EU-Staaten ziehen gegen Übernahmen ins Feld

Schweden und Briten würden die Arbeitsplätze am liebsten einzäunen.
AstraZeneca, Alstom: Aus Sorge um Jobs wollen sich immer mehr Staaten gegen Investoren abschotten.

Kaum ist die Welle der Firmenübernahmen angelaufen, da setzen sich etliche europäische Regierungen schon kräftig dagegen zur Wehr. Gleich drei schwedische Minister forderten die Aktionäre des britischen Pharmakonzerns AstraZeneca am Freitag via Wall Street Journal auf, das Übernahmeangebot des US-Riesen Pfizer abzulehnen. Dieser bietet 106 Milliarden Dollar für den Pharmakonzern, der 1999 aus der Fusion der schwedischen Astra mit der britischen Zeneca hervorgegangen ist. Zuvor hatte sich schon Schwedens Regierungschef Fredrik Reinfeldt besorgt über die Pläne des Viagra-Herstellers geäußert. Die Sorge ist, dass Pfizer wie bei früheren Übernahmen einen Kahlschlag bei den Arbeitsplätzen durchführt. Von 52.000 Mitarbeitern weltweit arbeiten 7000 in Großbritannien und 6000 in Schweden. In Cambridge wird für AstraZeneca soeben ein Forschungszentrum gebaut. Auf Druck aus London hatte Pfizer zugesagt, die Forschung an Ort und Stelle zu belassen – zumindest fünf Jahre lang. Aus Steuergründen will Pfizer zudem den Firmensitz aus den USA nach Großbritannien übersiedeln. Die Schweden befürchten, dass diese Zusagen ihnen auf den Kopf fallen könnten.

"Klar Protektionismus"

Paris wiederum brüskierte London und Brüssel mit einem Erlass, der der Regierung Mitsprache- und Vetorechte bei Firmenübernahmen einräumen soll – nicht nur im Verteidigungssektor, sondern auch bei Transport, Pharma, Energie, Telekom und Wasser. "Wirtschaftlichen Patriotismus" nannte das Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg. Der Vorstoß könnte jedoch gegen EU-Recht verstoßen. Binnenmarktkommissar Michel Barnier, selbst Franzose, kündigte eine "sehr ausführliche Prüfung" an. In den EU-Verträgen sei genau definiert, wann ein Staat eingreifen darf – wenn die öffentliche Sicherheit oder Ordnung in Gefahr ist. Paris könne nicht bei allen Firmenverkäufen mitmischen. "Das wäre klar Protektionismus", sagte Barnier.

Die Franzosen wollen sich bessere Karten im Übernahmepoker um Alstom verschaffen. US-Rivale General Electric (GE) bietet 12,35 Milliarden Euro für die Energiesparte des französischen Industriekonzerns. Der deutsche GE-Konkurrent Siemens prüft ebenfalls ein Offert.

Wo Milliarden den Besitzer wechseln:

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A man walks past Pfizer's world headquarters in Ne
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File photograph shows the logo of AstraZeneca on m
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KOMBO - Pfizer und AstraZeneca
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The logo of Bayer AG is pictured at the Bayer Heal
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Tabletten
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Landis receives botox treatment from Dr. Alizadeh
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Logo of Swiss drugmaker Novartis is seen at its he
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A jogger runs past a signage for pharmaceutical gi
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A combination of two file photographs shows the lo

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