschen, britischen, skandinavischen und chinesischen Automobilherstellern. „Wir arbeiten zum Beispiel sehr eng mit dem chinesischen E-Autohersteller Wey, einer Marke von ,Great Wall Motors‘ (GWM), zusammen, der unsere Ladetechnik bereits in mehreren Konzeptfahrzeugen seiner Premiummarke Wey integriert hat“, sagt Stockinger zum KURIER.

Serienproduktion

„Wir blicken sehr positiv in die Zukunft. Aktuell wird die Serienproduktion für große Automobilhersteller vorbereitet“, zeigt sich Stockinger optimistisch. Easelink will allerdings kein Exklusivzulieferer für einen einzelnen Autohersteller sein. Vielmehr wollen die Grazer mit ihrer Technologie generell den Ladestandard für E-Fahrzeuge definieren. Helfen soll dabei unter anderem ihr starkes Engagement in China, wie Stockinger erklärt: „Wir haben mittlerweile auch eine Niederlassung in China. Was Elektromobilität betrifft, werden dort aktuell die Weichen gestellt. Der chinesische Anteil am globalen Elektromobilitätsmarkt belief sich letztes Jahr auf ungefähr 50 Prozent.“

Auf der anderen Seite führt Easelink auch intensive Gespräche mit Infrastrukturbetreibern, um seine Ladetechnik in Tiefgaragen oder öffentlichen Parkplätzen zu integrieren. „Wir stehen gerade kurz davor, ein innovatives Pilotprojekt im europäischen Raum offiziell zu starten. Dabei wird unsere Ladetechnologie mit einem namhaften Infrastrukturbetreiber im Flottenbetrieb erprobt, um Erkenntnisse über die Weiterentwicklung zu sammeln“, sagt der Firmengründer.

Easelink bleibt in Graz

Zentrum des Schaffens soll allerdings Graz bleiben: „Mit der TU Graz, dem Start-up-Know-how im Science Park und der steirischen Automobilindustrie haben wir hier in Graz ein sehr gutes Umfeld.“

Anders als viele Start-ups befindet sich Easelink aktuell zu hundert Prozent im Besitz des Gründers. „Unterstützt werden wir in unserem Vorhaben etwa durch die Programme der Förderbank aws (austria wirtschaftsservice) sowie dem internationalen EU-Innovationsprogramm“, heißt es von Easelink.

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