GPA-Chefin will bei KV-Runden Einmalzahlungen "nur als Zubrot"

Vorsitzende der Privatangestellten-Gewerkschaft, Barbara Teiber
Economica-Studie: Bei Einmalzahlung statt nachhaltiger KV-Erhöhung würden Arbeitnehmer über Lebensarbeitszeit knapp 100.000 Euro verlieren.

Die Gewerkschaft GPA wird auch diesen Herbst auf nachhaltige Kollektivvertragsabschlüsse über der Inflationsrate pochen und Einmalzahlungen nur als "nettes Zubrot" zusätzlich akzeptieren, sagte GPA-Chefin Barbara Teiber am Montag vor Journalisten. Laut einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Economica würden Arbeitnehmer, wenn sie 2022 eine Einmalzahlung statt einer KV-Erhöhung bekommen hätten, über ihre Lebensarbeitszeit knapp 100.000 Euro verlieren.

Auch bei jemandem, der im Vorjahr ca 40 Jahre alt war und noch 25 Berufsjahre vor sich hatte, würde der Einkommensausfall durch die Einmalzahlung noch bei rund 75.000 Euro liegen, erläuterte Economica-Experte Dominik Grübl in der gemeinsamen Pressekonferenz auf Basis von zehn verschiedenen Karriereverläufen. Wobei Grübl und Teiber mehrfach betonten, dass die Berechnungen auf Mindestgehältern aufsetzten und die "Untergrenze" des Gewinnentgangs darstellen würden.

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Das Problem bei Einmalzahlungen

Das Problem aus Sicht der Angestellten mit Einmalzahlungen liegt darin, dass die KV-Erhöhungen des Folgejahres wieder auf dem niedrigeren Gehalt ohne Einmalzahlung aufsetzen. Diese fehlende einmalige Erhöhung schlägt sich wie eine Zinseszinsenrechnung jedes Jahr stärker nieder.

Gegen längere Laufzeiten

Die GPA-Chefin weist auch die vom neuen IHS-Chef Holger Bonin ins Spiel gebrachte Forderung nach längeren Laufzeiten der Kollektivverträge - wie sie etwa in Deutschland üblich sind - zurück. In Einzelfällen gebe es auch jetzt schon mehrjährige KV-Abschlüsse, aber "da ist das Verhandlungsergebnis ein anderes, als sich der neue IHS-Chef (Holger Bonin) und auch manche Arbeitgeber vorstellen", denn in diesen würden dann trotzdem die aktuellen Inflationszahlen berücksichtigt. 

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Eigentum leichter ermöglichen

"Es ist schon bemerkenswert, dass die gleichen, die fordern, Eigentum leichter zu ermöglichen, die gleichen sind, die uns durchaus mit Einmalzahlungen abspeisen wollen", so Teiber. Das wäre aber für den Aufbau von Eigentum "die schlimmste und kontraproduktivste Maßnahme".

Von der Regierung wünscht sich die GPA-Chefin, nicht mehr "zum Schaden der Unselbstständigen den Einmalzahlungen das Wort zu reden" und dafür in die Preiserhöhungen bei Energie, Lebensmitteln und Mieten einzugreifen. Angesichts steigender Preise sei es "überlebensnotwendig", dass auch die Löhne steigen.

Keine Lohn-Preis-Spirale

Teiber wies erneut den Vorwurf einer "Lohn-Preis-Spirale" zurück, vielmehr würden die Löhne den Preisen folgen. Würde die Regierung die Inflation einbremsen, dann würden auch die Lohnerhöhungen niedriger ausfallen, argumentiert sie. "Superreiche Millionäre" würden "fast nichts zur Finanzierung unseres Sozialstaats beitragen", daher "fordern wir auch mit aller Vehemenz weiter die Einführung einer Millionärssteuer und werden uns auch sicher nicht von mäßig gemachten Homepages der Industriellenvereinigung davon abbringen lassen, für ein gerechteres Steuersystem einzutreten", so Teiber.

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5,7 Milliarden Euro an Gehaltserhöhung

Gröbl und Teiber wiesen auch auf die volkswirtschaftliche Bedeutung der KV-Erhöhungen hin. Die Abschlüsse seit dem dritten Quartal 2022 bis Mitte 2023 lagen im Schnitt bei 8,7 Prozent, die zugrunde liegende rollierende Inflation der letzten 12 Monate betrug im Schnitt 7,75 Prozent.

1,5 Millionen von insgesamt 2,2, Millionen Angestellten in gut 120 Kollektivverträgen wurden durch die Studie erfasst, sie lukrierten 5,7 Mrd. Euro an Gehaltserhöhungen. Die Erhöhungen führten zu Mehreinnahmen der Sozialversicherung von 1,5 Mrd. Euro bzw. erhöhten den privaten Konsum um 2,8 Mrd. Euro. Auch das trage zur Stabilisierung der Wirtschaft bei, betonte Teiber.

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