Gold: Preissturz war nur kurzer Dämpfer

Gold: Preissturz war nur kurzer Dämpfer
Nach dem Rückgang um 200 Dollar steigt die Nachfrage nach dem Edelmetall wegen Sorgen um die Konjunktur wieder.

Die vergangenen Tage waren für all jene, die vor Kurzem erst in Gold investiert haben, nervenaufreibend. Denn der Kurs des Edelmetalls fiel nach Erreichen des Rekordstandes im Verlauf des Montag von 1913 US-Dollar innerhalb von zwei Tagen auf 1707 Dollar. Das war der stärkste Einbruch seit fast drei Jahren. Ist die Preisblase, die einige Experten hinter der Rallye vermuten, nun geplatzt?

"Nein", gibt die Mehrzahl der Beobachter Entwarnung. Denn der Kurssturz war nur auf den ersten Blick unbegründet. "Der Anstieg um 18 Prozent seit Anfang August war kurzfristig zu stark, die Euphorie zu groß", sagt der Goldexperte der Erste Bank, Ronald Stöferle. Daher sei der Rückgang nun ganz normal. Besonders Investoren, die schon länger investiert waren, haben die Gunst der Stunde genutzt und Kassa gemacht. Zudem haben auch einige Börsen ihre Hinterlegungspflichten für Termingeschäfte mit Gold angehoben. Den erhöhten Kapitalbedarf konnten einige Marktteilnehmer zunächst nicht aufbringen und stiegen aus. Und nicht zuletzt sorgten auch positive Konjunkturmeldungen für Abflüsse in Richtung des risikoreicheren Aktienmarkts.

Keine Wende

Gold: Preissturz war nur kurzer Dämpfer

"Das Übelste ist vorbei, vielleicht geht es noch ein wenig nach unten", sagt Stöferle. Bei 1620 Dollar sieht er das untere Preislimit. Die Schweizer Bank UBS hält einen möglichen neuerlichen Tiefpunkt bei 1740 Dollar für möglich, die Saxo Bank rechnet nicht mit einem
Unterschreiten der 1700-Dollar-Marke. "Die niedrigeren Preise dürften insbesondere in Asien zu verstärkten physischen Goldkäufen genutzt werden", heißt es aus der Commerzbank. Auch die Niedrigzinspolitik vieler Länder und die hohen Staatsschulden, gepaart mit konjunkturellen Unsicherheiten, sind nach Ansicht Stöferles weitere Preistreiber. "Mittel- und langfristig sehe ich bei Gold keine Trendwende." Die Ausführungen von US-Notenbanker Ben Bernanke werden sich laut Stöferle nicht unmittelbar auf den Goldpreis auswirken. Werden jedoch Erwartungen enttäuscht und Aktien geraten weiter unter Druck, helfe dies dem Goldpreis.

Der Goldpreis dürfte jedoch - ähnlich wie die Aktienmärkte - je nach Eintreffen von schlechten oder guten Wirtschaftsmeldungen - großen Aufs und Abs unterworfen bleiben. So gab er Freitagnachmittag innerhalb von nur 30 Minuten um rund 25 Dollar nach.

Eine positive Meldung aus der Finanzwelt kam etwa am Freitag aus Italien. Das Land konnte sich am Geldmarkt billiger refinanzieren als noch vor einer Woche. Die zu zahlenden Zinsen für eine sechs Monate laufende Anleihe lagen bei 2,14 Prozent (nach 2,26 Prozent). Das Papier war zudem 1,6-fach überzeichnet. Eine schlechte Nachricht kommt hingegen von der Europäischen Zentralbank: Die Kreditvergabe der Banken geht zurück, was auf einen Abschwung hindeutet. Eine Erhöhung der Leitzinsen rückt damit in die Ferne.

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